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in der That hier um Dinge handeln, die ganz und gar
aus dem Rahmen sielen — und natürlich nur um ge»
schäftliche, um berufsgemäße; denn gesellschaftlich stand
ja der Ober»Staatsanwalt mit den Grolmanns kaum in
Beziehung.
Emmy schob einen Sessel heran.
„Wollen Sie unterdeß nicht Platz nehmen?" fragte
sie höflich.
Das schmutzige Graugelb, das sich noch immer nicht
völlig geklärt hatte, schien jetzt von draußen her in das
Zimmer zu kriechen und ihr die Brust mit atem»beklem»
mendem Schwalch zu erfüllen.
„Außerordentlich gütig, mein gnädiges Fräulein!"
versetzte Grolmann in einem Tone, der viel zu warm
und zu weich klang für die alltägliche Phrase. Es war,
als wolle er's dem lieblichen Mädchen abbitten, daß er so
wie ein Geier in ihr fröhliches Morgenlied einbrach.
Nach drei Minuten erschien Herr Gyskra. Er hatte
sich nur in den Schlafrock geworfen und sonst keinerlei
Toilette gemacht. Sein ergrauendes Haar, das von der
unruhigen, traum »gequälten Nacht her verwühlt war,
starrte widerspenstig um seinen Kopf. Er sah merklich
gealtert aus.
Herr von Grolmann reichte ihm langsam die Hand.
Er brachte kein Wort hervor.
Gyskra, im Gegensatz zu der Erregung des Unter»
suchungsrichters, war vollständig ruhig. Er entschuldigte
seinen unordentlichen Aufzug durch den lebhaften Eifer,
dem Herrn Landgerichtsrat sofort zu Diensten zu sein, und
fragte dann etwas eintönig nach seinem Begehr.