Ob die Buchpreisbindung überhaupt Sinn macht, darüber kann man sich lange streiten. Ich bin ein Gegner davon.
Ob sie für eBooks Sinn macht, ist eine wirklich gute Frage. Die Buchpreisbindung soll einen Preiskrieg verhindern.
* Buchhändler können sich beim Preis nicht gegenseitig unterbieten, was kleine Händler vor großen schützt, da diese durch den geringeren Einkauf weniger Marge raushandeln können.
* Verlage haben einen Festpreis, zu dem sie Bücher abgeben müssen/dürfen, d.h. sie laufen nicht Gefahr, von großen Händlern oder Grossisten ein ruinöses Preisdiktat vorgesetzt zu bekommen.
Greift diese Infrastruktur beim eBook aber überhaupt?
Da es keine Auflage gibt, die verkauft wird, kann man über die Masse keine Preisrabatte raushandeln.
Bleibt also die Verbreitung. Haben hier die Online-Shops (die an die Stelle der Grossisten und Großeinkäufer treten) dieselbe Macht? Ganz eindeutig nein!
Online-Shops haben gemeinhin einen festen Prozentsatz, den sie an Verlage auszahlen. Vielleicht handeln sie Sonderkonditionen für große Verlage aus, aber auch diese werden dann vertraglich fixiert. Was die Verlage bekommen, wird also für einen längeren Zeitraum fest ausgehandelt.
Online-Shops hätten vielleicht noch die Macht, über ihre Verbreitung Druck auszuüben. Aber funktioniert das? Sollte Thalia Verlag X unter Druck setzen, geht er halt zu libri. Oder ciando. Oder pfeift auf DRM und geht zu beam.
Natürlich gibt es Kunden, die gewohnheitsgemäß nur bei einem Händler kaufen. Sollte ihr Lieblingsautor aber ausschließlich bei einem anderen Shop erhältlich sein, werden die meisten dann auch dort einkaufen.
Und notfalls verkauft der Verlag die eBooks über die eigene Homepage.
Zusammengefasst fehlt für eine Buchpreisbindung bei eBooks also die Argumentationsgrundlage.
Die Infrastruktur und die Größenverhältnisse unterscheiden sich von denen im Buchmarkt vollkommen.
Hier will der Börsenverein des deutschen Buchhandels seit ein paar Jahren seine Lobbypolitik knallhart durchsetzen. Eine endgültige juristische Klärung steht diesbezüglich aber immer noch aus, da es noch kein Gerichtsurteil dazu gibt.
Würde Amazon also auf dem deutschen Markt mutig Fuß fassen wollen , könnten sie die Buchpreisbindung für eBooks missachten und es auf einen Konflikt mit dem Börsenverein anlegen.
Zu wünschen wäre es.
Last edited by K-Thom; 09-28-2010 at 04:59 AM.
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