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Türmchen und Wimperge malte sich etwas vom Abglanz
des winterlich »bleichen Morgenrots,
Bei dem voraussichtlich großen Andrang waren seit
vorgestern Einlaßkarten verabreicht worden. Wer eine
solche nicht mehr erlangt hatte, wollte doch wenigstens
die Ankunft der Herren Geschwornen und vornehmlich der
Zeugen beobachten, unter denen sich höchst interessante
Persönlichkeiten besinden sollten. Auch der Ober»Staats»
anwalt Gyskra, der neuerdings mit den schwierigsten und
sensationellsten Fällen betraut wurde, und Doktor Kretschmar,
der Verteidiger, bildeten Gegenstände der Volks»Neugier.
Der Aufmarsch der Mitspieler in der großen Tragi-
komödie begann.
Mit der Allwissenheit, die der Menge bei solchen
Anlässen eigen ist, raunte man sich die Namen zu, gab
die verschiedenen Rollen an und glossierte die Charaktere.
Der stattliche Herr dort mit dem etwas geröteten
Antlitz und der militärischen Haltung war der Oberst z. D.
Arno von Rheuß, kürzlich noch Regimentskommandeur in
Strehlberg. Seiner gerunzelten Stirn und dem Ausdruck
der fest aufeinander gepreßten Lippen fah man es an,
daß er nur widerwillig dem Zwang folgte, der ihn hier»
her berief.
In der That, feine Antipathie gegen das Ehrenamt
eines Geschwornen war so stark, daß er den Ober»Staats»
anwalt dringend ersucht hatte, ihn abzulehnen.
Herr Gyskra jedoch, der sonst die Gefälligkeit selbst
war, schnitt ihm, zwar höflich, aber mit vollster Entschieden-
heit, diese Erwartung ab. — ,Der Fall ist nicht ganz so
einfach, wie Sie vermuten/ hatte er ihm geantwortet. .Wir
brauchen Intelligenz auf der Geschworenenbank, und so leid