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die noch wenig belebt war; denn das Wirtshaus zn
Grauditz und die in der Nähe belegene Forstschänke er-
öffneten ihre Sonntags»Concerte erst um halb vier.
Tief in Gedanken versunken, merkte er nicht, wie die Zeit
verging. Eh' er sich's recht versah, hatte er Grauditz im
Rücken, und immer noch rannte er weiter, als müsse er
heul' noch das längst verlorene Glück wieder einholen.
Es blieb doch ein elendes Leben, dies stete Dahin«
Vegetieren unter dem Druck eines fürchterlichen Geheim»
nisses, die ewige Sorge: Ist nicht all deine Mühe um»
sonst?' —, die nicht zu tötende Frage: Hast Du ein
Recht zu schweigen? Bist Du nicht dennoch ein Schurke,
ein Feigling, ein Missethäter?'
Alle Achtung vor der praktischen Philosophie, vor der
Großmacht des Egoismus, die ihm noch jedesmal zum
Siege verholfen, wenn der Instinkt sich schwach zeigte:
aber was war das für ein kläglicher Sieg, der so unzählige
Male von neuem erkämpft werden mußte!
Vielleicht besaß er doch nicht, wie etwa Stegemann,
die Gabe des vollkommensten Leichtsinns, der unsterblichen
Gleichgültigkeit, des lachenden Fatalismus, der nach dem
Grundsatze lebt: ,Es geht halt, solange es geht!' Wenigstens
siel's ihm verteufelt schwer, dieser Rolle sich anzupassen!
Zehn seiner besten Iahre gäb' er darum, wenn der
Prozeß zu Ende und Lichert mangels eines Geständnisses
glücklich vom Landesherren begnadigt wäre. . .
Ohne den grausenhaft süfsisanten Gerichtsarzt würde
er jetzt noch hervortreten, Sascha natürlich, die himm»
lische, holde Sascha, gebührend schonen, die Scene in
ihrem Zimmer gar nicht erwähnen, sondern nur einfach
sagen: ,So und so ist's. Burckhardt, in seinem abscheu»