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letzten Iahre nur in sehr seltnen Ausnahmefällen ge»
schehen war, hieß ihn niedersitzen und hatte einen fast
dankbaren Ausdruck in den ernst blickenden Augen, da
Hellmuth nun anhub, von seinen inneren Kämpfen als
wissenschaftlicher Forscher zu reden, von dem plötzlichen
Ekel, den er aus dem Bewußtsein geschöpft hatte, daß
die Natur ihm die letzten Dinge doch niemals enthüllen
würde, und von dem heuchlerischen Getreibe so vieler
Monate, die er mit Stegenmnn, oder doch völlig im
Geiste dieses mephistophelischen Freundes, verbummelt hatte,
während sein Vater nur an die Vorbereitung zu Größerem,
an die redlich verdiente Erholung glaubte. —
„Alles was das Geschick über mich, und somit auch
über Dich, Papa, und die ganze Familie verhängt hat,
floß aus der einen Quelle krankhaften Dünkels und pseudo-
philosophischer Selbstüberhebung! Das lächerliche Getändel
mit allerlei Frauenzimmern, die dreiste Mißachtung wirk»
licher Weiblichkeit" — hier spielte Hellmuth auf Sascha
von Rheuß an — „sollte das Peingefühl dieses Zustands
nur übertäuben. Ich liebte ja meine Wissenschaft — —
über die Maßen! — Aber gerade die Ausgiebigkeit ihrer
Antworten auf so zahlreiche Fragen hatte den Durst meiner
Forscher »Begierde zur Tollheit gesteigert. In meinem
Taumel vergaß ich, daß alle Naturwissenschaft immer doch
nur die Erscheinung umfaßt, nicht aber das Ding an sich,
das ewig verschleiert wie die Göttin von Suis thronen
wird, so lange der Mensch Mensch ist."
Schweigend hörte der Ober »Staatsanwalt zu. Nur
die gesteigerte Lebendigkeit seines Blickes verriet, wie innig
er Anteil nahm an diesen Eröffnungen.
„Siehst Du, Papa," fuhr Hellmuth nach einer Pause