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Fast eine Stunde lang saß die Genesene mit Frau
Marguth auf der frischgezimmerten Bank neben dem Ein»
gang. Der Lutz spielte im Moos, pflückte sich da und
dort eine Schlüsselblume, oder wälzte sich vor Vergnügen
bis zu den Beiden heran. Gott sei Dank, daß Fräulein
Sascha nun wieder kam und nicht gestorben war, wie die
Großmama fürchtete! Das war zu, zu lieb von ihr, und
er mußte ihr dafür einen herzhaften Kuß geben!
Nun verlor er sich wieder ins Strauchwerk, und das
Gespräch auf der Bank ward reger und lebhafter.
Es mußte was Großes, Gewichtiges, ja, für das Leben
Entscheidendes sein, was Sascha so nach und nach aus dem
plappernden Munde der Alten herausfragte . . .
Sie faßte sich nach der Stirn, als spüre sie da noch
einen Rest ihrer glücklich verwundenen Krankheit. Dann
sprang sie empor, drückte die Alte stürmisch ans Herz und
rannte davon, ohne erst von ihrem Liebling Abschied zu
nehmen.
Sie hatte kein Auge mehr für die leuchtende Frühlings-
idylle; achtlos zertrat sie die Veilchen zu ihren Füßen;
auch zum Himmel sah sie nicht auf, wie vorhin: nur
ein Gedanke noch schien ihr bebendes Herz zu erfüllen:
.Schnell nach Hause! Schnell zu Papa, der Alles er-
fahren soll!'