Zwölftes Aapitel.
?m nächsten Morgen in aller Frühe war Emmy im
Speisezimmer mit Staubwischen beschäftigt.
Eine Flamme der Gaskrone brannte, halb
aufgedreht, und mischte ihren rötlichen Schein mit dem
Graugelb des Zwielichts da draußen.
Wie sie an's Fenster trat, sah sie ein Winterbild von
erdrückender Unwirtlichkeit: Alles in Nebel gehüllt, durch
den sich der Tag mühselig Bahn brach.
Emmy jedoch, der dies häusliche Walten einen Vor-
geschmack ihrer demnächstigen Ehe gab — (nur noch acht
Wochen und vier Tage, und sie war Frau Professor
Lehr!) — hatte für die frostige Schaurigkeit, die in
schmutzigem Weiß um die Dächer qualmte und die Bäume
der gegenüberliegenden Villen mit Rauhreif zu überkrusten
begann, kein rechtes Organ. In ihrem Herzen war
Sonnenschein, ambrosischer Blumenduft und himmelhoch
jauchzendes Lerchengeschmetter. Sie sang während ihrer
freiwillig übernommenen Thätigkeit mit halblauter Stimme
bald dies bald das . . . ,Ach, wenn die Rosen wieder
blühn . . .!' — Dann plötzlich ernster werdend: , Stell
auf den Tisch die duftenden Reseden . . .!^ — Nun blieb