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Ia, hätten sich selbst noch andre Momente ergeben, die
ihn wirklich belasteten: war es nicht ebenso möglich, daß
ein Geschwornencollegium ihn freisprach, wie es möglich
gewesen, daß man den kaum belasteten Lichert verurteilt
hatte?
Dann aber war erst recht Alles zu Grunde gerichtet!
Ein Vater, der auf ungewisse Verdachtsmomente den Sohn
vor Gericht schleppt — das überböte das Scheußlichste...!
So zerquälte sich Gyskra — seiner innersten Über-
zeugung zuwider. Er wollte sich gleichsam erst selbst
widerlegt sehn, eh' er den einzigen Ausweg beschritt, der
ihm noch übrig blieb.
Plötzlich fuhr er empor.
„Bube!" raunte er zähneknirschend und ballte die
Faust nach der Richtung, aus welcher Hellmuth nach
Haus kommen mußte. „Du wagst es, zu zechen, zu
plaudern, den Klängen einer lustigen Operette zu lauschen,
während dein Vater hier mit den Schrecken des Wahn-
sinns ringt?"
Dann, wieder zusammenbrechend:
„Hellmuth! Hellmuth! Ich schmähe ihn noch! Weiß
ich denn, was er jetzt fühlt? Ob er nicht einsam durch
die verödeten Felder schweift und sich den Tod wünscht?
Ob er nicht elender ist als ich selbst?"
Nein, nicht so elend!
Herr Gyskra schaudert bis in das Mark.
Er ist fest und heilig davon durchdrungen, daß kein
Verbrecher der Erde so tief und haltlos darniederliegt, wie
er felbst. Er hat sein Dasein mit einem Schandfleck be-
sudelt, der nicht mehr zu tilgen ist; er hat sich an Allem
versündigt, was herrlich und hoch für ihn war; für ihn