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hingesetzt hatte, und nahm sich mit Aufbietung aller
Willenskräfte zusammen.
Er mußte Klarheit gewinnen. In dieser Minute noch.
Vielleicht gestand Hellmuth ihm auf die erste Anregung
Alles ein; — vielleicht — zum erstenmal blitzte dieser
Gedanke wie ein Schimmer der Hoffnung durch seine
umdüsterte Seele — vielleicht gab es noch einen Aus-
weg, eine Lösung, von der er sich jetzt allerdings keine
Vorstellung machte. Iedenfalls aber nahm er sich vor,
keinen Verdacht zu äußern. Nur beobachten wollte er,
und sich selber Gewißheit verschaffen; Hellmuth sollte
über das Resultat dieser Prüfung im Dunkeln bleiben.
Noch hatte ja das verzweifelte Vaterherz keinen Entschluß
gefaßt: noch war es möglich, daß er sich nicht die
Handlungsweise des Brutus zum Vorbild nahm; — und
dann sollte Hellmuth wenigstens von der inneren Selbst-
entwürdigung seines Vaters nichts ahnen . . .
Herr Gyskra straffte sich auf. Schritte hallten ge-
dämpft an seiner Thüre vorbei. Fest und ruhig öffnete
er und rief halblaut hinaus:
„Hellmuth! Kommst Du noch auf ein paar Augen-
blicke herüber?"
Herr Gyskra bemerkte, wie Hellmuth, der schon sein
Arbeitszimmer erreicht hatte, bei dieser Aufforderung stutzte.
Ein neuer Beweis, daß er sich schuldig fühlte!
Herr Gyskra jedoch war jetzt auf Alles gefaßt und
innerlich so erstarkt, daß sein Herz bei dieser Wahr-
nehmung nicht einmal heftiger schlug.
„Gern, Papa," sagte Hellmuth.
Seine Stimme vibrierte ein wenig. — Fast nnmerk»