Berthold Auerbach (eigentlich Moses Baruch Auerbacher) wurde 1812 in Nordstetten bei Horb geboren. Nach Talmudschule und Gymnasium studiert er in Tübingen jüdische Theologie, um Rabbiner zu werden. 1833 geht er nach München, besucht Vorlesungen Schellings und wird als Burschenschaftler wegen staatsfeindlicher Umtriebe verhaftet. Unter Polizeiaufsicht kann er sein Studium in Heidelberg fortsetzen, doch wird er 1836 zu zweieinhalb Monaten Festungshaft auf dem Hohenasperg verurteilt. Das Rabbineramt ist ihm damit verwehrt, und er wird freier Schriftsteller. 1843 hat er mit seinen Schwarzwälder Dorfgeschichten großen Erfolg. In ihnen gibt er eine realistische Milieubeschreibung der bäuerlichen Lebenswelt. Am Beispiel seines Geburtsortes schildert er «ein ganzes Dorf vom ersten bis zum letzten Hause». Er beeinflußt damit u.a. Balzac, Turgenjew und Tolstoi, die ihn beide besuchen. Mit Erschütterung muß er gegen Ende seines Lebens den wachsenden Antisemitismus in Deutschland erleben. «Es ist eine schwere Aufgabe, ein Deutscher und ein deutscher Schriftsteller zu sein, und noch dazu ein Jude». Er stirbt 1882 in Cannes. (nach Bibliotheca Augustana)
"Nach dreißig Jahren. Neue Dorfgeschichten" aus dem Jahre 1876 ist eine Sammlung von drei späten Dorfgeschichten aus dem Schwarzwald, die jedoch nicht in die achtbändige Gesamtausgabe der
Schwarzwälder Dorfgeschichten aufgenommen wurde, sondern separat erschien. In der posthum edierten 10-bändigen Ausgabe (1893) ist sie allerdings enthalten.
In dieser Sammlung zeigt Auerbach das ländliche Milieu im Südwesten unter dem verändernden Einfluss der Industrialisierung, wobei der Eisenbahn die zentrale Rolle zukommt.
"Das Dorf an der Eisenbahn" könnte ich vorliegende und ferner sich anschließende Erzählungen betiteln. So leitet der Autor den Band ein. Es folgen die Erzählungen:
Des Lorles Reinhard
Der Tolpatsch aus Amerika
Das Nest an der Bahn