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strafen, wenn ich weiß, wie's gemacht wird! Und wenn
ich's wüßte, so könnt' mir Einer gleich zwanzig Mark
bieten, ich sagt' es ihm doch nicht!"
„Mensch! Sie machen mich rein verrückt! Nehmen
Sie da die Kleider und packen Sie sich!"
„Ganz zu Befehl! Und den Kaffee bestell' ich und
dann geh' ich ins Laboratorium . . ."
Trotz seiner innern Gereiztheit mußte Hellmuth über
die Stellung, die Kleeberg jetzt annahm, lächeln.
„Sie sind ein drolliger Kauz!" sagte er kopfschüttelnd.
„Warten Sie, bis ich Sie rufe. Im Laboratorium hab'
ich Sie heute nicht nötig . . ."
„Also geglückt — geglückt — auch ohne mich?
Gratuliere, Herr Doktor! Ich hab' es ja immer gedacht,
wenn Sie so standen und schwitzten und rechneten . . .
,Wozu quält er sich so? Das bischen Stärkemehl wird
er schon rund kriegen, eh' wir Neujahr schreiben!' —
Also den Kaffee, und stark!"
„Unglaublicher Esel!" murmelte Hellmuth ihm nach.
Dann holte er ein paar Bücher von dem Regal, schob
sich Federn, Papier und Tinte zurecht und setzte sich vor
den Schreibtisch.
Es war nun hell geworden. Der Winterhimmel glühte
in lichtem Rot bis weit gegen Süden hin.
Kleeberg, das spanische Rohr unter dem Arm, brachte
den Kaffee.
,Halt!" rief Hellmuth, als sich der Flickschneider
wieder entfernen wollte. „Ist meine Schwester schon auf?"
„Das gnädige Fräulein sind soeben nach der Küche
gekommen."
„Gut. Bestellen Sie ihr, daß ich tief in der Arbeit