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„Könnten wir nicht vielleicht hier im Nebenzimmer..,?"
stotterte Grolmann.
„Bitte, ich lasse die Herren allein," sagte Emmy
verwirrt.
Eine unbestimmte, gegenstandslose Ahnung ergriff sie.
Das geängstigte Herz schlug ihr bis in die Kehle hinauf.
Sie entfernte sich rasch.
„Herr Ober»Staatsanwalt," hub Grolmann mit augen-
scheinlicher Unsicherheit an, „erlassen Sie mir die Vor-
rede! Ich hoffe zu Gott, die Sache hat jetzt ein schlim»
meres Gesicht, als später . . . Gestern Abend um neun
hat Ihr Herr Sohn sich bei mir gemeldet — in meiner
Wohnung — und mir eröffnet, der zum Tode verurteilte
Lichert ... sei unschuldig . . . Der Thäter — Gott
sei Dank nicht der Mörder — sei . . . Ihr Herr Sohn
selbst!"
Herr von Grolmann hielt inne.
„Weiter," sagte der Ober»Staatsanwalt, mit der Hand
wie zufällig nach der Lehne des Sessels tastend.
„Sie begreifen," fuhr Grolmann fort, „daß mir nach
dieser. . . Mitteilung keine Wahl blieb. Ich mußte den
jungen Mann in Gewahrsam behalten. Gestern Abend noch
ist er — mit aller Schonung, wie ich versichern darf —
in's Untersuchungsgefängnis abgeführt worden."
Der Ober»Staatsanwalt nickte.
„Sie haben nur Ihre Pflicht gethan," sprach er wie
geistesabwesend.
Der Landgerichtsrat atmete tief und schwer.
„Ich wußte, daß Sie so sprechen würden. Alle Welt
kennt und verehrt ja den Mann, der Aristides und Cato
in einer Person ist und jetzt auch beweist, daß ihm die