Dieser Roman, ein Bestseller seiner Zeit, gehörte zu Arno Schmidts Lieblingsbüchern und hat es daher 1982 glücklicherweise zur Aufnahme in die Reihe "Haidnische Alterthümer" gebracht (Erste Serie, Band 8, Zweitausendeins, Frankfurt, 1982).
Spoiler:
Statt des kümmerlichen Wikipedia-Artikels zu Carl Grosse empfiehlt sich ein Blick in
Walter Killys Literaturlexikon:
Grosse, Karl (Friedrich August) (1768-1847): Nach siebenjährigem Besuch des Magdeburger Gymnasiums Unserer Lieben Frau begann der Arztsohn G. 1788 ein Medizinstudium in Göttingen, das er 1788 in Halle fortsetzte, wo er vermutlich mit geheimen Gesellschaften in Verbindung trat. 1790 kehrte er als stolbergischer Hof- u. Forstrat, als Malteserritter, Marquis von G. u. Graf von Vargas nach Göttingen zurück. Das folgende Jahr verbrachte G. in militärischen Diensten in Spanien, die Jahre 1792 bis 1809 als Graf Vargas in Italien, wo der Hauptteil seines schriftstellerischen Werks entstand. Danach lebte G. unter dem Namen Graf von Vargas-Bedemar in Kopenhagen, von der dän. Regierung mit hohen Ämtern betraut. Mit dem König verband ihn enge Freundschaft, u. als geachteter Geologe wurde er Mitgl. mehrerer naturwissenschaftl. Gesellschaften.
G. war der »Romantiker der Trivialliteratur« (Thalmann). Nicht nur sein Lebenslauf verkörpert eine romant. Existenzform, in der Schein u. Sein nicht mehr deutlich voneinander zu trennen sind. Auch seine schöngeistige Schriftstellerei nahm Motive u. Visionen voraus, die erst von den Romantikern voll ausgeformt wurden. Begeistert nahmen diese v. a. seinen vierteiligen Roman Der Genius. Aus den Papieren des Marquis C. v. G. (Halle 1790-94. Neuausg. Ffm. 1982)
auf; Tieck, Wackenroder u. E. T. A. Hoffmann (»Meine Phantasie hatte [bei der Lektüre des Genius] einen Festtag«) lobten Stil u. Charakterzeichnung. G. beschreibt hier, komplementär zur aufklärerischen Form- u. Sinngebung, die »Normwidrigkeit des Unbehausten« (Thalmann): Existenzprägend sind nicht schöne Ordnung u. Folgerichtigkeit allein, auch Zufälliges, Unvorhersehbares u. Verbrecherisches bestimmen u. bedrohen das Leben. In einem weitläufigen Panorama »schauderhafter« Situationen waltet ein v. a. dem Illuminatenorden nachgezeichneter Geheimbund, erschrecken Geistererscheinungen, geht es um Morde, Verwirrungen, Verwechslungen, Eros, Liebe u. immer wieder um Masken: »Wir sind von Phantomen umringt. Unsere Existenz ist selbst ein Phantom« (IV, 12). Doch G. will keine Lebensphilosophie verkünden oder Wertorientierungen vermitteln: »Ich bekenne, daß ich bloß für die Unterhaltung geschrieben habe.« Intention u. Stoff ordnen den Roman der Trivialliteratur der Zeit zu. G.s manieristische Erzählform, die modern anmutende Befragung mysteriöser Lebensbereiche wie auch die zeitgenöss. Rezeption des Romans heben ihn jedoch zgl. aus ihr hervor.
Ein Werk wie
"William Lovell" von Ludwig Tieck wäre ohne "Der Genius" von Carl Grosse gar nicht denkbar gewesen.
Scan und OCR nach der Ausgabe von 1982 (das ausführliche, instruktive Nachwort von Günter Dammann unterliegt natürlich dem Copyright). Diese Edition (715 Seiten) übernimmt den Text des Originals allerdings 1:1, d.h. auch evidente Druckfehler werden beibehalten. Hiervon ist die eBook-Ausgabe (423 Seiten) in einzelnen Fällen abgewichen. Unverändert blieb dagegen die erhebliche Inkonsistenz der Schreibung überhaupt, die bei dem langen Zeitraum der Veröffentlichung (1791-1794) auch den unterschiedlichen Provenienzen der Setzer geschuldet ist. Überhaupt sind Orthographie und Interpunktion damals noch weit entfernt vom späteren nivellierenden Dogmatismus. Der heutige Leser wird daher in dieser Ausgabe manches für Druckfehler halten, was nur zeitgenössische orthographische Varianz darstellt.
Das
Cover enthält ein Porträt Grosses, das in
Die Schweiz. Von Carl Marchese von Grosse. 4 Bände. Hendel, Halle 1791, Band 1.1 als Frontispiz eingefügt ist.
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