Mag sein das die "Contes de Perrault" für Kinder entschärft wurden. Keine Ahnung, denn ich bin keine Franzose. Daher kenne ich die Ausgaben nicht. Vermutlich wird es Ausgaben nach dem Original geben und für Kinder überarbeitete.
Apropos, es tauchen ja heute auch wieder immer wieder Forderungen auf Märchen noch weiter zu entschärfen. Selbst die Fassung von Grimm, Bechstein etc. wie wir sie kennen ist heutigen Eltern zu grausam. (Habe ich schon oft genug gelesen.) Dabei wissen Kinder sehr wohl zu unterscheiden ob es Geschichten aus der Realität sind oder aus einer Phantasiewelt.
Bei Gutenberg.de lautet der Text so:
Rotkäppchen: "Der Wolf zog die Decke übers halbe Gesicht, und anstatt sie gleich zu fressen wie die Großmutter, sagte der alte Sünder mit verstellter Stimme: »Mein liebes Rotkäppchen, stelle die Sachen hin, kleide dich aus und lege dich zu mir ins Bett.« Zitternd gehorchte das Rotkäppchen, kleidete sich aus und legte sich ins Bett zu dem alten Sünder."
Dornröschen: "Und da der Königssohn immer wieder in den Wald ging und oft mehrere Nächte ausblieb, sagte sie sich, daß man solches nicht wegen Schwarzbrot und Käse zu tun pflege und daß dahinter etwas ganz anderes stecken müsse. Denn so ging es nun schon seit nicht weniger als zwei Jahren. Und Dornröschen gebar zwei Kinder, deren ältestes ein Mädchen war, namens Morgenröte, das jüngere ein Knabe, der der helle Tag hieß, weil er noch schöner war als sein Schwesterchen."
OK, das war wohl doch nicht direkt nach dem Wachküssen, sondern danach ist der Prinz immer wieder in den Wald gegangen und hat seinen Eltern was weis gemacht warum er in den Wald ginge.
P.S.
Ich lese gerade das in noch älteren Fassungen das schlafende Mädchen geschwängert wurde, und dies bei Perrault nicht mehr auftaucht. Das Perrault da entschärft hat glaube ich nicht, denn dann hätte er es auch bei Rotkäppchen getan. Das dürfte eher eine sich änderende Erzähltradition sein. Die Märchen waren ja kaum schriftlich vorhanden, sondern wurden mündlich weitergegeben.
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