Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge (16. Oktober 1752 in Bredenbeck bei Hannover – 6. Mai 1796 in Bremen) war ein deutscher Schriftsteller und Aufklärer. Bekannt wurde er vor allem durch seine Schrift Über den Umgang mit Menschen. Sein Name steht heute stellvertretend, aber irrtümlich für Benimmratgeber, die mit Knigges eher soziologisch ausgerichtetem Werk im Sinne der Aufklärung nichts gemein haben. (aus Wikipedia)
Näheres zu Autor und Werk siehe:
Wikipedia
"Briefe auf einer Reise aus Lothringen nach Niedersachsen geschrieben."
Erstdruck: bei Christian Ritscher, Hannover, 1793.
Verwendete Ausgabe: Ausgewählte Werke in zehn Bänden. Hrsg. v. Wolfgang Fenner. Band 4. Fackelträger-Verlag GmbH, Hannover, 1992. S. 8-131.
Dank an
"brucewelch", der den PDF-Scan zur Verfügung gestellt hat.
Quote:
Was die Erziehung und Cultur in Hessen überhaupt betrifft, so bekenne ich, daß man darin noch sehr hinter den Nachbarn rund umher zurücksteht; aber der beste Wille ist da; an natürlichen Anlagen fehlt es dem Hessen auch gar nicht; eine jovialische, gute und witzige Laune, Dienstfertigkeit und Gastfreundschaft sind Tugenden, die ihm eigen scheinen. Hie und da, wo an einem Orte ein thätiger, aufgeklärter Mann wohnt und wo nicht Armuth, Furcht und Druck die Thätigkeit hemmen, da macht auch die Cultur gute Fortschritte. Man findet fast in allen Gegenden von Hessen in den Städten und auf dem Lande Lese-Gesellschaften gestiftet. Freylich werden dadurch, wie jetzt überhaupt in Teutschland, mehrentheils nur Romane, Schauspiele, Märchen u.d.gl. In Umlauf gebracht; allein man wählt doch auch zuweilen andre wichtigre Werke, besonders Reisebeschreibungen, an welchen der Geschmack gleichfalls durch den amerikanischen Krieg ist befördert worden.
Zur Music hat der Hesse viel Anlage; allein die Schulmeister auf dem Lande sind größtentheils so erbärmlich unwissende Leute, daß die Musiken in den Dorf-Kirchen, wobey an Festtagen auch einige verstimmte Saiten- und Blasinstrumente und ein baufälliges, schlecht gespieltes Positiv die rauhen Nasen-Stimmen von einem halben Dutzend alter und junger Bauern zu begleiten pflegen, dem Geheule einer Herde hungriger Wölfe gleichen. Die Wahl der Stücke ist der Aufführung würdig; es sind verstümmelte Motetten von teutschen Tonsetzern, die zu Anfange dieses Jahrhunderts sich an den Musen versündigt haben. In den angrenzenden sächsischen Ländern ist es ganz anders; da hört man zuweilen in einem kleinen Dorfe einen geschickten und gesitteten Schulmeister mit drey von seinen Bauern ein Quartetto von Haydn leidlich genug vortragen. Doch sind mir einige hessische Volks-Melodien, die in Spinn-Stuben und sonst bey der Arbeit gesungen werden, aufgefallen. Sie waren melodisch und einige recht herzergreifend. Zuweilen, in einzelnen Stellen, wo die Harmonie leicht zu finden war, wurden sie zweystimmig gesungen. Ich habe eins davon aufgeschrieben; nur thut es mir leid, daß ich die Worte aus der abscheulichen gemeinen hessischen Mundart nicht enträthseln konnte.
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