Was denn, im Juni hat hier keiner gelesen?! Na dann muss ich wohl wieder ran. :-P
Nach "Night Watch" war mir nicht gleich nach noch einem Pratchett, also habe ich mich anderweitig umgesehen. Bei storiesonline hatte ich noch die Geschichten aus Mike Cropos Wolves and Dragons of the Blood Universe auf der Liste, und mit einer Gesamtwertung satt oberhalb von 9/10 bei mehreren hundert Bewertungen schien mir die Reihe einen Versuch wert.
Gott, wie man sich irren kann.
Ernsthaft. Wer gibt sowas 9 oder gar 10 Punkte?! Schon rein technisch gesehen war das knapp, ganz knapp, oberhalb einer Katastrophe. Kommasetzung falsch und regelmäßig inhaltlich irreführend. Rechtschreibung mangelhaft, insbesondere bei ähnlich klingenden Wörtern. Verwendung von Zeitformen falsch und inkonsistent. Allein die technischen Mängel waren so gravierend und häufig, dass die aus ihnen resultierende Beeinträchtigung des Lesevergnügens eine Abwertung auf 7 oder 8 Punkte gerechtfertigt hätte.
Und ja, die Verwendung des Konjunktivs im vorigen Satz ist Absicht. Selbst wenn wir jetzt mal die Sex-Szenen außen vor lassen, dann, wie soll ich's sagen, hielt die Qualität der Handlung mit den technischen Eigenschaften schritt. Und wir sollten die Sex-Szenen außen vor lassen, denn wenn ich noch einmal lesen muss, dass "his scalding essence poured into her center", dann kann ich für meine verbleibende geistige Gesundheit nicht mehr garantieren. Und ja, das ist bei Herrn Cropo immer so unerotisch schwülstig. Mächtige Gemächte, devote Frauen und sonstige langweilige Stereotypen bestimmen das harmonisch schlechte Gesamtbild.
Und ja, die Handlung. Die Geschichte hat zumindest eine, was man ihr vielleicht zu Gute halten sollte, wenn auch nur, weil man ihr sonst nichts zu Gute halten kann. Jedes Mal, wenn sich die Handlung zu einem mehr oder weniger interessanten Konflikt vorgearbeitet hat (und die gibt es tatsächlich), wird der gerade noch geneigte Leser wieder und immer wieder vom Autor enttäuscht, weil der sich lieber auf ebenso ausgelutschte wie in ihrer Häufung geradezu anstößige Allgemeinplätze und Schwarz-Weiß-Malerei zurückzieht, obwohl die spannenden Sachen doch immer dann passieren, wenn Farbe oder zumindest Grautöne ins Spiel kommen.
Und am Ende ist der ehedem geneigte Leser vollkommen aufrecht und setzt den Autor auf seine "nie wieder lesen, unter keinen Umständen"-Liste.
Derzeit lese ich Sarah Hoyts Draw One In The Dark, und finde auch kein so rechtes Vergnügen daran. Die Idee einer Parallelgesellschaft von Gestaltwandlern ist zwar nicht neu, hat aber trotzdem Unterhaltungspotential. Allerdings ist die Erzählweise merkwürdig holprig, wozu die häufigen Perspektivwechsel sicherlich ihren Beitrag leisten. Aber auch sonst kommt die Sache nicht so recht in Schwung. Die Charaktere bleiben trotz ihrer Stärken und Schwächen flach, zweidimensional und uninteressant. Da hilft es auch nicht wirklich, dass wir längere Zeit in den Köpfen der beiden Protagonisten verbringen, während diese entweder über ihre bescheidene Vergangenheit reminiszieren oder über ihre potentielle Beziehung und ihre Unwürdigkeit, in selbiger zu sein, gefühlsduseln. (Wem eine prägnante deutsche Übersetzung des amerikanischen "to angst about something" einfällt, möge sich bitte bei mir melden.).
Na mal sehen, ich bin ja erst bei Kapitel 10 von 24, vielleicht wird's ja noch...
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