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statt. Diese Heimkehr glich einem Triumphzug. Herr
von Rheuß war vollständig umgewandelt. Das ganze Haus
blühte und strahlte von den herrlichsten Blumen. Auch
der Lutz war zugegen, einen Veilchenstrauß in der Hand;
denn Grete hatte ja Alles erzählt, und der Oberst, wie
um die Götter sich günstig zu stimmen, war selber hinaus»
geeilt, um die Insassen der vereinsamten Hütte mit Geld
und Güte zu überhäufen, stets in der abergläubischen
Meinung, er wirke so für die Genesung seiner geliebten
Tochter.
Drei Tage später ging Sascha selber hinaus, um sich
mit eignen Augen zu überzeugen, wie ihr lieber, lieber
Papa dort gewaltet hatte. Das war ja großartig! Alles
wie aus dem Ei geschält! Die Kommode sogar, auf die
Frau Marguth so große Stücke gehalten, war einem präch-
tigen Schrank mit funkelnden Messingknöpfen gewichen!
Und die schönen Gardinen, — schneeweiß mit reh»braunem
Überhang! Der Herd stand nicht mehr im Vorderzimmer,
sondern hier prangte ein schöner blaugrüner Kachelofen,
während die Küche nach hinten verlegt war, unter den
Anbau, wo sich bis jetzt nur ein roher Verschlag befunden.
Sascha konnte sich in ihrer Herzensfreude nicht satt
sehn. Ie mehr die Befestigung ihrer Gesundheit fortschritt,
um so hoffnungsfreudiger ward ihr zu Mut, ohne daß sie
über den Grund dieser Wandlung sich Rechenschaft gab. Der
quälende Druck, der ihr so lang auf der Seele gelegen,
war von dem knospenden Frühling verscheucht worden. Ach,
wie schön war es hier draußen im Walde! Die Sträucher
beinah' schon grün; an den Wipfeln des Hochwalds ein
braunroter Schimmer; und dahinter das Blau und der
Sonnenschein, — und die Luft so warm wie im Mai!