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erregter Stimmung die gräfliche Villa verließ, um nach
der Stadt zu wandeln . . .
Sein Wagen hatte sich leider verspätet ... Die Unzu»
verlässigkeit seines Kutschers war sprüchwortlich.
So ging er zu Fuße. Das that ja wohl bei einer
so sieberglühenden Stirne, die schon den Druck der sieben-
zackigen Krone verspürte.
Er schritt auf der Oberlondorfer Chaussee, am Gothen»
gehölz entlang, der Stadt zu. Er hätte jodeln können vor
Wonne und Seligkeit. Aber das litt ja der Ernst nicht,
die sittliche Würde, auf die er fo stolz war. Früher —
ja, da lagen die Dinge wohl anders. Ietzt aber, unter
dem strengen Blick der Frau Gräsin . . .
Er seufzte ein wenig, wie in Erinnerung an die reiz-
vollen Tage der Ungebundenheit, die nun so lange schon
hinter ihm lagen. Da — just, wo ein Fußweg in das Ge-
hölz abbog — hörte er singen und trällern. Eine ent-
zückende Mädchenstimme ... Eh' er sich selbst noch begriff,
schritt er der Stimme entgegen. Und dann... ja, dann
war eben die alberne Scene passiert, die der Brandstifter
da so bübisch belauscht hatte. . .
Der Angstschweiß trat ihm jetzt auf die Stirne. Es
war ja nichts allzu Schlimmes gewesen. . . Aber die
Welt! — Wie urteilt die Welt! Und die Gräsin Röd»
broge! Was wissen die Frauen von der bethörenden Wirkung
des Weins! Er hatte das Mädel nicht mal geküßt, sondern
sie ,nur- um die Taille gefaßt . . . Allerdings etwas
heftig ... Ia, du lieber Himmel, was half ihm dies
,nur° den unbarmherzigen Anschauungen der Excellenz
gegenüber! — Schon das Plebejische dieses Rencontres! —
Kam das heraus, so war's vorbei mit dem Adel, vorbei