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etwas beschränkte Mutter konnten doch kaum in Betracht
kommen!
Die Aufbringung dieser Zeugen hatte sogar . . . etwas
Merkwürdiges. . .
Balduin Teutschenthal ließ unverkennbar seine .An-
schauung^ durchsickern, als seien die Zeugen erkauft. Doktor
Kretschmar.. . nun, Teutschenthal wollte ja ganz gewiß
nichts behaupten: Kretschmar jedoch stand seit Iahren im
Ruf einer weitgehenden Freigcisterei, und man weiß ja,
wohin die Freigeisterei und das Strebertum Charaktere
verleiten, die sonst moralisch nicht übel veranlagt sind.
Wer um's Himmels willen sollte den Mord denn be-
gangen haben? Gespenster, mit Knütteln bewaffnet, stiegen
doch nicht aus der Erde empor! Unsere musterhaft organi-
sierte Polizei hatte nirgends auch nur eine Spur entdeckt,
die anderswo hinwies, als auf die übelbeleumdete, wegen
verbrecherischer Gewaltthat schon mit entehrender Strafe
belegte Person des Beschuldigten.
Daß ein.geschickter Verteidiger auch das Klarste ver-
dunkeln, auch das Schlichteste künstlich verwirren kann, das
war eine alte Geschichte!
Kurz, Teutschenthal würde die Mordfrage bejahen . . .
Es half nichts, daß der Oberst von Rheuß diesen Er-
örterungen, soweit sie ihm zu Gehör kamen, wütend ent-
gegen trat.
Teutschenthals Ansehn war ein so ungewöhnliches, daß
fünf unter den Zwölfen von vornherein auf jede eigene
Meinung verzichteten und als compakte Masse sich hinter
ihn stellten.
Wär' es bei diesen Fünfen geblieben, so würde, die
Stimme Teutschenthals mitgerechnet, immer noch nicht
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