Der russische IT-Schriftsteller Alex Exler hat gestern eine Rezension zu Pocketbook 602 veröffentlicht. Da Exler einer der führenden und meistgelesenen russischen Web-Autoren mit einer enormen Reichweite ist, hier ist die deutsche Übersetzung seiner Rezension:
E-Book-Reader Pocketbook 302 - ein Review
von Alex Exler, 07.12.2010
Deutsche Übersetzung: TheHutt
Originalartikel (Russisch)
Während Sony zwei Jahre lang ihre Reader mit Sensorfolie immer weiter verschlimmbesserte, verlor man bei Pocketbook keine Zeit und brachte zwei sehr sympathische Modelle hervor: Pocketbook 301 und PocketBook 360. Vom Design her zogen die beiden natürlich den kürzeren im Vergleich zu Sony, dafür hatten sie eine hervorragende Software (die beste von allen Readern, meiner Meinung nach), die erlaubte, Bücher nach Ordnern zu sortieren, das in Russland weit verbreitete Format FB2 (auch noch ZIPped) zu lesen, und überhaupt hatten die Teile einen ganzen Haufen vielseitiger Fähigkeiten.
Jedoch steht der Readermarkt nicht auf der Stelle, sondern entwickelt sich, und zwar durchaus aktiv. Bei Sony wurschtelte man rum, bis man einen Sensor-Bildschirm hatte, der die Textqualität nicht verschlechterte. Als Ergebnis entstanden hervorragende Modelle: PRS-350, PRS-650 und PRS-950.
Dabei war es klar, dass PocketBook es nicht einfach hinnehmen, sondern ebenfalls neue Modelle auf den Markt bringen würde. Das taten sie dann auch, wobei außer den normalen E-Ink Readern sogar ein Pad mit vollwertigem TFT-Display namens PocketBook IQ 701 rausgekommen ist. Aber mich persönlich interessieren, natürlich, die klassischen Reader, von daher werden wir heute schauen, was das Modell PocketBook Pro 602 so alles kann.
Also, PocketBook Pro 602 ist der neue 6-Zoll-Reader mit E-Ink Technologie.

PocketBook Pro 602
Technische Details
Maße: 182 × 132,3 × 11 mm
Bildschirm: 6" E-Ink VizPlex, Glas, 16 Graustufen für Bilder, 4 Graustufen für Texte
Akku: Li-Polymer (1530 mAh)
Prozessor: Samsung 533 MHz
RAM: 256 MB
Eingebauter Speicher: 2GB
USB-Anschluss: microUSB
Kartenslot: microSD
Audioausgang: 3,5 mm
Buchformate: FB2, FB2.ZIP, TXT, PDF, DJVU, RTF, HTML, PRC (mobi), CHM, EPUB, DOC, TCR
Bildformate: JPEG, BMP, PNG, TIFF
Audioformat: MP3
Gewicht: 255 g
G-Sensor: vorhanden
Wireless-Netz: Wi-Fi, Bluetooth
Von der technischen Seite her sieht alles gut aus. Zwei Gigabyte eingebauten Speichers und dann auch noch MicroSD-Unterstützung. Der Bildschirm ist ein VizPlex der 3. Generation (jetzt gibt's noch bessere, E-Ink Pearl, aber die kriegt man momentan nur in den neuen Sonys sowie in den letzten beiden Amazon Kindles). Die unterstützten Formate sind so ziemlich alle, die man sich ausdenken kann. Und noch ein Plus: es gibt zwei Arten, kabellos ins Netz zu kommen.
Zubehör
Abgesehen vom Gerät selbst bekommt man traditionell ein USB-microUSB Kabel sowie, weniger traditionell, eine Samttasche für den Reader. Die Tasche sieht übrigens sehr edel und sehr gut verarbeitet aus.

Inhalt
Aussehen und Steuerung
Äußerlich hat sich bei PocketBook ernsthaft was getan. Das Design des Modells 301 war eher aus der Serie "chinesisches Arbeitspferdchen", und außerdem hatten mindestens zehn andere Reader das gleiche (oder sehr ähnliche) Aussehen. Und das Modell 360 hatte ein offensichtlich mißlungenes Design, obwohl von den Funktionen her der Reader meiner Meinung nach sehr sehr gut war.
Hier ist alles erheblich besser geworden. Die Oberseite ist aus recht hochwertigem weißen Plastik gefertigt (es gibt auch eine dunkelgraue Version) und erinnert an Kindle 1 und 2, insbesondere durch die Tasten am Seitenrand.

