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behandeln Sie . . . über gewöhnlichem Kohlenfeuer . ..
mit einer viervrozentigen Lösung . .. von ..."
Ein tiefer Seufzer glitt über die Lippen, die sich vergeb-
lich mühten, den Satz zu Ende zu sprechen. Das Haupt mit
dem wallenden Barte sank auf die Brust. Altenhöfer war tot.
Und nun glühte die Sonne wie Purpur auf der
sprühenden Wand und goß in ihrem Reflex auf den
Selig»Entschlafenen einen rosigen Schein, der an die
Morgenröte ewiger Iugend gemahnte.
Frau Altenhöfer schluchzte laut auf. Keins ihrer
Kinder, die längst ihren eignen Beruf hatten, war bei der
Plötzlichkeit dieses Todes im Stande gewesen, aus der
entlegenen Ferne herüberzueilen ans Lager des Heim»
gegangnen. Sie fühlte sich maßlos vereinsamt. Mit zittern»
den Armen legte sie das Haupt des Verstorbenen sanft in
das Kissen zurück und schloß ihm die Augen.
Hellmuth, unfähig, ihr eine Silbe des Trostes zu
sagen, warf einen langen Abschiedsblick auf das hehre,
friedliche, schweigsame Angesicht.
„Er hat sein Geheimnis mit in das Grab genommen,"
dachte er seufzend, als er nach zehn Minuten wieder den
Wagen bestieg. „Welch ein Mensch! Welch ein Arbeiter
im Dienste der Wahrheit! Sein Vermächtnis, wie er es
meinte, ist nun freilich dahin! Aber Eins hat er mir
hinterlassen: den göttlichen Mut, in seinem Geiste —
ernst, geduldig und selbstlos — weiter zu ringen! Ruhe in
Frieden, Du teurer Freund, den ich erst jetzt völlig begreife!
So stirbt ein Gerechter! Heilig und hehr ist der Tod!"
Er war ergriffen, schmerzlich bewegt, aber zugleich
frei und gehoben wie Einer, der von dem Fest eines
Triumphators zurückkehrt.