— 114 —
holten, wie sie die Voruntersuchung protokolliert hatte,
so erklärte der Präsident, er halte angesichts dieser Ge-
ständnisse, die sich durchweg mit den Zeugenaussagen
deckten, eine Beweisaufnahme für überflüfsig.
Die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung traten
dieser Annahme bei, und so konnte man schon nach ver«
gleichsweise kurzer Frist zu dem eigentlichen Gegenstande
des allgemeinen Interesses übergehn, — zu dem Raub»
mord, den man dem Angeklagten Christian Lichert zur
Last legte.
Auch hier blieb Lichert, obschon er eine nicht zu ver»
kennende Unsicherheit und Beklommenheit zeigte, in allen
Punkten dem, was er in der Voruntersuchung ausgesagt
hatte, treu. Er war unschuldig. Er hatte den Gemordeten
nie zu Gesicht bekommen. Nie Geldmittel, die ihn so
schwer compromittierten, stammten aus der Begegnung mit
jenem Unbekannten, zu dessen Charakteristik er leider fo
wenig beibringen konnte.
Niemand am Richtertisch, niemand auf den Tribünen
glaubte an dieses Märchen'.
So kurz und bündig der Angeklagte vorhin gesprochen
hatte, da es sich um den Ausbruch aus dem Gefängnis
handelte, so ungeschickt und weitschweisig ward er bei dem
Bericht über das, was vorgegangen sein sollte, seit er das
Gothengehölz betreten.
Die Aufforderung des Präsidenten, er möge doch jene
rätselhafte Perfönlichkeit, die ihm so unverhofft zweihundert
Mark in den Schoß geworfen, etwas genauer beschreiben,
klang so herb und sarkastisch, daß Lichert, der Mahnworte
seines Verteidigers uneingedenk, sofort jede Haltung verlor
und sich dem dumpfen Gefühl überließ: es ist Alles um»