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wenn sich der Lutz bei der Köchin so lange nicht blicken
läßt, kommt wohl das Fräulein mal selbst."
Sascha gab ihr, was sie just bei sich trug; leider nur
wenige Mark; sie versprach aber wieder zu kommen. —
Dann half sie der Alten, den Strohsack des kleinen
Lutz mehr abseits vom Herde rücken; das sei feuergefähr-
lich; auch habe das Kind da vom Rauch zu leiden. —
Überhaupt schaffte sie etwas Ordnung in das verwahrloste
Heim. Sie schob das zusammengefallene Reisig zurecht,
ergriff dann den Besen, und als der stäubte, einen benetzten
Lappen und fegte die Diele. Seit vier, fünf Tagen war
das nicht mehr geschehn, da sich Frau Marguth nur mit
der äußersten Mühe bewegen oder gar bücken konnte.
Sascha von Rheuß hatte bei diesen Obliegenheiten den
Mantel über den Stuhl gehängt. Ihr Blut tobte. Die
innere Erregung schaffte sich durch das Ungestüm dieser
Thätigkeit nur eine Ableitung.
Nun stand sie noch eine Weile, sich abzukühlen. Es
war eine Hitze in diesem Raum. . .! Die Alte begriff's
nicht, denn man sah' ja den Hauch. . .
Endlich zog Sascha sich an.
Schon beim Hinaustreten fröstelte sie.
In dem Fischerdorf überlief sie ein seltsamer Schauer.
Fast war es, als würfen die Schneekappen, die von den
Dächern hingen, ihr beim Vorübergehn fprühende Eis»
nadeln unter das Nackenhaar, und die schmölzen dann
auf dem Rückgrat.
Es dämmerte rasch. Als sie den Garten erreichte, war
es schon vollständig dunkel. Sie hastete etwas beunruhigt
an der Frontseite der Villa entlang. Beim Hinausklettern
hatte sie gar nicht daran gedacht, daß sie nun auf dem