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So sehr sich der Ober»Staatsanwalt auch den Kopf
zerbrach: keine halbwegs befriedigende Erklärung wollte
ihm beifallen.
Hellmuth weiß etwas! Und was er weiß, muß ihm
peinlich sein: sonst würde er reden!
Peinlich — warum?
Eine einzige Möglichkeit nur ist denkbar: daß er selbst
oder eine ihm nahestehende teure Persönlichkeit durch seine
Enthüllung compromittiert würde . . .
Plötzlich überlief es den Ober»Staatsanwalt siedend
heiß. Er gedachte der Aussage Licherts bezüglich der zwei»
hundert Mark und des so mangelhaft geschilderten Unbe»
kannten, von welchem der Angeklagte diesen Betrag
empfangen zu haben behauptete. Eine Sekunde lang fuhr
es Herrn Ghskra wie eine quälende Ahnung durch das
Gehirn: .Sollte Hellmuth der ungebührliche Thor sein, der
sich durch diese zweihundert Mark losgekauft hätte?' . . .
Die Aussage Licherts hing ja für den Ober»Staatsanwalt
nicht mehr so ganz in der Luft. Doktor Kretschmars Ver-
sicherung, er werde durch Zeugen erhärten, daß Burckhardt
an jenem Tage kein Geld bei sich getragen, stieg vor der
Seele des geängstigten Vaters empor und schreckte ihn
mit dem Gespenst eines widerlichen Skandals . . .
Aber das war ein Unding! Beim ersten ruhigen Er-
wägen zerfloß dies Wahngebilde in Dunst.
Angenommen, Christian Lichert hätte die Wahrheit ge-
redet, so paßte doch nicht ein Zug seines Berichtes auf
Hellmuth. Ein junger, schlanker Mann mit helltonender
Stimme und glattem Gesicht konnte selbst im Düster des
Waldes nicht den Eindruck hervorrufen, den Lichert zu
schildern suchte. Und nun die inneren Gründe . . .!