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kreuzt, den Kopf nach vorne gebeugt wie ein Stier, der
sich zum Angriff rüstet,
„Und was bist Du denn Besseres?" zischte er mit
bläulicher Lippe.
„Ich bin deine Tochter, die Tochter eines ehemaligen
Ofsiziers, — ein Mädchen, das sich zu gut hält, so elend
traktiert zu werden, wie Du als Leutnant deine Rekruten
traktiert hast!"
Der Oberst taumelte. Keuchend und schnaubend hob
er die Faust; Sascha jedoch blieb hochaufgerichtet vor dem
Sinnlosen stehn und schaute ihm kalt ins Gesicht.
„Schlage mich nur, wenn Du den Mut hast!" rief sie
herausfordernd.
Der Oberst ließ mit einer Geberde des Ekels die
Faust sinken.
„Ein würdiger Stolz!" knirschte er hohnerfüllt. „Hättest
Du halb so viel von der Sorte verbraucht, als es um
deine Ehre ging, so stünde ich jetzt nicht da wie ein
erbärmlicher, schmach«triefender Lump!"
„Was hab' ich denn Böfes gethan? Feig und nieder»
trächtig war' es gewesen, hätt' ich das bischen Skandal
gescheut, da doch ein Wort von mir hinreichte, um den
Sachverhalt aufzuklaren. Keine Rücksicht der Welt kann
mich veranlassen,^ die Forderung meines Gewissens zu
überhören!"
„Iämmerliche Sophistin!" herrschte der Oberst sie an.
„Wähnst Du, ich sei ein so elender Schurke, daß ich den
Gang ins Iustizgebäude Dir vorwürfe? Freilich, deine
verfluchte Schuldigkeit wär' es gewesen, mich vorher in
Kenntnis zu setzen! Ich wäre dann mit Dir gegangen!
Ich hätte die Schande, die Du Dir auflädst, redlich mit