Unter dem Pseudonym
"Otto Ludwig" (aus Reichenbach) hat Emil Freiherr von Puttkammer (1802-75) zwei Criminal-Novellen veröffentlicht, die später irrtümlicherweise
Otto Ludwig (aus Eichsfeld) zugeschrieben wurden. Die Berichtigung ist unten abgebildet.
Im "Neuen deutscher Novellenschatz" (Bd. IV. R. Oldenbourg Verlag. München, 1884.) geben Paul Heyse u. Ludwig Laistner dann aber Puttkammer als Verfasser an.
Otto Ludwig (Pseud.): Zwei Novellenen.
- Der Todte von St.-Anna's Kapelle (Urania, 1840)
- Reden oder Schweigen? (Urania, 1843)
Verwendete Fassung: Otto Ludwig's gesammelte Werke. Bd. 4. Druck und Verlag von Otto Janke. Berlin 1870.
Quote:
[Vorwort aus: Neuer deutscher Novellenschatz. Bd. IV. R. Oldenbourg Verlag. München, 1884.]
Der Todte von St. Anna's Kapelle. — Reden oder Schweigen?
Zwei Novellen von Otto Ludwig aus Reichenbach. Berlin. Druck und Verlag von Otto Janke.
Emil Freiherr von Puttkammer ist 1802 zu Reichenbach in Schlesien geboren, gestorben in Potsdam am 9. September 1875 als Geh. Regierungsrath a. D. Als Dichter ist er nur mit zwei Criminalnovellen hervorgetreten, die er während seines Breslauer Aufenthaltes 1838 in der Urania unter dem Pseudonym Otto Ludwig erscheinen ließ. Um Mißdeutungen vorzubeugen, sei bemerkt, daß Otto Ludwig aus Eisfeld, dem man später diese Novellen zuschrieb, bis sie gelegentlich der Herausgabe von Otto Ludwig's gesammelten Werken der wahre Verfasser reclamirte, damals noch literarisch unbekannt war.
Bei der einen dieser Erzählungen "Der Todte von St. Anna's Kapelle" beruht die Spannung vornehmlich auf dem Geheimniß einer blutigen That, das Schritt für Schritt gelichtet wird, doch entbehrt sie nicht des feinsten Reizes, der in der künstlerischen Versöhnung durch das menschlich schöne Opfer eines großmüthigen Schweigens liegt.
Die andere ["Reden oder Schweigen?"], weit bedeutendere, die wir hier zum Abdruck bringen, hat ausdrücklich diese Frage des Schweigens zum Gegenstande. Von Anfang an ist uns der Einblick in die seelische Werkstätte gewährt, in die Entstehung einer Schuld, deren sittliche Beurtheilung keineswegs auf der Hand liegt und nur durch das Hin und Wider einer dialektischen Abwägung zu gewinnen ist. Wie geschickt diese Dialektik zu einem unentbehrlichen Theil der Handlung selbst gemacht, wie glücklich und lebenswahr die Charaktere gegriffen und gezeichnet sind, vor Allem der des „Allerweltsmanns“ und „Kakodämons“ Nettler, wie folgerecht die ganze Entwicklung, braucht nur ausgesprochen, nicht belegt zu werden. Die Herbigkeit des Schlusses hat der Verfasser durch einen Nachtrag zu mildern gesucht, der zugleich einen lose flatternden Faden der Vorgeschichte noch aufbinden soll. Ob derselbe künstlerisch nothwendig war, darüber ließe sich rechten; in der Wirkung jedenfalls reicht er nicht an die Haupterzählung heran.
Ludwig Laistner.
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