Robert J. Sawyer: Quantum Night
Als 19-jähriger Student hat Jim Marchuk an einem Experiment teilgenommen, von dem er nicht wusste, dass es ein Staatsgeheimnis war. 20 Jahre später ist er Professor für Psychologie und Philosophie und ein überzeugter Utalitarist, der das Wohl der Allgemeinheit über das Wohl des Einzelnen stellt. Er hat im Rahmen seiner Forschungen ein Verfahren entwickelt, mit dem Psychopathen zweifelsfrei identifiziert werden können.
Als er Kayla Huron, seine Freundin aus Studententagen, wieder trifft, erzählt sie ihm von Ereignissen aus ihrer gemeinsamen Zeit, an die Jim keinerlei Erinnerung hat. Dinge, die er sich nicht vorstellen kann, jemals getan zu haben. Als er beginnt, in seiner Vergangenheit zu graben, wird ihm bewusst, dass ihm sechs Monate seines Lebens fehlen - alles, was zwischen Silvester 2000 und Juli 2001 geschah, ist aus seiner Erinnerung getilgt.
Nach seinem "Ausflug" in die Welt des Thrillers mit "Triggers" und dem Detektivroman "Red Planet Blues", der auf dem Mars spielt, hat Robert J. Sawyer sich wieder dem Genre zugewandt, das er meiner Ansicht nach am besten schreibt: philosophische Science Fiction, in der es vor allem um die Figuren geht und die Auswirkungen, die wissenschaftliche Entdeckungen auf ihr Leben haben. Das muss man nicht mögen, aber ich liebe diese Art von Geschichten.
Man mag sich nun fragen, was die Quantenmechanik mit Psychopathen zu tun hat - Sawyer hat die beiden Begriffe hier auf eine für mich sehr kreative Art verknüpft. Jim Marchuk hat erkannt, dass die Menschheit in drei Typen eingeteilt werden kann, je nachdem, in welchem Quantenzustand sich ihr Gehirn befindet: philosophische Zombies (p-zeds), Psychopathen und "normale", wobei letztere sich von den beiden anderen Kategorien dadurch unterscheiden, dass sie über einen inneren Monolog und ein Gewissen verfügen. Das Interessante an der Sache ist, dass dieser Quantenzustand durch äußere Einwirkung verändert werden kann; im Roman ist es möglich, einen Menschen mit technischen Mitteln von der einen Kategorie in die andere zu "erheben" oder ihn zu degradieren, je nachdem, in welchem Ausgangszustand er sich befindet.
Ich gestehe, dass ich anfangs ein wenig Mühe hatte, mich in die Geschichte hineinzufinden, vor allem weil Sawyer zu Beginn öfters zwischen den Zeitebenen wechselt, was ein aufmerksames Lesen erfordert (wozu ich nach 22 Uhr nicht immer in der Lage bin

). Insgesamt hat dieses Buch jedoch alle meine Erwartungen erfüllt.
Challenges: Alters-Challenge (2016), Nationen (Kanada), 5 Sterne