eReader, die Anmerkungslinks kapieren
In der Korrepondenz mit verschiedenen Buchmachern ist mir zuletzt ein Problem aufgefallen, das sowohl die Abteilung eReader wie auch das Buchmachen betrifft: die Fähigkeit, mit Links, besonders mit Anmerkungen, umzugehen. Deshalb dieser eigene Thread.
Letzten Sommer erstand ich auf einer Reise, daher etwas schnell, und im Vertrauen auf mehrere Tests den Tolino Vision. Ja, elegant ist er ja, aber ich hatte mir in unverzeihlicher Blauäugigkeit nicht klar gemacht, was die neue Totalorientierung auf Touch-Technik bedeutet: ohne eine diesbezügliche Taste muß ein Link auf dem Display irgendwie berührt werden, und dies scheint erst ab einer gewissen Größe zu funktionieren. Fußnoten, wie ich sie in meinen eBooks setze, kann man nicht mal mit mit dem schlanksten Touch-Pen anwählen - statt dessen blättert das Gerät die Seite um. [Dass ich das Fehlen einer Ordneransicht bei eReadern für eine Katastrophe halte, will ich hier nicht weiter ausführen.] Jedenfalls steht das Gerät nach wenigen Versuchen verlassen im Regal (Wer es für einen fairen Preis mit Etui erwerben möchte, möge sich bitte melden!).
Wenn in der eReader-Entwicklung dies der Trend ist, kann ich das nur für einen bedenklichen Rückschritt halten. Mit dem Aufkommen des eBooks hatte ich mir vorgestellt, dass hier die Richtung zu universellen Lesegeräten eigenschlagen würde, die auch die Rezeption wissenschaftlicher Texte einschließt; und hier kommt man ohne flotten Anmerkungsgebrauch nicht von der Stelle. Auch klassische Texte brauchen oder haben von sich aus zahlreiche Anmerkungen, die schnell geschaltet sein sollten.
Ich gebe zu, dass ich im Anfang meiner eBook-Produktion eine Reihe von Büchern so gestaltet habe, dass die Anmerkungen mit oder ohne eckige Klammern grau hinter das betreffende Wort gesetzt waren. Frodok und hornhj verfahren m.W. auch derzeit so (oder so ähnlich). Ich will sie hier auf keinen Fall kritisieren.
Für mich kommt aber dieses Verfahren aus ästhetischen Gründen nicht mehr in Frage. Mein Bemühen ist darauf gerichtet, auf elektronische Weise einen Abglanz des Printdrucks erstehen zu lassen. Deshalb würde ich auch nicht die Fußnoten-Ziffern auf "fett" schalten, ihre Größe höher setzen und sie zusätzlich mit eckigen Klammern umgeben wollen. - Wenn ich den Tolino Vision als Muster für aktuelle eReader nehme, heißt das, dass eBooks, wie ich sie mit Anmerkungen zu gestalten versuche, an den bestehenden Verhältnissen vorbei produziert sind!?
Es ergeben sich für mich also zwei Fragen:
1. Welche aktuellen eReader können noch mit Anmerkungs-, aber auch Inhaltsverzeichnis-Links vernünftig umgehen? Welche Geräte sind noch im Umlauf, die mit entsprechenden Tasten ausgerüstet sind? Welche älteren Geräte haben diese Fähigkeit (vielleicht muss man sich gebraucht ein paar für die Halde zulegen?). - Gen3 und Opus von Bookeen können das, Pocketbook 611 ebenfalls.
2. Wie sollen sich die Buchmacher zu dieser Situation stellen? Gibt es zu den erwähnten Praktiken Alternativen?
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