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Sie doch vernünftig! Thun Sie jetzt nicht, als wären Sie
hier von lauter Feinden umringt! Ich wiederhole Ihnen
zum zwanzigsten Mal: selbst der Staatsanwalt zweifelt
an Ihrer Schuld! Wollen Sie nun zu guterletzt noch
Alles durch Ihre Dummheit verderben?"
„Ich danke Ihnen", stammelte Lichert, „ich danke
Ihnen! Aber mir liegt's auf der Brust, . . Ich weiß
nicht. . ."
„Still jetzt! Die Verhandlung beginnt! Nochmals:
Courage!"
Der Vorsitzende des Gerichtshofes schritt in geschäfts»
mäßiger Gleichgültigkeit zur Bildung der Gefchworenenbank.
Es waren im Ganzen, mit Einschluß mehrerer Hilfs-
geschworenen, dreißig Männer zugegen, die an der Aus-
losung teilnehmen konnten.
Der Erste, der aus der Urne hervorstieg, war Balduin
Teutschenthal.
„Angenommen!" erklärte der Ober«Staatsanwalt. —
„Angenommen!" scholl es vom Tisch des Verteidigers.
Die nächsten drei Namen, die ausgelost wurden,
gehörten einem vielbeschäftigten Kaufmann, einem Guts»
besitzer und einem Tischler. Alle drei wurden von der
Staatsanwaltschaft abgelehnt.
Verwundert richteten sich die Blicke des ganzen Saals
auf Herrn Gyskra. Obwohl das Gefetz die Beibringung
von Motiven für die Ablehnung der Geschworenen aus-
schließt, war man doch überrascht, hintereinander drei
Personen in den verschiedensten Lebensstellungen refüsiert
zu sehn, ohne daß ein begreiflicher Grund vorlag.
Der Kaufmann hielt die Ablehnung für eine persön-
liche Rücksicht auf seine stark in Anspruch genommene Zeit,