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er einen Zuhörer für sein dreistündiges Privatissimum
hatte, heraufzuholen und namens der Gyskras mit einem
feurigen Trunk Rauenthaler oder Steinberger Cabinet zu
bewirten.
Nach Beendigung des gewaltigen Chorgesangs leistete
man dieser Einladung Folge.
Ein halbes Dutzend schmucker Gesellen, die dreifarbige
Mütze von dem reichen Gelock nehmend, traten in den
Salon, dessen fünfarmiger Kronleuchter Alles mit Licht
überströmte und so das Glück symbolisierte, das heute
wieder in das Gyskra'sche Haus eingekehrt war.
Die jungen Herren wollten zunächst dem Ober»Staats-
anwalt selber die Hand schütteln. Herr Gyskra ließ sich
entschuldigen. Er habe sich in sein Zimmer zurückgezogen;
er fei von den Aufregungen des Tages so angegriffen,
daß er sich kaum noch auf den Füßen erhalte.
Die Damen des Hauses jedoch, unterstützt von Professor
Lehr, nahmen die wackern Musensöhne so herzlich auf, daß
aus dem kurzen Trunk eine anderthalbstündige Sitzung
wurde.
Der Mathematik«Professor glühte vor Freude. Sein
Zuhörer aus dem Corps Rhenania befand sich ja aller»
dings nicht mit in der Schar dieser Auserwählten: aber
der Senior erklärte, Studiosus Löffler sei sein intimster
Freund und gelte im Corps für ein Lumen. Auch gab
dieser Senior, der, seines Zeichens Iurist, den Verhand»
lungen beigewohnt hatte, dem Oberst das Ehrenwort,
längst schon habe das Corps — und mit ihm wohl die
gesammte städtische Intelligenz — für Hellmuth Partei
ergriffen; die Iubelstimmung des Abends beziehe sich
auch auf ihn, den man versichern wolle, daß in der