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Kein Ton in dem Brausen und Lärmen, das ihn um»
wogte, entging ihm; aber es war, als schölle das Alles
aus kellerähnlichen Tiefen herauf, gedampft, dem lebendigen
Leben entrückt, zur Hälfte geträumt.
Trotz dieses ungewöhnlichen Zustandes schlenderte er —
wie sonst am Schlüsse anstrengender Hauptvcrhandlungen —
ruhig, langsam, als ein Erholungsbedürftiger, dem es nicht
eilt, an den lichtüberfluteten Magazinen vorüber, blieb
sogar hier und da einen Augenblick stehn und verriet
durch kein äußeres Zeichen, daß er seit dem Heraus-
treten aus dem Iustizpalast über Alles erstaunte.
Die Leute begegneten ihm und grüßten ihn, je nach-
dem, freundschaftlich, achtungsvoll, ehrerbietig; — und
Keiner las es ihm von der Stirne, was für ein ruchloser,
gottverworfener Mensch er war!
Unfaßlich!
Und hier, in der Auslage des großen Modebazars:
wie glänzten und flirrten die duftigen Roben — hellblau,
gelb, meergrün, lachsfarben, gleichsam die Skizze zu einem
schönheit» und jubel»erfüllten Ballsaal!
Und die kostbaren Fächer mit den gemalten Guir»
landen, die Spitzen, die Brautschleier . . .!
War es denn möglich, daß es noch Menschen gab,
die an frohes Getändel, an Farben und Klange, an Tanz
und an Liebe dachten?
Die Brautschleier riefen ihm plötzlich das glückstrahlende
Lächeln seiner Tochter Emmy in das Gedächtnis. Ein
kochender Schmerz zuckte ihm durch die Brust. Gleich dar-
nach aber ward es da drinnen wieder so dumpf und so
hohl, als sei ihm das liebliche blonde Mädchen ebenso