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weislich in ihrer Notwendigkeit. Heute noch goß sie mir
Gift in den Becher der Freude, der mir so herrlich kre-
denzt wurde. — Ietzt aber: Fort! Ich bin ein Mann
und hoffe Dir obzusiegen! Versuch' es, Dich haßerfüllt
zwischen mich und die Liebe zu stellen: vielleicht ja ge-
lingt Dir's! Aber die Freude, die Hoffnung, — nein,
o nein, die zertrümmerst'Du nicht! — Dort — schau'
dahin, wo die Mauern sich öffnen, und die Retorten und
Kolben im Schimmer des Mondlichts glänzen! Flatternde
Dämpfe ziehen wie Märchenschleier um die blinkenden
Apparate . . . Dort, dort liegt meine Welt, und diese
Räume betrittst Du nicht!"
Der Schatten Vurckhardts versank. Es klirrte von
Ketten — oder von Gläsern.
Hellmuth schritt zurück in das Speisezimmer.
Seine Abwesenheit, die höchstens eine Minute gedauert
hatte, war kaum bemerkt worden. — Ietzt ward ihm zu
Sinne, als habe er Alles das nur gedacht, nur mit der
glühenden Phantasie des Erschöpften sich vorgestellt. —
Aber die Wirkung blieb. Ein neugeborner Charakter, sah
er nun innerlich klar und ruhig auf das Vergangene
zurück: die Kraft seines Fühlens, Wollens und Schaffens
gehörte der Zukunft.
Man setzte sich um den Tisch. Die Hängelampe goß
ihr behagliches Goldgelb über den prächtig gestickten Läufer,
ein Kunstwerk Emmy's, und blitzte in den schönen Krystall»
karaffen.
Alles, mit Ausnahme des schweigsamen Ober»Staats-
anwalts, befand sich in bester Laune.
Da — gegen halb neun, als man sich just zum Dessert
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