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„Was denn? Gutes? Schlimmes? So laß Dir doch
nicht jedes Wort aus dem Munde holen!"
„Vater, ich bin überhaupt nicht bei den Gyskras
gewesen."
„Wo denn sonst?"
„Im Iustizpalast."
„Du...?"
„Ia, Vater. Ich war im Büreau des Landrichters
Elmshorn, der gegen Herrn Doktor Gyskra die Unter-
suchung führt."
Der Oberst schob langsam die Tasse zurück.
„Ia, zum Henker, was hatt'st Du denn dort verloren?"
„Du wirst Dich wundern, Papa — und es ist ja
auch eigentümlich —: aber die Wahrheit muß doch gesagt
werden, selbst wenn sie uns peinlich ist."
„Peinlich? Das klingt ja ganz allerliebst! Rund
heraus: was ist vorgefallen? Was hast Du, meine Tochter,
mit dem Prozeß des Herrn Doktor Gyskra zu thun?"
Sascha erzählte nun — anfangs stockend, dann, je weiter
sie kam, mit um so größerer Klarheit und Festigkeit.
Der Oberst hörte ihr schweigend zu. Ein paarmal
nur flammte es über sein Antlitz wie blutiges Wetter»
leuchten, und die nervigte Faust krampfte dabei, als suche
sie eine Waffe. Frau von Beresow regte sich nicht. Ihr
strenges Gesicht war fahl, ihre Augen angstvoll auf den
Bruder gerichtet. Man hatte den Eindruck, als halte die
würdige Dame sich jede Sekunde bereit, einem plötzlichen
Ausbruch des Oberst entgegenzutreten, ihn zu umklammern,
eine Gewaltthat zu hindern. . .
Nichts dergleichen aber geschah.