Oops, nun muss man zwei Sachen auseinanderhalten.
Fraktur: Toll oder doof.. Also da gibt es viele Argumente und die sind in den letzten 120 Jahren ja bereits ausgetauscht worden. Damals um 1900 meinte man eben dass nun ein neues Zeitalter des Fortschritts beginnt und das hat man zum Ausdruck gebracht in dem man auf Antiqua bestand.
Wenn Hesse tatsächlich 1951 noch auf Fraktur bestanden hat, dann kann das auch daran liegen dass genau dies die Zeit war in der Fraktur wirklich ausgestorben ist. Schweizer Zeitungen haben nach dem Krieg noch versucht in Fraktur zu drucken, das ging dann aber nicht mehr weil keine Maschinen mehr dafür erhältlich waren. Die NZZ musste dann auf Antiqua wechseln. Vielleicht fand Hesse 1951 Fraktur ganz gut, vielleicht wollte er aber auch nur eine in den Moment akut sterbende Schriftart unterstützen.
Und der zweite Punkt ist eigentlich interessanter, nämlich die Frage ob man aus Gründen der Stimmigkeit Fraktur bei Büchern anbieten sollte, die eben in Fraktur gesetzt waren. Da spricht nichts dagegen, ausser eben dass das vielleicht viel Arbeit macht, gerade wegen der s-Formen. Dieses s-Problem ist aber auch gerade der Grund weshalb viele Menschen Fraktur hassen bzw. gar nicht lesen können.
Denn es ist tatsächlich so, dass die meisten Menschen (also normale Menschen, nicht MobileRead-Stammuser) das nicht lesen können. Heute betrifft das deutschsprachige Leute wie anderssprachige, früher betraf das hauptsächlich nichtdeutschsprachige Menschen. Die haben nämlich die Strassenschilder nicht lesen können, zum Beispiel. Das findet man vielleicht eine Zeitlang witzig, aber irgendwann muss auch die Vernunft siegen.
Aber so wie Dialektsprachen auch wird die Fraktur immer Befürworter und ihre Liebhaber haben. Und ein bisschen mag ich sie ja auch.
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