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Sascha trat an das Fenster, durch das sich Hellmuth
damals im letzten Moment noch geflüchtet hatte.
Die ganze peinvolle Scene tauchte vor ihrer Er-
innerung empor.
Sie entsann sich genau jeder Einzelheit: — des
Staunens, das sie empfunden, als da plötzlich die Thür
aufging; des Flecks, wo Hellmuth gestanden; des Blicks, mit
dem er sie angeschaut; des Wortes, mit dem er sich ihr
genähert hatte! Sie wußte den Tag und die Stunde! —
Dieser siebzehnte November! Nie würde sie das Datum
vergessen, und sollte sie ein Iahrhundert alt werden! Das
war gerade noch haarscharf an der Entdeckung vorbei»
geschlüpft! Eine Minute später, und ihr Papa wäre an
die verriegelte Thür gekommen; sie hätte ihm öffnen
müssen, um nicht die Sache noch schlimmer zu machen . . .
und dann — — wer konnte wissen, was sich ereignet
hätte?
Sie fröstelte und gedachte seufzend des Urgroßvaters,
dessen Geschichte ihr Vater mit so unverhohlner Partei-
nahme für den zornsprühenden Ahnherrn erzählt hatte.
Es dämmerte. Sie steckte die Lampe an und setzte
sich in den Schaukelstuhl — gerade wie damals . . . Wes-
halb mußte sie heut' nur so lebhaft an diesen Tag denken?
Und weshalb war sie eigentlich so empört gewesen?
Hellmuth hatte sich offenbar nicht vollständig klar ge-
macht, was er that; er war blindlings dem Drange ge-
folgt, sie zu sehen, ihr zu bekennen, daß sie ihm teuer
sei. . . Und nun, da er begriff, wie schrecklich er sie
gefährdet hatte, schämte er sich und glaubte, ihrer Versiche-
rung zum Trotz, sie grolle ihm noch. Kein Zweifel: das
war der Grund seines Fernbleibens ... Ach, und sie