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dem alten, psifsigen Medicinalrat Klenke, durchschaut
zu werden. Halb tot vor Angst, merkte er gar nicht, wie
sich der Angeklagte mehr und mehr festritt und zuletzt auf
den erneuten Vorhalt des Präsidenten nur mit den Achseln
zuckte.
Hellmuth Gyskra konnte diese Tortur nicht länger mit
ansehn. Tieferschüttert verließ er den Saal und atmete
erst wieder auf, als der Iustizpalast und das dichte
Menschengewimmel der Weylbrunnerstraße weit hinter
ihm lag. Er hatte genug für heute. Morgen, zum
Plaidoyer seines Vaters, wollte er wiederkehren. Hoffent-
lich war dann das Schwerste vorüber.
Der Präsident schritt nunmehr zur Vernehmung der
Zeugen und Sachverständigen.
Zunächst trat der Waldhüter vor, der den Leichnam
Burckhardts am Thatort entdeckt hatte. Seine Aussage
bot nichts Neues. Er hatte sofort den Eindruck gehabt:
der Unglückliche ist das Opfer eines ganz ordinären
Raubmords.
Hiernach folgten die eigentlichen Belastungszeugen,
Besonders ungünstig für den Angeklagten sielen die
Depositionen der Oberlondorfer Wirtstochter und die eines
gewissen Ottokar Schröter aus, jener Persönlichkeit, die
bereits in der Voruntersuchung beschworen hatte, am Tage
der Katastrophe gegen halb vier oder vier dem Burckhardt
am Lutherplatze begegnet zu sein, wonach also der Maler
in der nämlichen Richtung nach dem Gothenwalde gegangen
sein mußte, wie Lichert.
Die Oberlondorfer Wirtstochter war über die Maßen
erregt. Ihr schönes, edel geschnittenes Antlitz, das in
der unteren Partie an die ,Bella' des berühmten vene»