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weit über Verdienst hier entgegenbringen, erschüttert mich
tief. Mein ganzes zukünftiges Streben soll darauf ab-
zielen, die ehrenden Sympathien so wackrer Männer
wenigstens annähernd zu verdienen."
Die Deputation, etwas befremdet durch diesen super-
lativischen Ton, entfernte sich langsam, das freundliche
Anerbieten der Hausfrau, die mit Erfrischungen aufwarten
wollte, mit großer Höflichkeit ablehnend.
„Er scheint furchtbar nervös," meinte der Freiherr
von Oldendorf, als sie die Treppe betraten.
Eben erst waren sie weg, als eine zahlreiche Abordnung
der Rechtsanwälte erschien, die durch den Mund des Ge-
heimen Iustizrats Berger ziemlich das Gleiche aussprach,
was der Freiherr von Oldendorf im Namen der Staats-
anwaltschaft und der Richter gesagt hatte.
Herr Gyskra war diesmal, trotz aller Dankbarkeit,
die ihn erfüllte, noch etwas befangener, zumal sich
Kretschmar unter den Herren befand, Kretzschmar, der —
wie Gyskra sich zuraunte — möglicherweise von dem
wirklichen Sachverhalt eine Ahnung hatte. . .!
Die Qual seines Herzens wuchs noch, als gegen sechs,
nach einer halbstündigen Pause, der Oberbürgermeister
Doktor Vigelius mit einigen Stadträten kam, ihn eben-
falls mit überschwänglichen Ausdrücken feierte und ihm
die Mitteilung machte: die Stadt, in dankbarer Aner-
kennung des Glanzes, den seine klassisch»edle Beredtsamkeit
und die Mustergültigkeit seiner Amtsführung über sie aus-
gieße, verleihe ihm hiermit das Recht eines Ehrenbürgers.
Durch diese Verleihung trete ein längst schon gehegter
Wunsch der Magistratsbehörden ins Leben. Man habe
aus Anlaß der schweren Prüfungen, die in der letzten