George Sand (1. Juli 1804 in Paris – 8. Juni 1876 in Nohant, Département Indre; eigentlich Amandine Aurore Lucile Dupin de Francueil) war eine französische Schriftstellerin, die neben Romanen auch zahlreiche gesellschaftskritische Beiträge veröffentlichte. Sie setzte sich durch ihre Lebensweise und mit ihren Werken sowohl für feministische als auch für sozialkritische Ziele ein. So rebellierte sie beispielsweise gegen die Beschränkungen, die den Frauen im 19. Jahrhundert durch die Ehe als Institution auferlegt waren, und forderte an anderer Stelle die gleichberechtigte Teilhabe aller Klassen an gesellschaftlichen Gütern ein. George Sand rief bei ihren Zeitgenossen und späteren Denkern oft polarisierende Reaktionen hervor. So wurde sie von Friedrich Nietzsche als "Milchkuh mit schönem Stil" bezeichnet, während sie für André Maurois "die Stimme der Frau in einer Zeit war, da die Frau schwieg". (aus Wikipedia)
Geschichte meines Lebens. Originaltitel:
"Histoire de ma vie", 1855. Autobiographie.
Deutsch von Claire Glümer. Zweite Ausgabe: in vier Bänden. Verlag von Otto Wigand. Leipzig; 1863.
Quote:
In Saint-Chartier lebte eine alte Dame von außergewöhnlichem Embonpoint, deren Gatte Maire oder Adjunct der Gemeinde war. Ihr Leben war sehr stürmisch gewesen; vor der Revolution war sie als Novize über die Mauern ihres Klosters gestiegen, um einen Soldaten von der französischen oder der schweizer Garde zur Armee zu begleiten, Ich weiß nicht, durch welche Reihenfolge wundersamer Begebenheiten sie für ihre letzten schönen Tage auf die Bank der Kirchenältesten unserer Gemeinde geführt war; aber jedenfalls hatte sie mehr von den Gewohnheiten des Regimentes, als von denen des Klosters mitgebracht. So wurde die Messe fortwährend durch ihr erzwungenes Gähnen oder durch die heftigen Anreden unterbrochen, die sie an den Pfarrer richtete, "Welche verteufelte Messe!" sagte sie ganz laut; "dieser Lumpenkerl macht kein Ende!" "Gehen Sie zum Teufel!" erwiederte der Pfarrer mit leiser Stimme, wendete sich dann um und ertheilte den Segen: "Domines vobiscum."
Wenn diese Dialoge die Messe unterbrachen — und zwar in einer so kräftigen Ausdrucksweise, daß ich nur ein schwaches Bild davon zu geben vermag — wurde der Ernst des ländlichen Publikums kaum gestört, aber da es die ersten Messen waren, denen ich beiwohnte, bedurfte es einiger Zeit, um mich zu überzeugen, daß es religiöse Ceremonien wären. Als ich zum ersten Male dort gewesen war, fragte mich meine Großmutter, was ich gesehen hätte, und ich erwiederte: "Ich habe den Pfarrer gesehen, der stehend an einem großen Tische frühstückte und sich zuweilen umwendete, um uns Grobheiten zu sagen."
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