PocketBook Pro 602
Ein Teil der Rückseite ist aus grauem Metall. Dieser Deckel ist abnehmbar, um den Akku tauschen zu können.

Rückseite mit abgenommenem Deckel
Am oberen Rand ist der Einschaltknopf. Auf dem unteren liegen der Kartenslot, MicroUSB, Kopfhöreranschluß, Reset und zwei Lautsprecher.

Untere Seite
Den Traditionen entgegen sind die PocketBook-Entwickler nicht mit einem Joystick ausgekommen, sondern haben ein paar Tasten mehr hinzugefügt. Neben dem Joystick liegt nun eine Art "Zurück"-Taste, rechts auf der Front findet man zwei Tasten zum Blättern sowie eine "Home" und eine "Menu"-Taste.

Steuertasten

PocketBook Pro 602 zusammen mit einem Onyx Boox

PocketBook Pro zusammen mit Sony PRS-350
Arbeit mit dem Gerät
Beim Start des Readers erscheint das folgende Hauptfenster.

Hauptmenü

Andere Variante des Hauptmenüs
Auf dem Desktop findet man das Hauptfenster mit den wichtigsten Funktionen, ein Fenster mit den drei zuletzt gelesenen Büchern sowie ein paar Widgets: eine Uhr und ein Kalender.
Wie man sehen kann ist der Ansatz unverändert geblieben, außer dass die Widgets hinzugekommen sind. Vergleichen Sie dieses Desktop mal mit dem von Pocketbook 360.

Desktop von PocketBook 360
Übrigens können folgende Widgets im 602er Modell zusätzlich zu der Uhr und dem Kalender hinzugefügt werden: "Sudoku", Wörterbuch, Musikwiedergabe, Taschenrechner.
Aber diese Widgets sind reine Belletristik; von daher gehen wir zu der richtigen Belletristik über, nämlich zur Bibliothek.
Man muss sagen, dass sich die Bibliothek hier deutlich vom Bereich "Bücher" der alten PocketBooks unterscheidet. Nun gibt es hier drei Reiter: "Dateien", "Bookland", "Bibliothek".

Der "Bibliothek"-Bereich
Dateien
Der Reiter "Dateien" besteht aus Ordnern von mehreren Hierarchiestufen, in denen man Bücher ablegen kann - wie früher. Per Default werden hier 500 kostenlose Bücher mitgeliefert. Im Namen des Ordners ist die Anzahl der enthaltenen Bücher zu sehen, doch das passiert nicht automatisch: beim Hinzufügen von Büchern wird sich die Zahl nicht ändern, sie ist einfach nur Bestandteil des Ordnernamens.
Man navigiert über die Ordner mit Hilfe des Joysticks. Wenn der Ordner Dateien enthält, wird deren Liste in der rechten Spalte ausgegeben, wobei sie alle Formate von Dateien unterstützt, die der Reader verstehen kann: sowohl Bücher, als auch Bilder, Musik und Anwendungen.
Die Sortierung der Ordner können Sie nicht ändern. Wenn man auf dem Ordner lange "OK" drückt, erscheint die Menübefehle "Öffnen" sowie "Datei". Der zweitere enthält ein Untermenü: Umbenennen, in einen Ordner verschieben, auf die SD-Karte kopieren, auf die SD-Karte verschieben, löschen. Normale Dateioperationen eben.
Daraus resultiert, dass wenn Sie im Unterordner "Rus", beispielsweise, hundert weitere Ordner für verschiedene Autoren haben, ist es eine ziemlich nervige Angelegenheit, sie alle durchzublättern - vor allem, weil die Ordner auch nur in der schmalen linken Spalte ausgegeben werden.
Ich muß jedoch anmerken, dass PocketBook traditionell auch Unterordner versteht (bis mindestens dem 6. Verschachtelungsgrad, so viele habe ich zumindest eigenhändig getestet), so dass Sie mit Hilfe von Unterordnern eine beliebige Katalogstruktur für Ihre Bücher anlegen können.