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die er mit Burckhardt im Cafe Reichskanzler durchgemacht
hatte. Er stellte die Sache so dar, als hege er selber
eine sehr lebhafte Sympathie für Fräulein Franziska
Stelzner, — und Burckhardt sei insgeheim sein Rival
gewesen.
„Aber hat denn nicht Burckhardt sich für die Tochter
des Kronenwirts interessiert?"
„Wohl möglich! Er war ja ein Künstler, und Künstler
haben in dieser Beziehung ein weites Gewissen. Er hielt
es vielleicht mit Beiden zugleich. Soviel ist sicher, daß
er im Laufe des Wortwechsels, der sich entspann, auf
Fräulein Franziska anspielte."
Der Ober'Staatsanwalt senkte den Kopf.
.Dieses unheilvolle Geschöpf! dachte er zorn»erfüllt.
Heuchlerisch»sanft und verschämt, ein gleißender Teufel,
der Alles vergällt und vergiftet — so war sie ihm gestern
bereits erschienen. Nicht zu begreifen, daß auch sein
Hellmuth in ihrem Banne gestanden! — ,Ich hätte ihn
höher taxiert! ... Aber die Iugend, die Iugend! Sie
fordert ihr Recht — selbst bei den Edelsten!'
Er atmete lange und tief.
„Mut, mein Junge!" sagte er dann am Schluß
dieser peinvollen Unterredung. „Hättest Du gleich ge-
sprochen . . .! Aber beruhige Dich nur! Ich erkenne ja
an, daß Du Gründe hattest. Ich verstehe sehr wohl den
ungeheuerlichen Gemütszustand eines Menschen, dem solch
ein Unglück passiert. Ich begreife, wie dann die erste
Unklugheit alle folgenden nach sich zieht..."
„Ia," murmelte Hellmuth, „ungeheuerlich . . . Ob»
schon im Bewußtsein des Rechts, stand ich doch instinktiv
unter dem Druck eines Schuldgefühls . . . Alles kam ja