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befand, hatte er diesen Urlaub sofort bewilligt. Er wollte
sich sagen können: ,Ich bin gerecht; ich lasse Keinen ent-
gelten, was meine Tochter gesündigt hat!'
„Grete!" rief Sascha halblaut.
Erschreckt sah die Köchin auf. Dann warf sie einen
Blick nach den Fenstern des Obergeschosses und zuckte die
Achseln.
„Grete," wiederholte das junge Mädchen, „tritt mal
heran! Oder fürchtest Du Dich?"
„Das nicht. . . Aber wenn der Herr Oberst..."
„Nur auf zwei Worte! Sag' mal: wie steht's mit
dem Lutz? War er auch gestern nicht da?"
„Nein, gnädiges Fräulein."
„Das scheint mir ein übles Zeichen. Gewiß hat er
sich neulich von Grund aus erkältet! Hör', Grete, wenn
er auch heut' zur bestimmten Stunde nicht kommt, so
meldest Du mir's! Irgend Iemand muß dann hinaus."
„Das wird schwer halten," sagte die Köchin. „Es
gibt höllisch zu thun im Hause . . . Der Friedrich ist
fort..."
„Ach, das sindet sich schon. Gib mir auf jeden Fall
Nachricht!"
„Hier am Fenster?" fragte die Köchin scheu. „Ihnen
zu Liebe thiit ich's ja herzensgern; aber wenn der Herr
Oberst mich sieht, so heißt's: ,fort!' — und da hilft dann
kein Beten mehr. Soll ich den Lutz vielleicht selbst an
das Fenster schicken?"
„Nein, um Gotteswillen! Der nimmt den gewöhn»
lichen Weg durch das Hinterhaus. Weißt Du was?
Punkt zwei pochst Du an meine Thür. War der Lutz
da, so pochst Du nur dreimal. Sonst viermal. Und