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und Trachten auch ihm gelten. . . Und wenn er aus
seiner Haft dann entlassen ist, will ich ihn fördern, soweit
dies in meiner Macht steht, ihm geben, was ich entbehren
kann, ihm liebreich die Hand bieten, wo die unbarmherzige
Welt den gebrandmarkten Sträfling zurückstößt. Versprich
mir, Hellmuth, daß Du ehrlich in meine Stelle trittst,
falls ich den Tag seiner Freiheit nicht mehr erleben sollte!"
„Das verspreche ich Dir!"
Nun umschlangen sich Vater und Sohn mit verzehren-
der Inbrunst, als ob sie erst jetzt, in diesem Gelübde, sich
wiedergefunden hatten nach langer schmerzlicher Trennung.
Da sie sich endlich aus ihrer Umarmung lösten, schien
auch der letzte Dämon gebannt, und alles Unheil, das so
gewitterschwer über dem Hause gelastet, für immer hin-
weggescheucht.
Noch hatte Keiner von Beiden ein Wort gesprochen,
und heilige Stille schwebte über dem ernsten Raum, als
es von Neuem wider die Thür pochte.
Emmy steckte verlegen, als ahne sie etwas von den
bedeutsamen Vorgängen zwischen Vater und Sohn, das
liebe Gesichtchen herein und bat um Entschuldigung.
„Ein Note von Doktor Altenhöfer, — für Dich,
Hellmuth."
Sie hielt ein Billet hin, das Hellmuth, halb noch
betäubt, in Empfang nahm und öffnete.
„Der Mann wartet," sagte das junge Mädchen.
Hellmuth las.
Es war die Gattin des alten Chemikers, die ihm
schrieb, — drei Zeilen nur, aber voll herzzerreißenden
Inhalts . . .
Altenhöfer lag in den letzten Zügen. Ein Blutsturz.