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durch die Depositionen der Hauswirtin Burckhardts und
einiger andrer Zeugen, die es zur Evidenz feststellten, daß
Nurckhardt an jenem Nachmittag eine Geldsumme von
Belang überhaupt nicht bei sich getragen.
Zwei große Gemälde Burckhardts, an denen er lange
gearbeitet, waren damals noch unverkauft; das eine befand
sich in München, das andre in Wien, Acht Tage erst
nach dem Tode Burckhardts traf aus München die Nach-
richt ein, das Genrebild „Die Dorfkokette" sei von einem
polnischen Grafen erworben. Der Künstler hatte sogar
halb scherzend von der Notwendigkeit gesprochen, irgendwo
pumpen zu müssen.
Der Kunsthändler Schneidewin sagte aus, Burckhardt
habe ihn am Tage der Katastrophe gegen halb vier in seiner
Wohnung — Wallstraße, unweit des Lutherplatzes —
besucht, ihm seine Verlegenheit mitgeteilt und ihn um Geld
gebeten. Der Zeuge kannte den Maler seit lange als einen
durchaus rangierten Menschen, hatte auch öfter mit ihm
geschäftlich in Verbindung gestanden und würde sofort die
gewünschten fünfhundert Mark ihm behändigt haben, wäre
nicht seine Kasse durch Zufall gerade an diesem Tage
völlig entblößt gewesen. Der Kunsthändler hatte jedoch
versprochen am nächsten Vormittag — (für heute war
es zu spät, denn die Bank schloß schon um drei) —
das Geld zu beschaffen, worauf ihm Burckhardt zur Ant-
wort gab: .Schön! Ich komme dann morgen um die
nämliche Zeit wieder; bis dahin behelf' ich mich.' —
Hieraus erhellte unzweifelhaft, daß Burckhardt nicht
etwa noch anderswo Geld geborgt hatte; zumal der Zeuge
betonte, man habe dem Künstler, der sich gern auf den
reichen Particulier hinausspielte, angemerkt, daß ihm die