Adèle Wesemael, Pseudonym
Hermine Wild, wurde 1825 in Mecheln, Belgien geboren. Sie kam als 13jährige nach Sachsen und zog 1850 nach Wien, wo sie später eine Musikalienhandlung führte. Sie wurde vom Schriftsteller Leopold Kompert gefördert. Gestorben ist sie vermutlich 1893(?).
Werke:
‒ Drei Erzählungen aus der Feenwelt. 2 Bde. Wien 1865, Lit.-artist. Anstalt.
‒ Erzählungen aus der Frauenwelt. 2 Bde. Wien 1865, Lit.-artist. Anstalt.
‒ Sarah. Rom. 2 Bde. Hannover 1872, Kampier.
Eure Wege sind nicht meine Wege. Novelle. Erstdruck in: "Erzählungen aus der Frauenwelt." Von Hermine Wild. 2 Bände. Wien und Leipzig. Verlag der liter.-artist. Anstalt von C. Dittmarsch. 1865.
Verwendete Ausgabe: Deutscher Novellenschatz. Bd. 22. Hrsg.: Paul Heyse und Hermann Kurz. Verlag von Rudolph Oldenbourg. München. [1874.]
Quote:
Es mochte gegen das Ende des vergangenen Jahrhunderts sein; die französische Revolution, deren furchtbarer Ausbruch nur wenige Jahre danach erfolgte, kündigte schon hier und da durch verlängerte Stöße der unterwühlten Gesellschaft ihre Annäherung an; da kehrte Graf Thornstein auf seine Güter nach Deutschland zurück. Fast ein Fremdling kehrte er dahin zurück; als junger Mann hatte er die Heimath verlassen, sich seitdem bald hier, bald dort im Auslande aufgehalten, und nachdem er an den lockeren Sitten seiner Zeit den gehörigen Antheil genommen, sich in Paris mit einem französischen Fräulein vermählt, das, reich an Ahnen und arm an anderen Gütern, ihm nichts zubrachte, als die Verbindung mit einer alten, angesehenen Familie und ihre eigene ungewöhnliche Schönheit. Von dieser Schönheit hatten die Insassen des Gutes durch den Verwalter gehört, der einst, Geschäfte halber, nach Paris gereift war und den Grafen einen glücklichen Mann pries. Wieder waren Jahre verstrichen, den alten Mann deckte die Erde, und ein andrer Verwalter nahm seine Stelle ein. Die junge, schöne Gräfin, sagte ein Gerücht, hatte ein früher Tod von der Seite ihres Gatten gerissen, und vom Grafen kam noch immer keine Kunde. Er lebte in der Erinnerung seiner Unterthanen ein schattenhaftes Leben, das nur manchmal von Seiten des Verwalters durch besonders empfindliche Eintreibung grundherrlicher Gerechtsame aufgefrischt ward. Da sprach man denn von ihm als von einem ziemlich leichtsinnigen, ein wenig zum Stolz geneigten, im Ganzen aber freundlichen und milden Herrn, auf den man einst große Hoffnungen gesetzt und dessen Rückkehr man herbeiwünschte, ohne daran zu glauben, weil man in ihr die einzige Schranke für die oft unausstehliche Tyrannei der Beamten sah. Und nun war er wirklich gekommen, fast unerwartet, und Alt und Jung war herbeigelaufen, sich an seinem Anblick zu erfreuen, und Alt und Jung schüttelte die Köpfe über die Verschiedenheit zwischen dem Grafen, den sie geträumt, und demjenigen, den sie nun sahen. Er kehrte zurück, ein gebrochener Mann, vor der Zeit gealtert und die in früher Jugend so muthig erhobene Stirn von einem finstern Ernst umwölkt, der jede Freude ob seiner Rückkehr schnell verstummen hieß.
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Dank an Bathop,

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