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nur meine Augen? Fräulein Sascha sind allerdings höllisch
gewachsen! . . . Fünf Iahre ist's her, daß ich von Strehl»
berg abging — und nun sitz' ich hier schon im zweiten ..."
Er seufzte und strich sich den langen strohgelben
Schnurrbart.
In diesem Augenblick öffnete sich die Thüre von
Numero sechs. Ein bunt aufgetakeltes junges Mädchen,
die Blicke zu Boden gesenkt, trat heraus. Gleichzeitig er»
tönte die Klingel.
„Ich benutze jetzt die Gelegenheit," raunte der ehe-
malige Unterofsizier, indem er die Karte Sascha's trium-
phierend empor hob. — „Sie, hier, bitte nach links!"
Die letzten Worte galten der schamhaft errötenden
Zeugin Franziska Stelzner, der Büffetmamsell aus dem
Cafs Reichskanzler, die nochmals verhört worden war und
sich jetzt beim Verlassen von Numero sechs nach der falschen
Richtung gewandt hatte.
Der Gerichtsdiener trat eilfertig in das Bureau und
kam gleich darnach mit der Meldung zurück, der Herr
Landrichter lasse das gnädige Fräulein bitten.
Sascha hatte, trotz ihrer Herzbeklemmung, die auffällig
bunte Erscheinung Franziska's mit einem staunenden Blick
verfolgt. Kein Zweifel: dies Mädchen im gelben Plüsch,
mit dem hochroten Federhut und der endlosen weißen
Boa gehörte nicht zur Gesellschaft. Ihr Gang schon, der
wiegend und trippelnd zugleich war, prägte ihr einen
Stempel der Unechtheit auf. Was nur in aller Welt
konnte das puppenhafte Geschöpf mit der Sache zu thun
haben? Eine Freundin vielleicht des Getöteten? Burck»
hardt — das ging ja aus den Reden ihres Papa's
hervor — hatte nicht immer den besten Verkehr gehabt,
«rnst Eckstei!!, Ihemi«, II. 12