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noch die Welt über das, was ich fehlte, den Stab
bricht. — Ich weiß, Hellmuth, Du wirst mich trotz alle-
dem lieb behalten, zumal ja nur meine zärtliche Liebe zu
Dir mich hat straucheln lassen! — Auch hoffe ich, daß
Du die schweren Stunden, die euch erwachsen werden,
mutvoll erträgst, und deiner Mutter und Schwester ein
treuer Berater bist! — Hellmuth, ich habe mich eines
schweren Verbrechens im Amte schuldig gemacht, — eines
Verbrechens, das mit Zuchthausstrafe bedroht ist..."
Hellmuth blickte ihm frei ins Geficht.
„Du, Vater? Das ist unmöglich!"
„Es ist so! — Und nun versprich mir zuvor, daß
Du auch vor der Welt in aller Schmach treu an mir fest-
halten willst, wie ich an Dir festgehalten, eh' ich noch
wußte, daß deine Hand rein war von aller Schuld ..."
„Was soll das, Papa? Wie schaust Du mich an?
Du erschreckst mich zu Tode!"
„Kannst und willst Du mir das versprechen?"
Hellmuth faßte sich nach der Stirne.
„Du sieberst, Papa! Willst Du mich glauben machen...
Du, Du ...? Aber wenn Du's verlangst: hier — meine
Hand! Es gibt Nichts, Nichts auf der Welt, was Dich
vom Herzen des Sohnes risse, — und doppelt will ich
Dich lieb haben, wenn Du im Unglück bist!"
Über das Antlitz des Ober»Staatsanwalts zuckte ein
Strahl der Verklärung.
„Ich wußte es ja, oh, ich wußte es!" raunte er tief
erschüttert — und wandte sich ab.
Dann zog er Hellmuth heran, strich ihm lächelnd das
Haar und erzählte ihm — fast noch genauer als in der Nieder»
fchrift seiner Denunciation — den ganzen Zusammenhang.