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Schwester! — das hätte sie abschrecken sollen, — und
trotzdem lockte es, einmal gedacht, mit Unwiderstehlichkeit.
Ia, sie mußte zu Emmy! — Dort hatte sie, ohne sich
was zu vergeben, immer noch Teil an Hellmuth! Dort
würde sie gleich aus erster Quelle erfahren, wie sich sein
Schicksal gestaltete! Ach, trotz Allem, was vorgefallen,
blieb diese Frage für sie doch immer noch unter allen
die wichtigste! — Auch eine andre Erwägung kam hier
hinzu, die ihrem Stolze entsprang. — Gerade wenn sie so
in das Haus seines Vaters flüchtete, mußte sie in den
Augen Hellmuths für unbefangen und frei von Groll
gelten! — Er würde sich sagen: ,Die Begegnung mit
jener Mathilde hat doch gar keinen Eindruck auf sie ge-
macht: folglich muß ich ihr gleichgültig sein!' An diese
Gleichgültigkeit aber sollte er glauben, — um jeden Preis!
Vor der Wohnung der Gyskras angelangt, schickte
Sascha die wackere Grete nach Haus.
„Natürlich fährst Du! Was der Kutscher bekommt, legst
Du einstweilen aus. Es ist fürchterlich kalt. Mir geht's
immer nur so über den Rücken wie Eiswasser! Nein,
Grete, hier sind' ich mich schon allein! Ich bedarf keiner
Fürsprccherin! Sag' meinem Vater, wenn Du's riskieren
willst, ich sei hier aufgehoben, so gut wie einst bei meiner
lieben Mama, — und wenn er mich haben wolle, so möcht'
er mich holen! Von selber käm' ich nicht mehr. Nie mehr
im Leben!"
Während die Grete in ihrem Shawltuch daoonrollte,
stieg nun Sascha, in der Linken ihr Köfferchen, mit
wankenden Knieen die Treppe hinauf.
Emmy öffnete ihr.
„Ach, Sie sind's? Welch' eine reizende Überraschung!