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fuhr der Inquirent fort, „von denen die jüngere Ihnen
etwas geschenkt haben soll..."
„Das hat sie auch."
Leo von Grolmann sixierte ihn scharf durch das
Augenglas.
„Sie möchten mir also einreden, daß hier wohlthätige
Feen umherlaufen, die der ersten besten unbekannten Per-
sönlichkeit Hundertmarkscheine in die Hand drücken?"
„Wer spricht denn von Hundertmarkscheinen?" brummte
Lichert.
„Aha, Sie merken die Ungereimtheit! Sie merkten
das schon bei der ersten Vernehmung. Denn als der Herr
Ober»Staatsanwalt Ihnen das Thörichte Ihrer Ersindung
vorhielt, da hatten Sie mit einemmal eine Börse gefunden!
Sehn Sie nicht ein, daß dieser doppelte Anlauf zur Un»
wahrheit den schweren Verdacht, der gegen Sie vorliegt,
wesentlich steigert?"
„Ia, zum Teufel auch! Wenn man so in die Enge
getrieben wird, weiß ja der Klügste nicht mehr, was er
antworten soll. Das mit dem Portemonnaie auf der Land»
straße — freilich, das war gelogen! Aber das mit dem
jungen Fräulein ist wahr. Von dem Thaler, den sie mir
schenkte, hab' ich mir ja die Mütze gekauft und das
Messer."
„Ach so! Nun scheint sich die Sache etwas zu klären!
Sie gehen ja rasch herunter mit Ihren Summen! Nehmen
wir also an, dieser Mützen» und Messer«Thaler sei glaub-
haft. Wie aber steht's mit dem Rest? Hundertundsechzig
Mark fand man bei Ihnen vor, dazu den Anzug. Wie
erklären Sie diesen plötzlichen Reichtum?"
Lichert starrte schweigend ins Leere.