Emil Marriot, Pseudonym von
Emilie Mataja, (20. November 1855 in Wien — 5. Mai 1938 ebenda) war eine österreichische Schriftstellerin des Realismus. (aus Wikipedia)
Der geistliche Tod. Roman, 1884.
Als Vorlage wurde die 6. Auflage verwendet. Verlag von Freund & Jeckel. Berlin, 1899.
Spoiler:
„Warum sagte er: ich werde es machen wie die Anderen?“ fiel Paula erblassend ein. „Ist denn das Klima hier so ungesund?“
„Sehr, meine liebe Fräul’n. Schauen Sie einmal zum Fenster hinaus; sehen Sie, von zwei Seiten kann der Wind herkommen und Wind haben wir das ganze Jahr. Und schauen Sie sich die Wiesen an ... nichts als sumpfiger Boden; deswegen kriegen’s auch hier so leicht das Fieber. Und die Leut’ hier sein arm; viel Kinder haben alle ... aber sonst gibt es hier keinen Segen. Obst wächst keines und auch kein Getreide ... die Luft ist so rauh, wir haben einen schrecklich langen Winter und einen so kurzen Sommer, und im Frühjahr schwemmt’s den Schnee von den Bergen herunter, daß man verzweifeln könnt. Ja, mein lieber seliger Herr hat hier nichts Gutes gehabt, Ich bitte Sie, wo Alle arm sind, ist der Seelsorger auch arm; in anderen Pfarren muß die Gemeinde dem Geistlichen Abgaben entrichten, an Getreide oder sonst was ... aber hier! was sollen die Leut’ hergeben, wenn sie selber nichts haben?
Wenn ich reden wollt’, könnt’ ich Manches erzählen ... Wir haben, oft nicht gewußt, wie einfach wir leben sollen, um drauszukommen. Und so viele Leut’ sind hier alleweil krank und die Häuser liegen nicht beisammen ... eines da, das andere dort ... und die Kranken wollen doch, daß der Geistliche sie heimsuchen kommt. Und dann haben die Sappermenter die Kirche noch auf einen Berg hinbaut ... Denken Sie nur, was es heißt, jeden Tag dort hinauf zu gehen! bei jedem Wetter. Im Winter war es oft schier unmöglich ... da hat der Herr sich erst mit einer Schneeschaufel den Weg frei machen müssen ... die Messe muß halt doch gelesen werden und der Herr hätte es auch nicht anders gethan ... er war so brav. Aber gehustet hat er schon lang und das Fieber hat er auch gehabt ... und dazu das schlechte Wasser und nur zweimal in der Woche Fleisch ... und was für eines! Die Leut haben ja Recht, wenn sie den Ort den geistlichen Tod nennen; keiner der Herren ist hier gesund geblieben ... alle sein lungenkrank geworden und gestorben.“
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