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Hellmuth trat zu Sascha heran, sah mit in das Heft
und gab eine Phrase über die Schubert'schen Compositionen
zum Besten.
Dann brachte er das Gespräch ohne Übergang auf das
peinvolle Thema, dessen bloße Erwähnung Sascha's Antlitz
mit heller Glut übergoß.
Ihr gegenüber gab Hellmuth sich als lediglich von
der Absicht erfüllt, um Verzeihung zu bitten. In Wirk-
lichkeit aber verfolgte er einen andern Gedanken: den
Wunsch, gegen das Unbekannte, das ihm zu drohen schien,
abermals einen Wall zu türmen.
Sascha vergab ihm sofort. Die unverkünstelte Herzlich-
keit, mit der sie dies that, beschämte ihn tief.
Wie falsch hatte er dieses Mädchen beurteilt! Wie
kläglich stand er mit seiner bübischen Thorheit vor dieser
Unschuld! Geradezu fürchterlich war es nun vollends, zu
denken, daß er ja nur feinem Irrtum, nur seiner blöden
Verkennung ihres Charakters das Unheil verdankte, das
jetzt ihm zu Häupten hing wie ein blitzendes Fallbeil!
„Gott sei Dank ist ja alles noch gut gegangen!"
fügte Sascha hinzu, als ob sie ihn trösten müßte. „Frei-
lich, hart an der Kante vorbei! Eine Minute darnach
kam Papa!"
Hellmuth, von ihrem Liebreiz bewältigt, hatte für
Augenblicke vergessen, daß die Bekundung der Reue, so
tief er sie fühlte, doch nur die Einleitung war.
Ietzt kam er zur Hauptsache.
Mit kurzen Worten gab er ihr einen erlognen Bericht
über den ferneren Verlauf seiner Flucht.
„Eine Zeitlang hab' ich gewartet, bis alles still war.
Dann schob ich den Hut in die Tasche und schlich bar»