— 127 —
Die Vernehmung erfolgte.
Die Wäscherin, die vereidigt wurde, sagte mit großer
Bestimmtheit aus, daß ihr die Tochter am selbigen Abend
noch mitgeteilt, was ihr ,mit dem verdrehten alten
Schwätzer' passiert sei.
„Nun, und was hielten Sie denn von der Sache?"
„Na, nicht viel! ,Ganz wie die Appell' rief ich aus
Einem Munde! — Appel — so heißen wir nämlich die
Apollonia, was ihr Taufname ist, der Bequemlichkeit halber.
Die Apollonia ist gut und brav und hilft mir ein red-
liches Teil bei der Wäsche; aber sie kann's nicht lassen:
wo's eine Dummheit gilt, eine Fopperei oder was sonst,
gleich hat sie die Hand im Spiel! Hundertmal hab' ich's
ihr vorgehalten: ,Sei 'was gesetzter, sonst verbrennst Du
Dir mal die Finger! Na, nun hat sie's ja und muß vor
Gericht und steht da, als hätten die Hühner ihr's Brot
gefressen! Schamhaft ist's mir halt doch, denn ich bin
eine ehrbare Frau, die sich ihr Brot verdient, und wasche
schon zwanzig Iahr und ist mir nie was quer in den
Garten geschneit!"
Ihr volles, rotgeädertes Antlitz glühte vor Auf-
regung. Die Flügelhaube flaggte wie sturmverkündend.
Der weiße Kutscherhandschuh der Linken fuhr mit der
Rückfeite über die Augen, — und abermals öffnete sich
der blühende, etwas zum Weinen verzogene Mund, um
fortzufahren.
Der Präsident winkte ab.
„Genug! Wir haben hier keine Zeit für Privat-
gespräche!"
Hiernach verhörte er Apollonia. ,
Die Aussagen des jungen Mädchens wurden durch