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Originally Posted by Rainer Zenz
... Eigentlich den gesamten Satzzeichengebrauch an heutige Gepflogenheiten anpassen. ...
So etwas ist allerdings immer eine "verlegerische" Entscheidung. Genau wie die, ob man eine historische Rechtschreibung belässt oder sie aktualisiert.
Sinnvoll ist es, im Impressum auf solche Modifikationen hinzuweisen. Also hier etwa: "Die Interpunktion wurde an heutige Regeln angepasst."
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Natürlich kann hier und an anderen einschlägigen Stellen jeder irgendwelche beliebigen Bearbeitungen historischer Texte einstellen, mit Hinweisen, bis beim Leser der Arzt kommt. Dafür ist es eben das Internet.
Aber mit Verlaub: Die Forderung nach Anpassung des "gesamten Satzzeichengebrauchs an heutige Gepflogenheiten" entbehrt der Einsicht in schlichteste editorische Regeln. Wer anfängt, bei Heinrich von Kleist z.B. irgendwelche interpunktionelle Anpassungen vorzunehmen (zum Glück hat
pynch hier schon die Arbeit korrekt erledigt), greift tief in die Autorintention ein: bei diesem und vielen anderen Autoren gehört die Zeichensetzung, die nicht nach irgendwelchen Duden-Normen vorgenommen wurde, zum sinngebenden und überhaupt zum persönlichen Ausdruck.
Mit der Modernisierung der Rechtschreibung ist es - ohne hier in die Tiefe gehen zu können - nur (sehr) scheinbar anders. Beides gehört eindeutig in die Hand von Fachleuten.
Wenn tatsächlich angefangen wird so zu verfahren, wird die hier vorgelegten Produkte keiner mehr ernst nehmen, indem der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet sind.
Wohlgemerkt: es kann natürlich niemand daran gehindert werden, so zu verfahren. Und ich bitte auch, meine Äußerungen nicht als Diktum einer
manichäischen Weltsicht zu betrachten. Mich treibt allerdings die Sorge um die Gültigkeit der Texte selbst um.