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daheim in der Hütte; und die leide das nicht, weil's
eine Schande wäre. Als noch die Mutter auf Arbeit ging,
hatte die Großmama ihn geschickt; aber die Mutter dürft'
es nicht wissen. Ietzt eben schlief die Mutter. Da hatte
die Großmama schnell ihm den Korb gegeben. Es ging
ja nicht anders. Die Krankheit der Mutter kostete Geld,
denn der Arzt kam, und Lutz sollte dem Fräulein sagen,
wenn sie was übrig hätte für die Großmama Suse —
wär' es auch noch so wenig — so wollte die Großmama
für das Fräulein beten bei Tag und bei Nacht.'
Sascha drückte das Kind an sich, versprach ihm ein
Geldstück mit in den Korb zu legen und sagte dann
liebreich:
„Du armer Bursch! Du hast immer noch Händchen
wie Eis! Und so dünn bist Du angezogen!"
„Mich friert auch," versetzte das Kind, „und die Brust
thut mir weh, und oft muß ich husten."
„Warte nur! Wenn ich mal wieder Geld habe, kauf'
ich Dir was — ein Röckchen mit Pelz daran, nicht?
Und zwei Handschuhe — so! — und für den Lockenkopf
eine richtige Bärenmütze!"
Die Schokolade kam, und das Kind trank. Kein Tropfen
blieb in der Kanne zurück; auch die Semmeln wurden
vertilgt bis auf den letzten Brosamen. Dann klingelte
Sascha. Die alte Köchin brachte den Korb. Sascha band
ihrem Schützling ein großes wollenes Tuch um die Schultern,
strich ihm die Wangen und führte ihn nach dem Ausgang.
„So, Lutz! Nun fall' mir nicht und laß Dir nichts
abnehmen! Hörst Du? Und grüß' deine Großmama!
Wenn's irgend geht, komm' ich mal dieser Tage! Sonst