Das mit der "Dokumentenechtheit" empfinde ich als ein Luxusproblem. Jedenfalls wenn es um Unterhaltungsliteratur geht. Ein Problem hat nur, wer wissenschaftliche Arbeiten erstellt.
Aber wie sieht es beim klassischen Buch aus? Klar, ich kann erkennen ob Seiten herausgetrennt wurden, oder Passagen geschwärzt wurden. (Wenn aber ein Buchbinder das geänderte Buch neu bindet sieht es höchstens noch ein Fachmann.) Ob der Text des Buches dem Original entspricht, oder ob es eine bearbeitete Fassung ist, lässt sich nur prüfen, wenn man sich Originalquellen besorgt und vergleicht.
Änderungen von Auflage zu Auflage sind gerade heute gängig. Das Thema Urheberrecht lässt grüßen. Prominentestes Beispiel ist, was vom Karl-May-Verlag unter dem Namen Karl May verkauft wird, aber mit dem Ursprünglichen Text nur noch wenig zu tun hat. Wo in der textkritischen Ausgabe ein Band ca. 500 Seiten hat, die moderne Fassung aber nur noch 300. Vor allem aber der markante Erzählstil windelweich gespült wurde.
OK, bei Musiknoten hat sich das Rad zurückgedreht. Da fand man früher überhaupt nichts dabei die Werke sehr kräftig zu überarbeiten. Durch die Historische Aufführungspraxis werden immer mehr kritische Ausgaben aufgelegt. Dabei sind die früheren "Irrungen" historisch gesehen gar nicht unkorrekt. Die Werke wurden schon von den Komponisten von Aufführung zu Aufführung überarbeitet. Oder gar umfangreich in neue Werke übernommen. Siehe z.B. J.S. Bach.
Gruß, Faltradel
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