— 198 —
Stegen,ann, eidlich beschwören! Der traf uns am Mar»
garethenplatz. Wir nahmen dort eine Droschke. Nicht
wahr, Hellmuth? Und fuhren dann seelenvergnügt ins
Marschalltheater."
Der Landrichter wiegte den Kopf.
„Inzwischen ist beinah' ein Vierteljahr verflossen.
Sollten Sie wirklich mit solcher Bestimmtheit sich des
Datums erinnern?"
„Mit der größten Bestimmtheit; denn ich weiß noch
genan: als ich nach Haus kam, schlug mir die Mutter
links und rechts hinter die Ohren, weil ich so lange gestrolcht
hätte; und am folgenden Tag war ihr Geburtstag — der
achtzehnte —; und da hab' ich aus Ärger die Canevas»
Stickerei, die ich ihr schenken wollte, in Stücke zerschnitten."
Sascha von Rheuß hatte beim ersten Wort dieses
Mädchens einen brennenden Schmerz gefühlt, der nicht
wieder nachließ.
Das also war eine Rivalin von ihr!
Und die kam nun und log mit unglaublichster Dreistig»
Zeit, nur um den Mann, den sie liebte, hilfreich zu
schirmen!
Sie wagte Alles, — sogar ihr Seelenheil! Sie stand
im Begriff, einen Meineid zu schwören! Wie verwerflich
mußte sie sein — und doch, wie heiß mußte ihr Herz für
ihn schlagen, wenn die Holle sie so verblenden konnte!
Gleichviel ... das war nicht die rechte Liebe! Aus
diesen lodernden Blicken sprach Tausenderlei, nur nicht der
Adel der Seele, der doch allein zur wahrhaften Liebe
befähigt.
Sascha hatte jetzt die Empsindung, als ob der Boden,
auf dem sie stand, immer tiefer und tiefer hinabsänke.