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wünschte, als sei's nur ein Spaß, ein lebendes Wesen, das
nach Freiheit und Licht verlangt, mit Gewalt hinter
Schloß und Riegel zu halten, — noch dazu unter der
Wucht einer so grausigen Anklage!
Mit einemmal stürzte sich Lichert wie toll wider die
Planken der Zellenthür. Ein gewaltiger Schlag mit der
rechten Faust ließ sie in allen Fugen erzittern. Er stemmte
das Knie dagegen; er tobte; er raste.
„Gott verdamm' euch in alle Ewigkeit!" rief er mit
einer Stimme, die vor ungeheurer Aufregung übersprang.
„Laßt mich hinaus, oder ich tret' euch alles entzwei! Ich
will zum König! Der König soll's wissen, was für
Schufte er hier bezahlt, damit sie Unschuldige zum Tode
verurteilen!"
Die Thüre ging auf. Der Gefängniswärter — nicht
der vertrauensselige Wendeborn, sondern ein junger, kräf-
tiger, militärisch dreinblickender Mann, der entschlossen
schien, jeden Unfug im Keim zu ersticken — trat dem
zurückprallenden Lichert entgegen; hinter ihm standen zwei
Amtsgenossen.
„Was lärmen Sie so?" fragte der Wärter.
„Ich will hinaus!" keuchte Lichert. „Ich will zum
König!"
„Ganz ruhig werden Sie sich verhalten," gab ihm der
Wärter zurück, „sonst ruf' ich den Herrn Inspektor und
lasse Sie krumm schließen! Einen Ring um den Hals —
und die eiserne Latte daran, — das gehört sich von Rechts»
wegen für einen Kerl wie Sie! Was gaffen Sie noch?
Marsch, dort auf den Stuhl!"
Lichert machte den Eindruck, als wollte er im nächsten
Moment auf den Mann losspringen. Unter den buschigen