Fünfzehntes Aapitel.
lm folgenden Morgen erwachte Sascha trost» und
haltlos, wie sie entschlummert war. Die Not-
wendigkeit mit ihrem Vater zu sprechen, war das
Schrecknis, das sich in erster Linie ihr aufdrängte. Wo
sollte sie jetzt den Mut hernehmen, dem Sturm der Ent-
rüstung, den sie entfesseln würde, ehrfürchtig und standhaft
zugleich die Stirne zu bieten, nachdem sich Hellmuth in
ihren Augen so furchtbar verwandelt hatte?
Eins noch sprach ihr ja freilich zu Gunsten Hellmuths:
daß nämlich seine Ritterlichkeit ihr gegenüber selbst nach
den neuesten Enthüllungen nicht zu bezweifeln war. Hell-
muth hatte sie schonen wollen; er hatte bereut, daß er sie
mit dem gleichen Maßstab gemessen, wie jene Mathilde
Solf, die ihn ,Du' nannte und das Marschalltheater mit
ihm besuchte . . . Dieser Gedanke senkte sich wie ein
kühlender Schleier über sie her und labte ihren verwundeten
Stolz, der an der dunkeln Erkenntnis krankte, daß sie noch
immer an dem Verräter festhielt . . .
Sie zog sich an und stieg die Treppe hinauf nach
dem Obergeschoß. Ihre Hand ruhte ein paar Sekunden
lang auf der broncenen Thürklinke, ehe sie öffnete. Sie
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