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Originally Posted by Spinnenmonat
Eine Bitte um sprachliche Hilfe.
Momentan lese ich Robert Musils Der Mann ohnen Eigenschaften und ein paar Sätze scheinen mir sehr seltsam und grammatisch nicht erklärbar zu sein. Wie zum Beispiel:
Am Anfang des 5 Ulrich: "Denn deutsche Kinder lernten einfach die Kriege der österreichischen Kinder verachten, und man brachte ihnen bei, daß die französischen Kinder..." ( Auf Seite 1649 der pynchs Gesamtausgebe)
oder
" Wie die Bienen um das Flugloch hatten sich im Nu Menschen um einen kleinen Fleck angesetzt, den sie in ihrer Mitte freiließen."
( Auf Seite 1642)
sich(Akkusativ) etwas(Dativ) um etwa ansetzen...
Gibt es einen solchen Ausdruck?  Ich verstehe auf jedem Fall nicht.
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Der erste Satz ist einfacher zu verstehen, wenn man ein Komma und ein Wort hinzufügt:
Denn deutsche Kinder lernten einfach, die Kriege der österreichischen Kinder zu verachten ... Bei Konstruktionen mit erweitertem Infinitiv kann manchmal das
zu weggelassen werden.
Die Wendung im zweiten Satz gibt es, wird aber normalerweise nicht im Zusammenhang mit Menschen angewendet (was hier bezeichnend ist). Gebräuchlich ist z.B. der Satz:
An einem Topf hat sich Rost angesetzt, der besagt, dass sich Rost an der Topfoberfläche gebildet hat. Bei deiner Stelle scheint Musil die ungewöhnliche Formulierung zu nutzen, um zu bezeichnen, dass die sich um die Stelle sammelnden Menschen nicht wirklich Akteure ihrer Handlungen sind, sondern ihnen diese eher
widerfahren – eine dieser kleinen bösen Ironien, die den ganzen Roman durchziehen.
Klarer geworden?