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mit der Gunst der Prinzessin, vorbei mit seiner ganzen,
so mühsam, so peinvoll erworbenen Stellung! Er hatte
umsonst gelebt! Er konnte dann, ein zerbrochner Mensch,
seine Schmach und Verzweiflung ins erste beste Irrenhaus
tragen.
Lieber das Gräßlichste!
Balduin fühlte sich heimlich den Puls, Er mußte
hundertundzwanzig Schläge in der Minute haben! Ruhe! —
Ruhe um jeden Preis! — Gewaltsam hielt er den Atem
an und lächelte mit vollendeter Gleichgültigkeit.
Die Vernehmung des Angeklagten nahm ihren Fortgang.
Die Züge des Mannes würde Christian Lichert also
nicht wiedererkennen! Das wußte Herr Teutschenthal schon
aus einer Privat»Bemerkung, die Doktor Kretschmar bei
dem Oberst von Rheuß gemacht.
Aber die Stimme! Die Stimme hatte sich dem pöbel-
haften Erpresser nachhaltig eingeprägt! —
Balduin, der sich so gern und mit so großer Selbst»
schätzung seiner rednerischen Talente sprechen hörte, nahm
diesmal von jeder persönlichen Einmischung in die Ver-
handlungen Umgang. Dreimal bereits war er in seinem
Leben Geschworener gewesen und stets hatte er von der
Befugnis Gebrauch gemacht, felbst Fragen zu stellen und
so das Licht seines Scharfsinns vor dem Publikum leuchten
zu lassen. Heute jedoch blieb er stumm wie das Grab.
Ie langer der Präsident bei dem Signalement des
Unbekannten verweilte, — augenscheinlich bemüht, den
.Raubmörder' in die Enge zu treiben — um so lebhafter
strömte Herrn Balduin das Blut nach dem Herzen. Er
verwünschte jetzt, daß er nicht doch eine Krankheit ge-
heuchelt hatte, auf die Gefahr hin, von seinem Hausarzt,