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nur die Ausgeburt seiner unruhig flackernden Phantasie
waren!
Noch tagte es kaum, als er klingelte.
Kleeberg hatte sich heute verschlafen; erst um Drei
war er von einer Kindtaufe heimgekommen und trat nun
de» und wehmütig auf die Schwelle, sein verkatertes Antlitz
zu einem Lächeln verziehend, das um Entschuldigung bat.
Hellmuth bestellte das Frühstück.
Obgleich heute Sonntag war, und die übrigen Haus»
genossen vermutlich noch schliefen, wünschte er hier sofort
seinen Kaffee; diesmal Kaffee, und nicht wie gewöhnlich
Thee; — und stark!
„Will der Herr Doktor denn heute sogar Cellulose
ersinden?" fragte der Flickschneider.
„Halten Sie's Maul!" herrschte Hellmuth ihn an.
„Wenn Sie das Wort Cellulose noch einmal über die
Lippen bringen, fliegen Sie einfach hinaus! Ietzt kann
ich mir denken, woher alle Welt schon weiß, was mich
beschäftigt, Sie elendes Klatschweib!"
Der Flickschneider legte die Hand auf die Brust wie
ein Vasall, der seinem Kriegsherrn Treue bis in den Tod
schwört.
„Herr Doktor," sagte er tief gekränkt, „es ist wahr,
daß ich um sechsundfünfzig Minuten zu spät bin; wir
haben getauft; und der Wem war gut; und ich bin Pate
des Kindes; und so erklärt sich das! Aber wenn Sie mir
deshalb die Klatschweiberei vorwerfen, so muß ich be-
teuern, daß nichts von hier über die Schwelle kommt!
Herr Doktor haben mir selbst zuweilen gesagt: ,Es' gibt
Cellulose, es gibt auch Stärkemehl: aber stets nur gelrennt.'
Sie wollen das nun vereinigen! Gott aber soll mich