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gleich eine undurchdringliche Mauer zwischen dem Villen»
viertel und dem Centrum der Stadt auf! Man war
dann hier wie verkauft und verraten . . .
Aber die Zeit her war das Wetter doch leidlich ge»
wesen, — und dennoch stockte fast aller Verkehr! . . . Wes-
halb ließen sich beispielsweise die Gyskras gar nicht mal
blicken? Nun, der Herr Ober»Staatsanwalt mochte ent-
schuldigt sein' der war maßlos in Anspruch genommen.
Auch Emmy und ihre Mama steckten tief in der Arbeit;
anfangs April sollte geheiratet werden, und da gab's
tausenderlei zu thun, zumal die Ausstattung größtenteils
im Hause gefertigt wurde. Hellmuth jedoch, — hätte der
wirklich gar nicht einmal für ein Stündchen vorsprechen
können . . .?
Hellmuth! In Gedanken nannte sie ihn stets nur beim
Vornamen. Sie war das von Emmy gewöhnt, und der
Name war ihr so äußerst sympathisch. . .!
Ia, weshalb kam er nur nicht?
Wollte er jetzt durch übertriebne Zurückhaltung das
wieder gut machen, was er damals in seiner allerdings
unbegreiflichen Keckheit verbrochen hatte? Man konnte im
Ärger über begangene Mißgriffe, im Bereuen von Thor»
heiten auch zu weit gehn. Er dachte vielleicht: ,Ich muß
nun doppelt vorsichtig, doppelt respektvoll sein!' Aber es
wäre gewiß doch nicht aufgefallen, wenn er sich mal ge-
legentlich nach dem Besinden ihres Papa's erkundigt hätte!
Leutnant von Alfsing kam doch so oft, und früher, in
Strehlberg, saßen mitunter sechs, acht Ofsiziere zwanglos
und ohne geladen zu sein beim Theetisch, und sie war
die einzige junge Dame, wenn nicht etwa der Leutnant
Ketteler zufällig mal seine Schwester mitbrachte —!
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