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Herr Gyskra seufzte.
„'S ist so der Lauf der Welt," sagte er zu sich selbst.
„Ich kann noch Gott danken, daß es ihm innerlich gerade
so geht, wie mir! Andre Väter — du lieber Himmel, wie
stehn die mit ihren Söhnen! Was ist das zum Beispiel
für ein Verhältnis zwischen Paulitzky und seinem Ältesten!
Der studiert nun in Heidelberg, und alle vier Wochen
kommt mal ein Brief, der das richtige Eintreffen des
Wechfels bestätigt! Kein wahrer Zusammenhang, kein Leben
von Herz zu Herz . . .! Der Vater hat seine Pflicht
gethan, den Iungen erzogen, genährt, gekleidet, — und
nun, da der Vogel flügge geworden —: fahr wohl, Eltern-
haus! Die Rücksicht auf den Alten wird nur noch als
Fessel empfunden; was von daheim kommt, gilt », priori
als Störung, als Eingriff in die Rechte der fröhlichen
Iugendlust! O, ich kenne das wohl! Zu meiner Zeit
war's ja genau so; nur die Wenigsten machten hier eine
Ausnahme. Ich zum Beispiel! — Und nun erleb' ich das
Gleiche mit meinem Hellmuth! — Ia, ja! , Vater und
Sohn', das klingt ein wie das andre Mal, und kann
doch so Grundverschiednes bedeuten: ein bloßes Natur-
verhältnis — und eine Gemeinschaft fürs Leben!"
Herr Gyskra warf einen Blick auf Hellmuths Schreib-
tisch, wo eine Anzahl bekritzelter Blätter unter dem Brief-
beschwerer lagen.
Er hatte fönst nicht die Gepflogenheit, den ,Geheim-
nissen' seiner Angehörigen nachzuspüren. Was ihm die
Kinder nicht freiwillig anvertrauten, das ignorierte er
grundsätzlich. Zumal respektierte er die begreifliche Scheu,
die so oft den Forscher abhält, während der Stadien der
Ungewißheit über sein Thun und Treiben zu sprechen.
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