Ken Liu: The Paper Menagerie and Other Stories
Nachdem mir die beiden Erzählungen von Ken Liu, die ich kürzlich gelesen habe, ausgesprochen gut gefallen haben, habe ich mir spontan den jüngst erschienenen Sammelband mit ausgewählten Geschichten dieses Autors als Hörbuch gekauft. Neben den beiden Geschichten, zu denen ich bereits etwas geschrieben habe, enthält das Buch einige weitere preisgekrönte Geschichten unterschiedlicher Länge, inklusive der Titelgeschichte, die 2011 mehrere Preise gewonnen und mir schon damals ausgesprochen gut gefallen hat. Darin geht es um Jack, das Kind eines Amerikaners und einer Chinesin, die für ihren Sohn Origami-Tiere bastelt, die ein Eigenleben haben. Nachdem Jack sich von den anderen Kindern jedoch anhören muss, dass er gar keine richtigen Spielsachen besitzt, beschließt er, von nun an nur noch Amerikaner zu sein und bittet seinen Vater um Star Wars-Actionfiguren. Die Origami-Tiere verlieren nach dem frühen Tod der Mutter ihre Magie. Dies ist eine weitere, emotionsgeladene Geschichte, die allerdings ein hoffnungsvolles Ende bietet.
Wie immer haben mir nicht alle Geschichten gleich gut gefallen, ich will auch nicht zu jeder einzelnen hier etwas schreiben. Erwähnenswert finde ich jedoch die Novelle "The Man Who Ended History: A Documentary", die ein ähnlich unbehagliches Gefühl in mir hervorgerufen hat wie "The Literomancer", vielleicht weil sie ebenfalls zum Thema hat, was Menschen anderen Menschen antun können. Darin geht es um Experimente, die Japaner im 2. Weltkrieg an chinesischen Gefangenen durchgeführt haben. Das Zeitreise-Element verleiht dieser Geschichte einen fantastischen Anstrich und eine Art vierte Dimension. Geschichtliche Ereignisse aus der Zukunft zu betrachten ist immer wieder eine interessante Perspektive.
Eher traditionelle Science Fiction ist "Mono No Aware", eine weitere preisgekrönte Geschichte über ein Generationenschiff auf dem Weg zu einem neuen Planeten, nachdem ein Asteroideneinschlag die Erde unbewohnbar gemacht hat.
Insgesamt bin ich von diesem Buch sehr angetan, auch von der teilweise "fremdartigen" Perspektive eines Autors mit nicht-westlichem Hintergrund. Ebenfalls gut gefallen hat mir die Verschiedenheit der einzelnen Geschichten, nirgendwo hatte ich den Eindruck, dass der Autor ein Thema "recycelt".
Buch: 4 Sterne
Sprecher (Corey Brill & Joy Osmanski): 4 Sterne
Challenge: Kurzgeschichtensammlungen & Nationen (China)
Yang Ping: Wizard World (Kurzgeschichte)
Bei dieser Geschichte fehlte mir ein wenig das erwartete "fremdartige" Element, ich finde, sie hätte auch von einem westlichen Autor geschrieben worden sein können. Es geht dabei um einen Hacker, der einen Bug in der virtuellen Welt eines Computerspiels entdeckt und für sich ausnutzt. Ich bin kein Spieler und fand das Ganze irgendwie konventionell. Am besten gefallen hat mir das Auftauchen eines "echten" (virtuellen) Bugs in der Gestalt einer Raupe namens Babybutterfly. Ich bin immer zu haben für Geschichten mit einer coolen Raupe

, aber das war's dann auch. Dafür gibt es 3 Sterne.
Challenge: Nationen (China)