The Owl Service von Alan Garner
Alan Garners
Owl Service ist eine moderne Version einer walisischen Sage aus dem vierten Zweig des Mabinogion, einer Sammlung von Erzählungen der keltischen Mythologie. In der Sage geht es um Blodeuwedd, eine Frau, die aus Blüten erschaffen wurde, um mit Lleu Llaw Gyffes verheiratet zu werden, der wegen eines Fluches keine menschliche Frau heiraten konnte. Als dieser sie eines Tages allein lässt, um den König von Gwynedd zu besuchen, lernt sie Goronwy Pybyr kennen, in den sie sich verliebt. Die beiden planen, Lleu zu beseitigen, was ihnen jedoch nicht ganz gelingt. Lleu überlebt mit Hilfe seines Onkels Gwydion, der Blodeuwedd zur Strafe in eine Eule verwandelt, nachdem Lleu seinen Nebenbuhler mit einem Speer getötet hat.
Soweit die Sage. In Garners Buch geht es um drei Kinder, die ihre Sommerferien in einem Haus in Wales verbringen: Alison, ihr Stiefbruder Roger und Gwyn, der Sohn der walisischen Haushälterin. Die Geschichte beginnt damit, dass Alison auf dem Dachboden über ihrem Zimmer ein Kratzen hört, das nicht aufhören will. Sie befürchtet, dass es dort Mäuse gibt, und als Gwyn dort nach der Ursache des Kratzens forscht, findet er ein Essservice mit einem komplizierten Muster aus Blüten um den Rand. Alison bittet ihn, einen Teller mit herunterzubringen, damit sie ihn sich anschauen kann und setzt damit eine dramatische Folge von Ereignissen in Gang. Ali beginnt, Papiereulen zu basteln, die hartnäckig verschwinden, dann verschwindet irgendwann das Muster auf den Tellern, schließlich zerbrechen die Teller (von) selbst.
Alan Garner bezeichnet sein Buch selbst als eine Art Geistergeschichte, wobei das Service mit dem Eulenmuster als "Container" für die Sage dient, die von Ali und Gwyn freigesetzt wird, wodurch alle Beteiligten sozusagen "fremdgesteuert" werden. Ein besseres Wort fällt mir dafür leider nicht ein. Das Buch wird zwar als Kinderbuch vermarktet, kann jedoch auf mehreren Ebenen gelesen werden und ist durchaus für Erwachsene zu empfehlen. Allerdings nicht in der deutschen Übersetzung, die ich voriges Jahr gelesen habe und ziemlich schlecht fand. Da The Owl Service vielschichtiger ist, als es auf den ersten Blick erscheint, gewinnt es außerdem bei mehrmaligem Lesen.
Ich verlinke hier mal Elisabeth Kushners hervorragende
Besprechung des Buchs bei Tor.com, die ich unbedingt lesenswert finde.
(Lebensalter-Challenge, 1967, 5 Sterne)