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den Geschworenen zur Verfügung gestellt. Dann hob der
Präsident bis auf Weiteres die Sitzung auf.
Die Geschworenen schritten alsbald zur Wahl eines
Obmanns.
Teutschenthal, der Grund zu der Annahme hatte, die
Wahl möchte auf ihn fallen — denn er stand ja vor
allen Übrigen gleichsam auf einer leuchtenden Zinne und
zählte unter den Mitgliedern des Collegiums mindestens
fünf begeisterte Anhänger — schlug, um dieser Möglichkeit
aus dem Wege zu gehn, sofort den Oberst von Rheuß vor,
und zwar so energisch, daß der Vorgeschlagene zehn
Stimmen erhielt.
Und nun entwickelte Teutschenthal eine sieberische
Thätigkeit. . .
Die Angst, die ihn während der Hauptverhandlung
beinah erstickt hatte, war jetzt zum wildesten Paroxismus
gedieh'n. Der Kerl, der Lichert, der ihn erkennen würde,
wenn er ihn reden hörte, mußte um jeden Preis aus
der Welt geschafft werden. Teutschenthal hätte sonst keine
ruhige Minute mehr. Alles, Alles, Alles stand ja für den
zukünftigen Edelmann auf dem Spiele! In feinen rot-
glühenden Ohren brauste es unausgesetzt wie die Donner-
stimme seiner entrüsteten Gönnerin, der Gräsin Rödbroge,
begleitet vom Hohngelächter des Pöbels, der ihn geknickt,
zertrümmert, besudelt im Staube sah. Kein Wappenschild,
keine Krone, kein dankbar»staunendes Murmeln in den
Reihen des Volkes mehr, wenn er vorüberschritt! Ottfried
Stegemann siel ihm ein als die Verkörperung der satanischen
Ironie, mit der seine Gegner ihn stündlich zermartern
würden. Und er fühlte sich doch so unsagbar wohl in der
Höhenluft, die er jetzt atmete, in der Nähe der sechzehn»