Für alle, die es nicht wissen, hier ein paar Infos:
Amanda Hocking ist eine der wenigen selbstpublizierenden AutorInnen in den USA, die über den Kindle Millionen Romane verkauft hat. Nachdem sie zuvor durchgehend Absagen von Verlagen erhalten hat. Durch ihren eBook-Erfolg konnte sie vor Kurzem einen Vertrag in Millionenhöhe mit einem klassischen Buchverlag abschließen.
So weit, so gut.
Seit Anfang der Woche sind nun aber genau die vier Romane, über die sie einen Vertrag abgeschlossen hat, nicht mehr für den Kindle erhältlich. Sie werden ab Januar 2012 wieder verfügbar sein, für einen Preis von 7,99 bis 8,99 US$.
Nachdem sie bisher 99 Cent gekostet haben ...
Das heißt, durch den Wechsel zu einem etablierten Verlag steigt der Preis für die Leser um das sieben- bis achtfache! Soweit ich weiß, haben ein paar der Bände zwischendurch mal 2,49 gekostet. Selbst das wäre würde bedeuten, der Preis wird sich mehr als verdreifachen.
Nun ist nichts daran illegal. Aber es hinterlässt doch einen schalen Nachgeschmack.
Keine Frage: Es sind die Romane von Amanda Hocking. Sie kann damit tun und machen, was sie will. Sie kann sie selbst für 99 Cent anbieten oder einem Verlag anbieten und mit einem Preis von 7,99 einverstanden sein. Und wenn sie mit den Romanen richtig Geld verdient, sei ihr das gegönnt. Auch für den Verlag ist es legitim, sich seine Ausgaben wieder reinzuholen und die eBooks nicht erneut für 99 Cent anzubieten. Wie schon gesagt, rechtlich ist das unstrittig.
Es setzt trotzdem ein Zeichen. Für Amanda Hocking war Selbstveröffentlichen offenbar keine grundsätzliche Frage, sondern eine reine Notlösung. Sie hat sich damit nicht als Speerspitze unabhängiger Autoren gesehen, die gegen die Ansprüche der Verlage antritt. Und zeigt, dass es auch ganz anders geht. Ihr Ziel war und ist die Veröffentlichung in einem etablierten Verlag. Und dieser - nicht sie - bestimmt in Zukunft die Vermarktung ihrer Romane.
Wo lässt das die Leser? Nun, diese hatten lange genug Zeit, ihre Romane günstig zu erwerben. Wer gerade begonnen hat, in den Zyklus einzusteigen, wird sich über solch eine Entwicklung allerdings sicher nicht freuen.
Ich hätte daher eine rechtzeitige Ankündigung erwartet, aus Respekt gegenüber Lesern und Fans. Denn diese - und deren Bereitschaft, die Romane zu kaufen - sind es, die Amanda Hocking bekannt gemacht haben. Und nun den einen oder anderen um eine Illusion ärmer zurücklässt.
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Den Beitrag habe ich auch auf e-reader-forum.de gepostet. Wer ihn dort bereits gelesen hat, sorry. Es lesen nicht alle Mitglieder in beiden Foren mit.