Das Beispiel Coelho wird immer wieder gern herangezogen, ist aber meines Erachtens mit Vorsicht zu genießen. Ebenso wie auch die generalisierte Einordnung von Literatur als Kulturgut heutzutage eigentlich überholt ist. Literatur war ein Kulturgut im eigentlichen Sinne als sie noch kein Massenprodukt war und der künstlerische Anspruch der Autoren mehr im Vordergrund stand. Heutzutage ist Literatur - bis auf wenige Ausnahmen - ein Konsumgut unter vielen und der kulturelle Aspekt steht im Hintergrund.
Coelho nutzt Buchpiraterie gezielt als Werbemaschine. Unternommen hat er den Versuch aber natürlich erst, als er bereits ausgesorgt hatte. Dieses Beispiel zu verallgemeinern ist nicht sinnvoll. Die überwiegende Mehrheit aller Autoren, kann vom Schreiben allein den Lebensunterhalt bereits heute nicht bestreiten und steht - im Gegensatz zu Coelho - bei solchen "Piratenaktionen" vor einer Existenzfrage.
Was für Aussichten hat denn der allgemeine, kaum bekannte Autor bei solch einer Aktion? Offen gesagt, keine. Er könnte bspw. zwei kostenpflichtige Bücher veröffentlichen und eins davon selbst in den "schwarzen" Umlauf bringen. Nützt ihm das was? Nein, denn selbst Buchpiraten lesen nicht jeden Indieautor nur weil er über P2P kostenlos verfügbar ist. Es hilft so oder so also nur der entweder bereits vorhanden Bekanntheitsgrad (wie bei Coelho) oder eine parallel laufende Werbemaschine, die wiederum ohne finanzkräftigen Verwerter, den stationären Handel (oder im Fall ebook durch ein Schwergewicht unter den Distributoren) nicht zu leisten ist.
Werke eines Autors werden meiner Ansicht nach nur dann in erheblicher Stückzahl illegal aus dem Netz gezogen, wenn er bereits halbwegs bekannt ist - also sich bereits erfolgreich durch andere Stufen der "Verwertungsmaschinerie" gearbeitet hat.
Last edited by netseeker; 04-29-2011 at 08:21 PM.
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