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streuung. Auch wollte er Kretschmar besuchen, um zu
erfahren, ob nicht irgend was noch für Lichert geschehen
könne.
Während sich Frau von Beresow an den Schreibtisch
setzte und ein paar längst schon geschuldete Briefe in An-
griff nahm, wandte sich Sascha, gleichfalls ein wenig von
der Melancholie dieses aschgrauen Wintertags angekränkelt,
in's Erdgeschoß, wo ihr Zimmer lag.
Drunten, scheu in den Schrankwinkel neben der Treppe
geschmiegt, stand da ihr Liebling, der kleine Lutz, mit
dem sie im vorigen Sommer auf so idyllisch»romantische
Art Freundschaft geschlossen. Sascha hatte die einsame
Hütte der Suse Marguth seit Wochen nicht mehr besucht.
Auch Lutz war über acht Tage fortgeblieben, obgleich er
bis dahin mindestens zweimal wöchentlich um die Mittags-
zeit kam und sich von Grete, der alten Köchin, mancherlei
einpacken ließ.
„Nun, Lutzchen, wie geht's?" frug Sascha und holte
den Kleinen heran.
Da Grete jetzt mit dem Korb erschien, den sie für
Lutz gefüllt hatte, winkte das Fräulein ihr ab. Das hatte
noch Zeit! Ietzt wollte Sascha den Iungen für ein paar
Augenblicke mit in ihr Zimmer nehmen, damit er sich
auswärmte. Grete sollte ihm Schokolade kochen, — die
trank er für's Leben gern — und ihm zwei Semmeln mit
Butter streichen.
„Bist ja so lange nicht dagewesen," sagte das junge
Mädchen, nachdem sie das frierende Kind weich und warm
in die Sovha»Ecke gefetzt und mit der Plüschdecke ihres Näh-
tisches zugedeckt hatte.
Lutz erzählte nun, seine Mutter sei krank und liege