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Strafe zu entziehn, die Verfolgung einer strafbaren Hand»
lung unterlaßt, . .! Diefe Verpflichtung war für ihn
aufgehoben durch fein Verhältnis als Vater zum Sohn.
Fort auch mit dem quälenden Einfall, von der Anklage
im Prozeß Lichert zurückzutreten, um einen Andern die
Sache führen zu lassen . . .! Das war gefährlich in
doppelter Hinsicht, Es konnte Verdacht erwecken bezüg-
lich Hellmuths, und es konnte verhängnisvoll werden für
Lichert; denn kein andrer Staatsanwalt würde ja an-
nähernd so für den Beschuldigten eintreten, als Gyskra,
der den wirklichen Sachverhalt kannte und Alles aufbieten
wollte, um Lichert zu retten!
Die Zuversicht, die ein gequältes Menschenherz über»
kömmt, wenn sich nach langer Verzweiflung endlich ein
Ausweg zeigt, übte auf Gyskra eine so kraftvolle Wirkung,
daß er bei Tisch wieder zu scherzen vermochte.
Auch Hellmuth, der unterdes eine förmliche Abhandlung
zu Papier gebracht hatte, zeigte sich ruhig und gefaßt.
Die eigentümliche Klarheit und Frische des Vaters stählte
die Nerven des Sohnes; der letzte Rest seiner Befangen-
heit wich.
Nach aufgehobener Mahlzeit erklärte Herr Gyskra, daß
er die übliche Rast halten und dann in die Stadt wolle.
„Wenn Du's erlaubst, Papa, fo komme ich mit," sagte
Hellmuth,
„Ein ander Mal! Es ist ein Geschäftsweg, Hellmuth.
Ich nehm' eine Droschke. Übrigens thut es mir leid, daß
wir auch heute, wie jetzt schon ein paarmal, unsern
gemeinschaftlichen Spaziergang versäumt haben."
„Mir auch, Papa."
„Die Schuld trifft uns beide," versetzte der Ober»