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Dann fragte er leise, als bitte er um Verzeihung für
diefen stürmischen Ausbruch:
„Kommen Sie eben vom Untersuchungsrichter?"
„Ia wohl. Ich wußte, daß für den Vormittag Ihre
Vernehmung angesagt war. Der Herr Untersuchungsrichter
hat mir Einsicht ins Protokoll gestattet ..."
„Nun, da wissen Sie doch, daß ich unschuldig bin!"
„Ich weiß nur, was Sie dort deponiert haben. Um
zu erklären, wie Sie in den Besitz der zweihundert Mark
gelangt sind, hecken Sie etwas aus, was mir nicht glaub»
haft erscheint. Schon die Unsicherheit Ihres Tones, der
Mangel an Präzision bezüglich der Einzelheiten macht
einen kläglichen Eindruck. Man hat da seinen Instinkt. . .
Beim ersten Wort, das ich las, war ich mir klar darüber:
Sie flunkern!"
„Aber wenn ich Ihnen bei Gott und dem Blute des
Heilands schwöre..."
Doktor Kretschmar winkte ihm ab.
„Ich habe sehr wenig Zeit," versetzte er kühl. „Wenn
Sie noch irgend etwas zu sagen haben, beeilen Sie sich!"
„Nichts hab' ich zu sagen, nichts!" schrie Lichert,
während die Augen ihm vorquollen.
Er sank auf den Stuhl. Mit beiden Händen fuhr
er sich durch das Haar. Die Zähne knirschten ihm hart
widereinander. Doktor Kretschmar wandte sich ab.
„Nichts hab' ich zu sagen, nichts!" rief Lichert noch
heftiger. „Wenn Sie denn glauben, ich lüge, so stellen
Sie sich doch gleich mit neben den Staatsanwalt! Ich
seh's ja kommen! Alle verschwört ihr euch! Aufschwatzen
wollt ihr mir's mit Gewalt und mich ins Narrenhaus
bringen, noch eh' ich ins Zuchthaus komme!"