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Zeit über das Haus Gyskra hereingebrochen, gerade den
heutigen Tag zur feierlichen Behändigung des Diploms
gewählt. Übrigens sei der Beschluß bereits vor acht Tagen
gefaßt, ohne Rücksicht auf den möglichen Ausgang eines
Prozesses, dessen Peripetien man aus der Ferne nicht so
genau habe verfolgen können, um der Freisprechung des
Beschuldigten sicher zu sein. Ietzt, nachdem nun der
Sohn des bekümmerten Vaters ohne den leisesten Schatten
auf seinem Ehrenschild aus der Prüfung hervorgegangen,
freue die Stadt sich ihres schönen Gedankens doppelt.
Zum größten Erstaunen des Bürgermeisters und seiner
Gefährten lehnte Herr Gyskra diefe unerwartete Auszeich-
nung mit sanfter Entschiedenheit ab. Als Doktor Vigelius,
der sich lange bemüht hatte, den Ober»Staatsanwalt um-
zustimmen, endlich mit einem Hauch von Gereiztheit nach
den Beweggründen dieser Ablehnung fragte, drückte Herr
Gyskra ihm leise schluchzend die Hand.
„Zürnen Sie nicht! — Tragen Sie mir's nicht
nach —! Aber ich kann nicht! Auch die Gründe kann
ich hier nicht erörtern! Glauben Sie doch: vor wenigen
Monaten hätte ich Ihr Diplom glückselig ans Herz ge-
drückt! Für den Arbeiter, der sich müht im Interesse des
Ganzen, gibt es wohl kaum etwas Köstlicheres, als die
freundliche Anerkennung und Huld seiner Mitbürger! Aber
es gibt Erwägungen , ich beschwöre Sie, fragen
Sie nicht! Wer das Alles hinter sich hat, was ich feit
jener schrecklichen Katastrophe erlebt habe, der paßt nicht
mehr für die leuchtende Ehrenkrone, die Sie mir angeboten!"
Der Bürgermeister zuckte die Achseln. Er schien das
Ganze für eine Schrulle zu halten. Aber was half's?
Unverbindliches hatte der Ober»Staatsanwalt nicht gesagt;
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