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In diesem Moment scholl aus dem Inneren des
Iustizpalastes ein dumpfes Geräusch. Einzelne Schritte
polterten über den Korridor. Breit strömend wälzte die
Menge sich nach.
Doktor Altenhöfer drückte die Hand auf's Herz. Stege-
mann, so kühl und so gleichmäßig seine aristokratischen
Finger die Spitze des Schnurrbarts drehten, sah außer-
ordentlich bleich aus.
Eh' das Gewühl noch die Treppe des Großen Portals
erreicht hatte, drang schon auf Geisterschwingen die Kunde
durch das Vestibulum:
Hellmuth Gyskra ist freigesprochen!
Ottfried Stegemann lächelte, wie ein Geck; sein
Schnurrbart wirbelte unter dem Druck der behandschuhten
Finger in beispiellosen Ellipsen. Doktor Altenhöfer bekam
einen furchtbaren Hustenanfall, und als er das Taschen-
tuch wider die bebenden Lippen geführt, starrte er über-
rascht auf ein paar hellrote Blutstreifen. Aber was lag
daran, wenn er, der Alte, der Mann der Vergangen-
heit, allmählich zusammenbrach, da doch sein jugendlicher
Freund, der Erbe seiner Ideen, der Bannerträger der Zu-
kunft, gerettet war!
Ietzt zeigte sich auf der obersten Stufe der Freitreppe
Hellmuth in Begleitung seines halb taumelnden Vaters und
des Iustizrats Berger. Von allen Seiten streckten sich dem
Ober»Staatsanwalt Hände entgegen. Leute, die er kaum
dem Ansehn nach kannte, wollten ihn gleich an der Schwelle
beglückwünschen, ihn, den untadligen Mann, der so frei
und so furchtlos gekämpft, der so schlicht und so völlig
ohne Rhetorik in einer Sache gesprochen, wo es sich um
das Heil seines eignen teuren Sohnes gehandelt. . .