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Dir geteilt, Du nichtsnutzige, duckmäuserische Person!
Aber davon ist ja gar nicht die Rede! — Selbstverständ-
lich konntest Du deinen Galan, der so dumm war, zu
schweigen, nicht in der Patsche lassen! Daß es jedoch
überhaupt so weit kam, daß Du so völlig vergessen hast,
was Du Dir schuldig bist: dafür sollt' ich Dich an den
Haaren durch dein besudeltes Zimmer schleifen und Dich
peitschen, peitschen wie eine Dirne!"
Sascha, die Hände unter dem Busen gefaltet, sah
ihm verstört ins Gesicht.
„Also Du glaubst. . ." stöhnte sie mühsam, „Du
glaubst..."
„Ich glaube, was mich der Augenschein lehrt! Die
Fabel, der Mensch habe sich ohne dein Wissen und Wollen
ins Haus geschlichen und sei zu Dir eingedrungen wie ein
Bandit, ist mir zu albern! Wäre sie wahr — — —,
weshalb schrie'ft Du dann nicht um Hilfe? Du hörtest
mich kommen; Du hättest Dir sagen dürfen, daß ich den
Buben sofort oum intami», zum Teufel gejagt hätte! —
Statt dessen: tiefste Verschwiegenheit! Kein Laut, sondern
das heimliche Öffnen des Fensters! Höchst romantisch, das
muß ich gestehn! Durchs Fenster expediert man die Lieb»
haber, die man verbergen will: den Eindringlingen, die
man verschmäht, weist man ehrlich die Thüre!"
„Das hält' ich gethan, Vater! Aber ich kenne Dich
doch! Die entsetzliche Scene, die sich dann abgespielt
hätte . . .! Du wärest im Stande gewesen, mich umzu»
bringen!"
„Und wenn! Besser tot als gebrandmarkt!"
„Vater, ich schwöre Dir beim Gedächtnis meiner lieben
Mama..."