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die Gyskras sonst ihre Bücher zu kaufen pflegten. Der
Ober»Staatsanwalt kannte die Firma gar nicht. In der
Umrahmung der Stempelmarke las er die Straße und
Hausnummer: ,Rohnsgasse 3'. Das war ganz am äußersten
Ende der Nordvorstadt — eine Gegend, die man höchstens
einmal im Sommer betrat, wenn man eine Landpartie
unternahm oder den malerisch gelegnen Hochkeller besuchte.
Herr Gyskra ward außerordentlich nachdenklich.
Er folgerte zweierlei aus den Wahrnehmungen dieser
Minute.
Einmal: Hellmuth nimmt an dem Prozeß gegen Lichert
ein Interesse, das weit über das erklärliche Maß hinausgeht.
Und zweitens: Hellmuth wünscht die Nachhaltigkeit
dieses Interesses geheim zu halten.
Herr Gyskra entsann sich jetzt der verschieden Ge-
legenheiten, bei denen er über Hellmuths Verhalten anläß-
lich dieses Prozesses gestutzt hatte; besonders auch jener
befremdlichen Anwandlung in der kleinen Abendgesellschaft,
wo Frau Altenhöfer die drastische Frage that: Mso wird
er geköpft?' Hellmuth war damals erbleicht; man konnte
fast fugen, es war eine flüchtige Ohnmacht . . .
Kein Zweifel: der Fall berührte den jungen Mann
tiefer, als irgend wer ahnte!
Aber welcher Zusammenhang konnte hier obwalten?
Wenn Hellmuth, durch eine wundersame Verkettung
der Umstände, dieser Geschichte näher stand, wenn etwa
Momente zu seiner Kenntnis gelangt waren, die für den
Ausgang der Sache so oder so von Bedeutung schienen —:
weshalb trat er nicht offen vor seinen Vater und machte
ihm Mitteilung?
Rätselhaft!