„Muß ich das sagen?" fuhr er endlich heraus.
„Nein, Sie müssen hier gar nichts. Es wäre pflicht-
widrig, wenn ich Sie nicht darauf hinwiese, daß Sie mir
jede Antwort auf meine Fragen verweigern dürfen. Kein
Richter der Welt kann Sie zwingen, gegen sich selbst
auszusagen. Andrerseits aber kümmert sich die Iustiz
außerordentlich wenig um die Angaben des Beschuldigten.
Die Geschwornen, unabhängig von dem, was Sie ein»
räumen oder in Abrede stellen, bilden sich ihre persönliche
Überzeugung."
Lichert kämpfte noch.
„Es geht um den Kopf!" mahnte der Untersuchungs-
richter. „Wie die Dinge jetzt liegen, das heißt also:
wenn Ihre Aussage nicht andre, wesentliche Momente hin»
einbringt, werden Sie rettungslos zum Tode verurteilt.
Das sagt Ihnen ein Mann, dessen Beruf es zwar ist,
die Schuld zu entlarven, dem aber nichts Willkommeneres
Widerfahren kann, als wenn die vorausgesetzte Schwere
eines Verbrechens sich abmildert. Fassen Sie Mut,
Lichert! Erleichtern Sie Ihr Gewissen! Die Sache liegt
ja so klar! Bekennen Sie, daß Sie, in Ihrer Angst
wiederergriffen zu werden, in Ihrer Verzweiflung über
den gänzlichen Mangel an Hilfsmitteln, vom Teufel ge»
packt wurden; daß Sie beim Nahen des einsamen Wan»
derers in dem dunklen Gehölz den unwiderstehlichen Drang
fühlten, sich zu helfen; — daß Sie Ihr Opfer nieder-
schlugen, vielleicht gar nicht einmal in der Absicht, ihm
das Leben zu nehmen! Kurz, beichten Sie ohne Rückhalt,
und Sie werden den guten Rat, den ich Ihnen erteilt
habe, noch segnen!"
Lichert schüttelte heftig den Kopf.