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es mir thut, wenn Ihr Behagen gestört wird — —, es
geht nichts
Fast mit den nämlichen Worten hatte Herr Doktor
Kretschmar sein .tiefstes Bedauern' geäußert.
Nun verblieb ihm als einzige Hoffnung das Vertrauen
auf feinen günstigen Stern. Wenn unter vierundzwanzig
bis dreißig Personen zwölfe gelost wurden, so lag seiner
Meinung zufolge doch immer noch eine gewisse Wahr-
scheinlichkeit vor, daß er frei ausgehen würde. Er wußte
ja nicht, daß Herr Gyskra sowohl wie Doktor Kretschmar
entschlossen waren, indifferente Geschworene so lange ab»
zulehnen, bis der Name ,Oberst von Rheuß" aus der Urne
gestiegen wäre. Sonach war seine Chance — da im
Ganzen dreizehnmal abgelehnt werden konnte, sechsmal
von Seiten der Staatsanwaltschaft und siebenmal von
Seiten des Angeklagten — fehr erheblich verringert, und
zweifellos hätte er eine noch wildere Physiognomie auf-
gefetzt, wenn er von dieser heimlichen Abmachung etwas
geahnt hätte.
Es war indes nicht nur die schneidige Intelligenz
des Herrn Obersts und sein stark ausgeprägter Gerechtig-
keitssinn, was ihn hier als Geschwornen so wertvoll er-
scheinen ließ, sondern vor Allem seine etwas barocke An-
schauung über Totschlag und Mord. Damals, an jenem
Abend in seiner Villa, als er die sonderbare Historie
seines Urgroßvaters erzählt hatte, waren im Anschluß an
jene Geschichte allerlei Reden gefallen, die zu sehr den
Stempel der Überzeugung trugen, um für den Ausfluß
einer Freude am Paradoxen zu gelten.
,Es gibt keinen Mord!' hatte der Oberst zu Leutnant
Alfsing gesagt; und Doktor Kretschmar entsann sich