Alastair Reynolds: House of Suns
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei - die ersten beiden Bücher, die ich von Alastair Reynolds gelesen habe, Century Rain und Chasm City, konnten mich nicht wirklich begeistern, aber ich wollte ihm noch einmal eine Chance geben, da ich die britischen SF-Autoren im Allgemeinen recht interessant finde. Es ist fast unmöglich, die Handlung von House of Suns in ein paar Sätzen zusammenzufassen, dazu ist dieses Buch zu lang und beschäftigt sich mit viel zu großen Zeiträumen; das ungekürzte Hörbuch, das ich gehört habe, ist ca. 20 Stunden lang. Ich versuche es trotzdem mal:
Vor sechs Millionen Jahren hat Abigail Gentian sich 1000mal klonen lassen, wobei je zur Hälfte weibliche und männliche Klone entstanden sind, die "Shatterlings" genannt werden. In dieser langen Zeitspanne hat die Menschheit sich über die gesamte Galaxie ausgebreitet und mehr oder weniger Unsterblichkeit erlangt. Alle 200.000 Jahre findet ein "Familientreffen" der Gentians statt, zu dem alle Klone sich versammeln. Die Hauptfiguren dieses Romans sind zwei dieser Klone, Purslane und Campion, die sich (verbotenerweise) ineinander verliebt haben. Sie werden auf dem Weg zum Treffen aufgehalten und kommen ein paar Jahrzehnte zu spät, nur um festzustellen, dass fast das gesamte Haus Gentian einem Hinterhalt zum Opfer gefallen ist und ausgelöscht wurde.
Klingt wie ein Krimi? Ist aber keiner, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Hard SF, Space Opera trifft es eher. Die Erzählstruktur ist gewöhnungsbedürftig, zumal für ein Hörbuch, es hat eine Weile gedauert, bis ich mich hineingefunden hatte. Erzählt wird abwechselnd von Purslane und Campion, und zwischendurch gibt es immer wieder ein Kapitel mit einem Rückblick auf Abigails Leben. Leider verpasst man diese Perspektivwechsel, wenn man nicht wirklich konzentriert zuhört, denn es wird nicht darauf hingewiesen, dass der Ich-Erzähler wechselt. Gelesen wird das Buch von John Lee, den ich bei Chasm City als zu "mechanisch" empfunden habe, bei diesem Buch war er jedoch eine gute Wahl.
Trotz der immensen Zeitspannen, die dieses Buch umfasst, fand ich es "persönlicher" als z. B. Chasm City (das leider eher deprimierend war). Reynolds ist nicht ganz so "detailverliebt" wie Neal Stephenson, aber er muss wenigstens nicht jede Schweißnaht in einer Raumstation beschreiben. Letztendlich liegen seine Bücher wohl eher außerhalb meiner Komfortzone, obwohl House of Suns mir überraschend gut gefallen hat. Ich werde es sicher irgendwann noch einmal hören. Da es sich nicht in einer der bereits vorhandenen Kategorien der Challenge unterbringen lässt, kreiere ich den Punkt "Space Opera".
Challenge: GB (Space Opera), 4 Sterne (Buch), 3.5 Sterne (Sprecher)
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