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Gyskra, außer dem einen Abend, niemals um sie gekümmert
hat. Die Sache steht also höchst bedenklich. Hellmuth
lügt — und er lügt aus dem einfachen Grunde, weil
er nicht nachweisen kann, was er im Gothengehölz denn
gesucht hat, wenn es nicht Burckhardt war, dem er zu
Leibe wollte."
„Er lügt . . ." murmelte Sascha wie geistesabwesend.
„Und zwar nicht sonderlich schlau," fuhr der Oberst in-
grimmig fort. „Aus den Verhandlungen gegen Lichert ist
ein für allemal festgestellt, um welche Zeit Burckhardt
das Gothengehölz betreten hat: am siebzehnten November,
Nachmittags zwischen fünf und sechs. — Hellmuth bekennt,
daß er just um die nämliche Zeit ebenfalls dort war,
ohne jedoch zu erklären, was ihn dorthin geführt. ,Ein
plötzlicher Einfall', sagt er; ,die nicht zu berechnende Laune
des Augenblicks!' — Abgeschmackt! — Mit solcherlei
Phrasen läßt kein Geschworner sich abspeisen, selbst der
stupideste nicht! Kurz, ich fürchte, ich fürchte, der junge
Mann leidet Schiffbruch! Wenn ich auch nicht daran denke,
daß er die Absicht hatte, den Burckhardt umzubringen —
das wäre ja zu verrückt! — so hat er ihn doch offenbar
attackiert, und die Sache wird wohl auf Körperverletzung
mit tötlichem Erfolge hinaus laufen."
Sascha nickte still vor sich hin; ihr Antlitz war bleich
wie Wachs.
Sie durchschaute jetzt Alles.
Hellmuth hat überhaupt nur aus Rücksicht auf sie
geschwiegen!
Und jetzt noch, da sein Gewissen ihn zwang, sich als
Thäter zu nennen, weil der Prozeß Licherts einen so nner»
warteten Ausgang genommen, auch jetzt noch verharrt er