Liftes Kapitel.
war Nachmittags sechs Uhr, als Herr Gyskra,
in seinen behäbigen Pelz gehüllt, die Freitreppe
des Iustizpalastes hinabschritt.
Die Weylbrunnerstraße mit ihrer langen Doppelreihe
von Gaslaternen, ihrem dichten Gewühl von Menschen und
Fuhrwerken, ihren glänzenden Schauläden und hoch auf-
ragenden Häuserfronten schien ihm so fremd, als säh' er
sie heute zum erstenmal.
In der That, das Verhältnis zwischen ihm und der
Außenwelt war ja ein vollständig neues; er begriff sie
nicht mehr; er kam sich bei seiner inneren Verödung wie
ein Gespenst vor, das, nach Jahrhunderten aus der Tiefe
des Grabes emporgestiegen, die Stätten, wo es bei Lebzcit
gewandelt hat, nicht mehr wieder erkennt und gedankenlos
über den Schauplatz seiner beglücktesten Tage hinweggleitet.
Gyskra fühlte nicht mehr den Boden, den er betrat;
die Granitplatten dünkten ihm weiche, lautlose Rasenflächen.
Dabei verspürte er vom Knie abwärts einen leise zucken-
den Schmerz.
Er sah die Dinge umher ganz deutlich, aber dennoch
wie durch das Medium eines rötlichen Nebels.