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zu müssen! Zitternd sucht er nach einem Motiv. Der
Angstschweiß perlt ihm auf der glühenden Stirn. Aber
er sindet nichts.
Wie schwer es doch ist zu lügen! Nur die Wahrheit
stellt sich von selber ein, schlicht und hehr und seelen»be»
freiend . . . Was soll er hier angeben in dem letzten
schrecklichen Dokument? Sein häusliches Glück liegt offen
vor aller Welt; — seine Vermögensverhältnisse sind in voll»
kommenster Ordnung; — sein Körper ist stark und ge-
sund; — wenigstens war er's bis jetzt...
Ein qualvolles Stöhnen ringt sich aus seiner Brust,
das Stöhnen des Mannes, dem selbst der Tod sich zu
weigern scheint.
„So geht's nicht," murmelt er, den Revolver berührend.
„Fort muß ich — aber nicht so! Kein Mensch darf
ahnen, daß ich Hand an mich selber gelegt! Und auch
so plötzlich darf es nicht sein, — nicht unmittelbar nach
der Verurteilung!"
Er hängt den Revolver an seinen Platz.
„Geduld, Geduld! Ein paar Tage lang muß ich noch
ausharren! Dann — eine frostklare Nacht, ein später
Spaziergang, ein Rasten im Stadtwalde —: ich schlafe
dann ein, um nicht wieder aufzuwachen ..."
„Kommst Du?" rief eine Stimme an der halb ge-
öffneten Thür. „Oder arbeitest Du wieder bis in die
Nacht hinein?"
Er schreckte zusammen. Es war seine Frau und hinter
ihr Emmy.
„Ich komme!"