So, soll doch mal keiner behaupten, ich würde nicht mal was neues ausprobieren. OK, ich geb's zu, als ich das PDF von Lara Adrians Kiss of Midnight zum ersten Mal aufgemacht hatte, wusste ich noch nicht, dass ich mich auf einen waschechten Liebesroman - neudeutsch Contemporary Vampire Romance Novel - eingelassen hatte, aber sei's drum.
Ergebnis: ja, das Teil ist genau so formelhaft langweilig gestrickt, wie ich mir das in diesem Genre immer vorgestellt habe, von den entsprechenden Clichés wird aber auch wirklich keines ausgelassen (sie: stark, schön, unwiderstehlich für ihn und natürlich insgeheim submissiv; er: stark, dunkel, voller Geheimnisse, mächtig in Körperbau, Geist und... Gemächt und natürlich in seinen eigenen Augen ihrer völlig unwürdig), es schmachtet stark auf beiden Seiten, und so weiter...
Als besonderes Schmankerl ist die Handlung vorhersehbar, insbesondere die "überraschende" Wendung zum Schluss; er schert sich 'nen Dreck um ihr Einverständnis und ihr ist es am Ende natürlich Recht, auch wenn sie zu Anfang das Gegenteil behauptete; das Frauen- und Männerbild stammt überhaupt aus ferner Vergangenheit; und das Menschenbild ist ganz allgemein so abwertend, dass einem übel wird. Kostprobe: er ernährt sich hehrerweise nur von Drogenhändlern, Kriminellen, Junkies und anderem "Abschaum", innerhalb dieser Klassen aber natürlich völlig wahllos - sind ja auch alles "Untermenschen" - was so wunderbar dem allgemeinen Menschenbild des durchschnittlichen rechtskonservativen Amerikaners (und vermutlich auch Deutschen) entspricht.
Fazit: Man kann auch Schund schreiben, ohne dass die Vampire unbedingt glitzern müssen, und den immer wieder seitens der Liebesroman-Fraktion behaupteten Unterschied zwischen Pornoliteratur und Liebesroman halte ich weiterhin und noch mehr als bisher für eine Rechtfertigungslüge.
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