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zu Mathilde — „wollen Sie uns kurz und der Wahr»
heit gemäß mitteilen, was Sie von der Angelegenheit
wissen!"
„Na, ich bin starr," sagte Mathilde. „Kein Wort
ist von alledem wahr, oder ich will nicht gesund hier das
Zimmer verlassen! Sehen Sie, Herr Gerichtsrat, der
Hellmuth und ich, wir kennen uns schon — na, wie lang'
ist's wohl her? — sechs Monate wenigstens! Nicht, Hell-
muth? Das mußt Du doch selbst sagen!"
„Sie sprechen zu mir," unterbrach sie der Land»
richter, „und wollen sich jeder Apostrophierung des Doktor
Gyskra enthalten."
Mathilde Solf warf spöttisch den Mund auf.
„Ich hab' es ja gleich gesagt, als die Helene mir
zusetzte. . .! So ein Gerichtsrat thut, was er will, und
wenn man nicht Alles erzählt, wie's ihm paßt..."
Der Landrichter Elmshorn nahm wieder den Zettel zur
Hand, den Fräulein Helene Kutschbach, Verkäuferin im
Porzellangeschaft von Otusch und Felgentreff, ihm ge»
schrieben, und brachte ihn auch der Zeugin Mathilde Solf
langsam und nachdrücklich zu Gehör.
„So!" fuhr er dann fort. „Das haben Sie wohl
halbwege verstanden? Gut! Nun antworten Sie mir klar
und bestimmt: Verhält sich das so, wie's Ihre Freundin
Helene da mitteilt?"
„Natürlich! Aber man kommt ja hier nicht zum
Wort! Der Doktor Gyskra ist schon um fünf am Geschäft
gewesen, hat durch die Scheiben geguckt und mir Parade
gemacht. Als ich dann später herauskam, sind wir zu»
sammengeblieben. Nicht wahr, Hellmuth? Und das kann
ja auch der Freund des Herrn Gyskra, der junge Herr