Ich habe den Urlaub in den Herbstferien genutzt, endlich den Hajji Baba aus Ispahan fertig zu lesen. Unterhaltsam wie die Geschichte war, hatte sie doch leider einige Längen. Und so richtig leiden konnte ich den Protagonisten am Ende immer noch nicht, was nicht wirklich half, schneller durchzukommen.
Zur Abwechslung lese ich jetzt nicht nur Agent of Change von Lee und Miller weiter, sondern ausnahmsweise parallel dazu auch The Romance of Lust, einen viktorianischen Erotik-Schmöker, den ich bei Gutenberg.org gefunden hatte. Die Sprache ist, nun ja, gewöhnungsbedürftig, ebenso die für die englischen Erotikromane der Epoche fast schon zwingend notwendige Prominenz von Birkentrieben und deren Applikation auf die Gesäßmuskel diverser Charaktere.
Abgesehen davon ist das Werk durchaus geeignet, auch modernen Erotik-Autoren als Lehrbuch zu dienen. Nicht so sehr was die doch etwas flache Handlung anbelangt, die eher der Libido des Protagonisten als irgendwelchen logischen Zwängen folgt. Auch nicht was den Realismus der dargestellten erotischen Begegnungen betrifft (10 mal die Nacht, und am morgen immer noch frisch...). Aber was die... Universalität seiner Gelüste anbelangt. Wo sich moderne Werke des Genres all zu oft auf ein bis zwei bestimmte Sparten beschränken (oftmals einfach, weil sie dem Autor besonders am Herz liegen), kommt The Romance of Lust doch sehr abwechslungsreich daher - Geschlecht, Körperbau, Alter - alles egal. Das muss vielleicht nicht immer jedem gefallen, wird aber wenigstens nicht langweilig, was bei der flachen Handlung und den sprachlichen Verrenkungen aber auch notwendig ist, um den Leser nicht zum Aufgeben zu bewegen. :-P
|