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„Vater," begann sie noch einmal, „so wahr ein Gott
lebt, Du thust mir bitterlich unrecht!"
„Nein!" rief er mit Donnerstimme. „Noch heute
gilt das Wort meines Ahnherrn: ,Wenn ein Weib com»
promittiert wird, ist sie allemal schuld daran!' — Laß
jetzt dein abgeschmacktes Gewinsel! — Bis die Affaire
entschieden ist, bleibst Du in diesem Zimmer! Nur zu den
Mahlzeiten führe ich selbst Dich herauf, und dann schließe
ich selbst Dich hier ein, und den Schlüssel steck' ich mir in
die Tasche! Ich sorge nämlich, Du sindest Helfershelfer
in diesem Haus, die just so wie Du den Ehrbegriff eines
alten, ehrlichen Ofsiziers schulmeistern wollen! Nicht vor die
Thüre kommst Du, bis die Geschichte da fertig ist! Gott
der Herr soll mich bewahren, daß Du ein zweites Mal
nach dem Iustizpalast rennst, um Dir ein billiges Mk-^tste
zu verschaffen! Und ich rate Dir: sei gehorsam und
füge Dich! Beim geringsten Versuche der Widersetzlichkeit
gibt es ein Unglück! Da — nimm deine Bibel oder die
Gerok'schen Predigten! Schlag ein Kapitel auf, das von
den Wichten der Kinder gegen die Eltern handelt —
oder sonst was Gescheidtes, was auf Dich paßt. . .! Du
verstehst mich schon!"
Die Thüre siel dröhnend ins Schloß. Der Schlüssel
knirschte und wurde dann heftig herausgezogen.
Sascha von Rheuß war allein.