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Neugier, die einen ganz reputierlichen Menschen plötzlich
beim Wickel nimmt, so daß er drauf losfährt, nur um zu
.sehen, wie sich ein junges, unerfahrnes Geschöpf aus der
Affaire zieht! — Na, die Sache ist beigelegt! Habt ihr's
gehört, Kinder? Was? Ihr dürft nun wieder gut Freund
sein und braucht das Vergangne weiter nicht mit euch
herum zu schleppen."
Freundlich, aber mit vollkommenster Gleichgültigkeit,
erwiderte Sascha:
„Gewiß, Papa!"
Hellmuth aber warf ihr einen verzehrenden Blick zu,
heiß und traurig zugleich. Er fühlte jetzt, daß es für ihn
kein Glück mehr gab ohne dies zaubrische Mädchen, und
daß er gleichwohl ohne sie würde leben müssen!
Und nun versank er in einen seltsamen Zustand trost»
loser Unrast. Er nahm nur äußerlich Teil an der Eon'»
versation. Dann plötzlich, als rufe ihn Iemand, erhob er
sich leise und trat in das Nebengemach.
Was war das . . .?
Auf dem Stuhl in der Ecke, nur von dem Schimmer
der Straßenlaterne beleuchtet, saß eine riesige, blasse Ge»
statt, die Augen geschlossen, das Antlitz von Blut über-
strömt. Herber Groll schauerte um die verzerrten Lippen;
die Brust keuchte und rasselte.
„Burckhardt!" stammelte Hellmuth zurückprallend.
„Ia, Burckhardt!" scholl es ihm leise entgegen. „Burck»
hardt, der da gekommen ist, Dich zu warnen! Wehe Dir,
wenn Du mißhorchst!"
Hellmuth erstaunte, daß ihn der fahle, entsetzliche
Glanz, der von den jählings geöffneten Augen des Toten
über ihn herströmte, gar nicht erschütterte; daß er vor
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