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häuptig nach dem Thor. So würde mich niemand von
droben erkannt haben. Ich war so aufgeregt, daß ich
nicht einmal wagte, die Pferdebahn zu benutzen. Ich hätte
ja irgend wen treffen können, der mich gefragt hätte, wo
ich herkäme. Auf dem Geleise bin ich zu Fuß gegangen..."
Die Umständlichkeit, mit der er ihr nun den — er»
fundenen — Weg in die Stadt ausmalte, sammt der in
Wirklichkeit stattgehabten Begegnung mit Ottfried auf der
Insel des Margaretenplatzes, natürlich unter Beiseite»
lassung Mathildens, schien Sascha nicht aufzufallen.
Sie seufzte ein wenig und sagte dann wie aus tiefen
Gedanken heraus:
„Das war überhaupt ein entsetzlicher Abend!"
Hellmuth fühlte genau, was nun folgen würde. Er
zwang sich jedoch mit gutem Erfolg die Miene wißbegieriger
Teilnahme auf.
„Wie so, gnädiges Fräulein?"
„Nun, fast um dieselbe Zeit passierte ja doch das
Unglück mit Burckhardt!"
„So? War das an jenem Abend?"
„Ja wohl! — Ich sage Ihnen: die ganze Woche
war ich wie krank! Erst die furchtbare Angst vor Papa,
— und dann diese Schreckensbotschaft . . .! Offen ge-
standen, ich weiß nicht, was mir schwerer aufs Herz siel . . .
Gleich wie Papa in mein Zimmer trat, war mir zu
Mute — ich kann's nicht beschreiben! Ich meinte, er
würde mir's augenblicks von der Stirn lesen. Er sah
mich auch an — so forschend, so gar nicht wie sonst. . .
Oder ob das nur Einbildung war? Ich mußte beständig
an die Geschichte denken, die er uns damals erzählt hat, —