@hamlok, ich kann mir auch nicht erklären, warum es immer noch so viele gekürzte Hörbücher auf dem deutschen Markt gibt, im englischsprachigen Raum sind die zum Glück so gut wie ausgestorben. Vielleicht wollen die Sprecher hierzulande so viel Gage, dass die Verlage meinen, sie könnten es sich nicht leisten.
Ich habe wieder ein "neues" Land für meine Nationen-Challenge zu bieten:
Zoran Zivkovic: Versteckte Kamera
Das habe ich in meinem immer noch turmhohen Papierstapel ausgegraben. Ein äußerst merkwürdiges Buch, muss ich sagen. Ein Bestattungsunternehmer findet eines Abends auf seiner Türschwelle einen Brief mit einer geheimnisvollen Einladung ins Kino. Aus Neugier folgt er ihr, ohne zu ahnen, dass er eine lange, schlaflose Nacht verbringen wird, die ihn von einem Ort der Stadt zum anderen führt. Ziemlich bald ist er überzeugt davon, dass er sich in der Fernsehsendung "Versteckte Kamera" befindet, aber ist dem wirklich so?
Das passendste Wort, das mir zu diesem Buch einfällt, ist "surreal". Ich weiß ehrlich gesagt nicht recht, was ich davon halten soll. Einerseits fühlte ich mich durchaus gut unterhalten und wollte immer wissen, wie es weitergeht, andererseits ist mir nach der Lektüre doch nicht ganz klar, was das Ganze nun sollte.

Man kann natürlich anfangen, es dahingehend zu interpretieren, dass es eine Allegorie auf den allgegenwärtigen "Big Brother" darstellt, zumal der Autor aus einem Land stammt, das zum ehemaligen Ostblock gehört. Den Protagonisten fand ich nicht wirklich sympathisch, ich fürchte, ich habe mit einer leicht morbiden Faszination verfolgt, was ihm Laufe der Nacht so alles passierte. Zwischendurch hatte ich den Eindruck, dass er durch eine Traumwelt stolpert, aber ich denke, jeder Leser kann sich selbst überlegen, worum es im Buch nun eigentlich geht.
Die Bewertung fand ich schwierig. Das Buch hat bei mir die vier Sterne knapp verfehlt, ich finde es durchaus empfehlenswert, allerdings muss man diese Art von Geschichten mögen.
Challenge: Nationen (Serbien), 3.5 Sterne