Ausnahmsweise mal kein Klamauk, sondern ein ernster Roman von Julius Stinde (auch wenn satirische Elemente keineswegs fehlen):
Quote:
Der Liedermacher ist ein Berliner Künstlerroman von Julius Stinde, erstmals 1893 erschienen und seither nicht wieder neu aufgelegt.
Julius Stinde hatte das reife Mannesalter erreicht und die großen Verkaufserfolge seiner Buchholzbücher lagen hinter ihm. Mit dem Liedermacher versuchte er nun andere Themen zu bearbeiten: das Scheitern eines Lieddichters in einer geldkranken Gesellschaft, in der auch die Kunst den Marktgesetzen unterworfen ist. Der Liedermacher Sophus Witt kommt aus behüteten Verhältnissen in das großstädtische Berlin und findet gesellschaftliche Kontakte im Hause der wohlhabenden Termens. Die Frau des Hauses hat auf eine Schauspielerinnen-Karriere verzichtet und will, dass ihre Tochter stellvertretend ihre verlorenen Träume verwirklicht. Zu diesem Zwecke versammelt sie in ihren Abendgesellschaften Musiker und Literaten, die ihr das Leben interessant machen und ihrer Tochter zu künstlerischen Erfolgen verhelfen sollen. Der junge Dichter wird von dem gesellschaftserfahrenen Musiker Viktor Monna über die Geldabhängigkeit der Kunst und über die wechselseitigen Ausbeutungsverhältnisse von Kunst und Gesellschaft aufgeklärt.
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(Wikipedia)
Ein äußerst gekonnt konstruierter Roman, der die Verstrickungen seiner Figuren zwingend erscheinen lässt und doch mit (durchaus bösen) Überraschungen im Handlungsablauf aufwarten kann.
Und Stinde konnte schreiben, wie hier, wo er ein Klischee mit einer originellen Metapher, nun ja, belebt:
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Die Tage wurden länger und die Nächte kürzer, oft brachen die Sonnenstrahlen schon durch die Morgenwolken, wenn die Kaffeehäusler ihren Schlafstellen zuwankten und sich ereifert hatten über Kunst, wie sie sein müßte, über Künstler, wie sie es haben müßten, aber nicht hätten, über die Welt, wie es nicht darin zuginge und wie es in ihr zugehen müßte, wenn sie am Ruder wären. Sie wollten so ziemlich alles Bestehende todtschlagen, schlugen aber nur die Nacht todt, und die hing wie eine unbegrabene Leiche dem nächsten Tage an, daß sie dessen nicht froh wurden und die rechte Schaffensfreude sich nicht in das Trauerhaus wagte.
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