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Und Hellmuth!
Bei dem Gedanken an Hellmuth sprang er empor.
Zum erstenmal seit jener Entdeckung in Hellmuths
Studiergemach fühlte der Ober»Staatsanwalt etwas wie
Haß gegen den Iungen.
O, die Wahrheit! Nur in der Wahrheit ist Heil!
Dieser Mensch, den er geliebt hat, geliebt wie nichts auf
der Welt, — der hat ihm so schnöde, so schmachvoll ge»
lohnt! Was hilft hier alle Beschönigung? Mag Hell»
muths That an sich noch so entschuldbar sein, — (Gyskra
kennt ja weder Motive noch Umstände) —, Eins bleibt
unentschuldbar: daß er geschwiegen hat!
Gyskra winkt den Kellner herbei, zahlt und verlaßt
eilig das Kaffeehaus.
Der Ausdruck seiner verstörten Züge spricht endlich,
nach so trostloser Apathie, einen Entschluß aus. Dieser
Entschluß jedoch muß ein furchtbarer sein.
Unterwegs sucht die unendliche Liebe des Vaterherzens
den Sohn zu verteidigen.
Ganz gewiß hat Hellmuth den blutigen Ausgang dieses
Prozesses ebensowenig vorausgesehn, als er selbst. Oft
genug hat ja Herr Gyskra zu Hause betont, — und mit
wachsendem Nachdruck — daß er an Licherts Freisprechung
glaube.
.Nein/ sagt sich Herr Gyskra, .Hellmuth ist weder ein
Feigling, noch ein Verbrecher! Wenn er geschwiegen hat,
war es nur seine Liebe zu mir, seine Angst, mir Schmerz
zu bereiten! Er ahnt ja nicht, daß ich die Wahrheit
durchschaut habe! Und wie elend wird er nun sein in
dem Kampf, der ihn schüttelt, — herber und fürchterlicher
als mich!'