Moab is my Washpot von Stephen Fry
Im ersten Teil seiner dreiteiligen Autobiographie erzählt Stephen Fry von seiner Kindheit und Jugend in den 1960er und 70er Jahren in England. Wie es in den "besseren Kreisen" üblich war, wurde er bereits mit sieben Jahren ins Internat geschickt, was er übrigens völlig normal fand. Im Gegenteil, er hätte sich ausgeschlossen und vernachlässigt gefühlt, wenn er nicht im Internat gewesen wäre. Üblich war das allerdings nur für Jungen, Mädchen, auch Frys jüngere Schwester, wurden normalerweise auf eine öffentliche Schule geschickt. Anscheinend lohnte es sich nicht, für ein Mädchen Geld auszugeben, da es ja sowieso heiraten würde. (Dazu sage ich jetzt lieber nichts.

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Insgesamt ist es durchaus erstaunlich, dass aus dem Mann letztendlich etwas "Ordentliches" geworden ist. Fry lässt kein gutes Haar an sich selbst, und bisweilen ist es schwierig, Sympathie für den Jungen zu empfinden, der ohne Gewissensbisse seine Mitschüler beklaut, um Süßigkeiten kaufen zu können. Doch die Art, wie der Autor seine eigenen Verfehlungen unter die Lupe nimmt, sind entwaffnend, und er schafft es zum Schluss sogar, den Leser (oder Hörer) zum Lachen zu bringen, als er einen Missstand im Knast beschreibt, wo er mit 18 Jahren wegen Kreditkartenbetrugs gelandet ist.
Das Buch endet mit einem positiven Blick auf die Zukunft: Obwohl er mehrfach von der Schule geflogen ist und einen Knast von innen besichtigt hat, schafft er es, einen Studienplatz am Queen's College in Cambridge zu bekommen, wo er englische Literatur studieren will.
Zum Hörbuch ist noch zu sagen, dass es vom Autor selbst gelesen wird, was in diesem Fall ein absolutes Highlight ist. Das Buch habe ich vor mehreren Jahren schon einmal in deutscher Übersetzung gelesen (aus der Bibliothek), wollte es aber noch einmal (mindestens einmal!) als Hörbuch hören.
(Sachbuch-Challenge, 5 Sterne)