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senkte das Haupt, als spüre sie schon den Hauch des
Zorns, der sie versehren sollte. Fest und bestimmt trat
sie ins Speisegemach. Ihr Vater war noch nicht da. Mit
sicbrischer Hast lief sie der Tante entgegen und küßte sie.
Dann schob sie mit zwecklosem Eifer die Tassen zurecht,
hob die schwersilberne Theekanne und setzte sie wieder aufs
Brett, als falle ihr ein, daß man höflichkeitshalber doch
warten müsse. Dazwischen erzählte sie, fragte, und sprach
wieder, ohne sich um die Antwort zu kümmern.
Endlich erschien der Oberst von Rheuß in seiner alten
Interimsuniform, die er als Hausrock trug.
Er grüßte ein wenig wortkarg, setzte sich seufzend in
seinen Armstuhl und wandte sich, während ihm Frau
von Beresow Thee gab, mit einem etwas verdrießlichen
Blicke an Sascha. Er liebte es nicht, daß sich die Leute
erst ausfragen ließen. Sonst war das Mädel doch nicht
auf den Mund geschlagen. Weshalb hockte sie heute so
schweigsam da, rührte in ihrer Tasse und sing nicht selbst
von den Gyskras an, da sie doch wußte, wie sehr ihm
die Sache am Herzen lag?
Er brummte was vor sich hin, trank einen Schluck,
wischte sich dann mit dem seidenen Taschentuche den Bart
und hub stirnrunzelnd an:
„Du schliefst schon, als ich gestern nach Hause kam ..."
«Ia, Papa."
„Nun, wie war's denn? Hat sich was Neues ereignet,
seit ich Herrn Gyskra sprach? Und Mutter und Tochter —
sind sie noch so gefaßt? Mir schien das gestern etwas
gekünstelt ..."
„Ja, Vater," stammelte Sascha, „es hat sich etwas
ereignet..."