So, bin jetzt durch und immer noch etwas zwiespältig...
Einerseits ist die Geschichte an sich ganz gut geschrieben, aber zum Ende hin als Kriminalfan etwas schlicht gestrickt. Auf den Mörder von Singleton hatte ich schon nach etwa der Hälfte richtig getippt, die ganze Auflösung zum Ende hin hat mir schlecht bis gar nicht gefallen.
Sansom mag zwar Historiker sein, aber das bschränkt sich doch eher darauf die Daten und den Rahmen richtig auf die Reihe zu bekommen und bei solchen Kleinigkeiten wie Spielen mit denen sich die Mönche so die Zeit vertrieben haben, aber andere Fakten und Zusammenhänge sind eher schlecht recherchiert.
Da sind zum einen die menschliche Leistungsfähigkeit im Winter, gerade zu der Zeit als selbst wohlhabende Menschen bestenfalls mangelernährt werden, da taucht sein Gehilfe minutenlang im Eiswasser herum um danach noch bei Schneefall in den nassen Klamotten rumzurennen, Shardlake bricht im Moor ein und läuft dann ebenfalls noch ziemlich lange mit einem nassen Fuss durch die Gegend usw. Findet sich noch mehr wenn man ein bisschen sucht.
Dann noch wie vorher schon mal angesprochen das Wohlleben der Mönche. Denen ging es zu Beginn der Cromwellschen Zeit definitiv sehr gut im Vergleich zu ihren Mitmenschen, aber auch hier ist einiges an Schludrigkeit in der Recherche zu bemerken.So beschreibt er das Essen immer wieder als gut gewürzt, was damals selbst für den Hochadel kaum möglich und erschwinglich war das viele Gewürze einerseits noch nicht bekannt waren (kommen ja meistens aus den Kolonien und Amerika war gerade mal 40 Jahre vorher entdeckt worden, der Überseehandel war zwar ertragreich aber riskant) und wenn bekannt dann so sauteuer das sie nur für besondere Gelegenheiten und Gäste verwendet wurden, nicht im Alltag.
Desweiteren waren alle mittelalterlichen Klöster im Winter kaum bewohnbar, kalt zugig, schlecht isoliert und kaum zu beheizen, aber Sansom baut mal eben einen Schlafsaal in Einzelzellen mit eigenem Kamin um

Schwierig bis unmöglich, irgendwohin muss ja der Rauch und bei sovielen individuellen Schornsteinen bleibt kein Platz mehr für darüberliegende Geschosse oder ein Dach
Als letztes wäre dann noch die Sprache und das Vokabular der handelnden Personen. "Kraftwinkel", "Resonanzboden der eigenen Überzeugung"...???
Die meisten Figuren sind ungebildete illiterate Menschen die ihr gesamtes Wissen aus überlieferungen und Traditionen beziehen, und die schmeissen mit Wörtern um sich die viele Menschen des 21. Jahrhundert nicht kennen? Ist zwar so einfacher zu lesen, aber bitte...
Das sind alles so Kleinigkeiten die mich insgesamt stören, die aber in vielen dieser gerade modernen "historischen Romanen" immer wieder auftreten und mir den Spass daran gründlich verderben