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sprechen. Ich muß dies Rätsel durchdringen, das mich
jetzt wie eine Unmöglichkeit angrinst."
„Seien Sie mild, Herr Ober»Staatsanwalt! Kehren
Sie mehr den Vater, als den Mann des Gesetzes hervor!
Der Gedanke, Ihnen und seiner Familie Schmerz zu be>
reiten, hat Ihren Sohn fast schwerer zu Boden gedrückt,
als die Furcht vor dem, was ihm sonst noch bevorstehen
kann. Und, Herr Ober »Staatsanwalt, wie die Sache
auch ausgeht: seien Sie meiner unwandelbaren Sympathie
nochmals versichert!"
Herr von Grolmann entfernte sich nach einem letzten
schweigsamen Händedruck.
Gleich darnach stürzte Emmy in's Zimmer. Aus ver»
zeihlicher Neugier hatte sie dem Gespräch der beiden
Männer gelauscht. Sie warf sich dem Vater stürmisch
an's Herz und weinte bitterlich.
Starr und thränenlos hielt der Ober»Staatsanwalt
sie umschlungen.
Da kam auch die Mutter Emmy's.
Bei ihrem Anblick taumelte Gyskra. Wie vernichtet
sank er auf einen Stuhl. Er war keiner Antwort fähig
auf ihre bebenden Fragen. Emmy, in halb nur verständ-
lichen Reden, erzählte, was vorgefallen,
Frau Gyskra ward leichenblaß; aber sie weinte nicht.
„Erich," sagte sie tieftönig, „glaubst Du im Ernste,
Hellmuth, unser geliebter Sohn, könne etwas begangen
haben, was uns entehrt? Es muß hier ein schrecklicher,
unbegreiflicher Irrtum obwalten! Das siehst Du doch ein,
Erich?"
Herr Gyskra schüttelte wild und verzweifelt den Kopf.
Mit beiden Händen zerraufte er sich das Haar. Ein