Hier ist mein letztes Buch aus dem ersten Halbjahr:
Greenmantle von Charles de Lint
Charles de Lint ist ein kanadischer Fantasy-Autor und Folksänger, der schon seit längerem auf meiner Liste von Autoren steht, die ich ausprobieren möchte. Er war in den 1980ern einer der Vorreiter des Genres, das als "Urban Fantasy" bekannt wurde, wobei seine Bücher immer noch die ursprüngliche Form dieses Genres haben, das mittlerweile hauptsächlich aus paranormalen Vampirromanzen besteht.
De Lint schöpft seine Inspiration aus der Mythologie verschiedener Kulturen und verbindet diese mit Geschichten, die in unserer "realen" Welt spielen, seine Protagonisten sind Menschen, die sich unvermittelt mit Dingen konfrontiert sehen, von denen sie eigentlich dachten, dass sie nicht existieren.
Greenmantle ist ganz sicher nicht das, was ich erwartet habe, als ich das Buch zum ersten Mal aufschlug. Gleich im Prolog befindet man sich mitten in einer Konfrontation zwischen Mafiosi - Tony Valenti muss untertauchen, nachdem sein Boss ermordet wurde, was man ihm anhängt. Er zieht sich in eine ländliche Gegend in Kanada zurück und lebt allein in einem abgeschiedenen Haus, als eines Tages die vierzehnjährige Ali, die Tochter seiner neuen Nachbarin, bei ihm auftaucht.
Alis Mutter Frankie hat im Lotto gewonnen und das Haus gekauft, in dem sie als Kind gewohnt hat. Sie ist geschieden und auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann Earl, der ebenfalls Verbindungen zur Mafia hat. Ali hat ihren Vater nie kennen gelernt. Mutter und Tochter freunden sich mit Valenti an, doch Earl, der sich Frankies Lottogewinn aneignen will, kommt ihr schließlich auf die Spur, und damit auch Valenti.
Im Wald hinter Valentis Haus begegnet Ali eines Abends einem riesigen Hirsch, der nicht von dieser Welt zu sein scheint und sich auch nicht wirklich wie ein Hirsch verhält. Und dann ist da noch Mally, ein seltsames, verwildertes Mädchen, auf deren Stirn Ali bisweilen kleine Hörner zu sehen meint, und diese geheimnisvolle Flötenmusik, die sowohl sie als auch Valenti öfters hören können...
So seltsam das alles anmuten mag, diese ungewöhnliche Mischung aus Fantasie und Wirklichkeit funktioniert. De Lint hat eine Art, seine Figuren zu beschreiben, die den Leser unmittelbar in die Geschichte hineinzieht. Der "reale" Teil der Geschichte hat mir hier zwar weniger gut gefallen als der Fantasy-Teil, doch als Ganzes fand ich das Buch wirklich lesenswert und werde den Autor im Auge behalten.
(Challenges: Papierbücher und Lebensalter-Challenge, Bonus-Buch 1988, 4 Sterne)
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