— 155 —
fremd, wie die Unbekannten, die sich demnächst mit den
Stoffen der Auslage schmücken würden.
Er wandelte weiter, immer staunend, immer verblüfft
über das Einfachste und Natürlichste. Er staunte über
den Schein der elektrischen Lampe, die seinen Schatten
gerade so gegen die Mauer des Fürstenberg'schen Palastes
warf, wie zu der Zeit, da er noch nicht als Ehrenmann
abgedankt hatte; er staunte über das Blinken der Equipagen,
über das Lachen der jungen Mädchen, die mit so blitzen-
den Augen umher schauten, als könne innerhalb ihrer
Bannmeile keine Zerrissenheit existieren, keine Verzweiflung.
War es nur Einbildung — oder hatten die Herren,
die jetzt vorbeikamen, wirklich über die Aktien der Neuen
Papierfabrik und das Steigen der Course gesprochen?
Und der schlanke Commis — unterhielt er sich wirk-
lich mit seiner hübschen Begleiterin über die Vorzüge des
Rover»Zweirads?
Hundert Bruchstücke drangen so an das Ohr des
Unglücklichen, — ein Wort über die letzte Sitzung des
Reichstags, eine Silbe Theater, Wohlthätigkeitsverein,
Cirkus, Skandal, Dienstbotenklatsch, Litteratur — Alles
bunt durcheinander, und Alles gleichermaßen beklemmend
und mißtönig.
Die Straße öffnete sich.
Das war der Friedrichsplatz — und dort die mächtige
Lichtmasse das berühmte ,Cafe zum Reichskanzler', wo
Gyskra bisweilen Station machte, um eine Zeitung zu
lesen und ein paar lustige Carricaturen des ,Punch' und
des .Iournal amüsant' zu betrachten.
Das lag nun weit, weit hinter ihm! Nur ein Glück»
licher konnte Sinn haben für die Ausgelassenheit des
^