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Der Tumult wuchs. Die Menge, die sonst nicht ge-
neigt ist, mit den Vertretern der Staatsanwaltschaft zu
sympathisieren, brachte dem schwergeprüften, siegreichen Vater
eine förmliche Ovation dar. Auch Altenhöfer schüttelte
ihm die Hand; auch Stegemann, der sich dann lachend
zu Hellmuth wandte und seine Erregung durch einen nicht
grade geschmackvollen Scherz bemäntelte.
Gleichzeitig hatte der Laboratoriumsdiener und Flick-
schneider Kleeberg die Freisprechung Hellmuths auf tele»
phonischem Weg in die Gyskra'sche Wohnung gemeldet,
wo der Mathematikprofessor Franz Lehr, der während des
ganzen kritischen Tages den beiden Damen Gesellschaft
geleistet, die superlativischen Wendungen des Faktotums
bleich und ernst in Empfang nahm. Aus dem stolpern»
den Chaos der Redensarten, die Klceberg in den erzittern-
den Apparat brüllte, hörte er nur das Eine heraus: daß
Hellmuth gerechtfertigt war, und daß nun die Zeit diefer
unerträglichen Folter ein Ende hatte.
Lächelnden Mundes hatte Emmy dabei gestanden und
das aschfahle Antlitz ihrer Mama gestreichelt, während
Professor Lehr die Telephon»Muscheln wider die Ohren
preßte.
Da er sich nun mit dem einzigen Wort umwandte:
,Frei!' — sank Emmy, die sich bis dahin mustergültig
beherrscht hatte, nahezu ohnmächtig in die Kniee und
brach in ein Schluchzen aus, das kaum noch zu stillen
war. . .
Dreißig Minuten später rollte ein Wagen vor.
„Sie sind es!"
Der Ober»Staatsanwalt schob Hellmuth vor sich her