Pavane von Keith Roberts
Pavane ist ein Mosaikroman, der sich aus sieben miteinander verwobenen Geschichten zusammensetzt. Den Aufhänger bildet die Ermordung von Königin Elisabeth I. im Jahr 1588, was die Geschichte Englands in eine völlig andere Richtung lenkt. Der Protestantismus "findet nicht statt", die katholische Kirche ist das eigentliche Oberhaupt des Landes und sorgt dafür, dass auch die industrielle Revolution nicht stattfinden kann. Das Ergebnis ist eine Art viktorianisches England mit einigen Steampunk-Elementen und einer Inquisition, auch wenn die Roman-Gegenwart im Jahr 1968 beginnt.
Das erste, was mir zu diesem Buch zu sagen einfällt, ist, dass es anders ist als alles, was ich in den letzten 15 bis 20 Jahren gelesen habe. Dem Autor gelingt es, eine ungemein dichte Atmosphäre zu schaffen, ohne dass es eine eigentliche Handlung gibt. Man könnte es vielleicht als eine Aneinanderreihung von Charakterstudien beschreiben, da in jeder der Geschichten eine Figur im Mittelpunkt steht, deren Leben erzählt wird. Keine Action. Kein roter Faden im eigentlichen Sinne. Es ist mehr ein Gedankenspiel, wie die Welt aussehen könnte, wenn die bekannte Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte.
Pavane ist Teil des Audible-Programms "Neil Gaiman Presents", das ca. ein Dutzend Bücher umfasst, die Gaiman davor bewahren möchte, in der Versenkung zu verschwinden. Es handelt sich dabei ausschließlich um Titel etwas abseits des Mainstreams, mit sehr sorgfältig ausgewählten Sprechern und jeweils einer kurzen Einleitung von Neil Gaiman selbst. Pavane ist das dritte Buch in dieser Reihe, das ich gekauft habe und ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Gelesen wird es von Steven Crossley, den ich von Connie Willis' "To Say Nothing of the Dog" kenne und der leider viel zu wenige Bücher liest, die mich interessieren.
Mit einer Empfehlung bin ich hier vorsichtig, da dies ganz sicher kein Buch für jeden ist.
(Lebensalter-Challenge, "Bonus-Buch" 1968, 4 Sterne)
|