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feierten Redner, dem Altmeister echter Gesetzeskenntnis
anläßlich der jüngsten Ereignisse eine Huldigung zu ver»
anstalten, sei zunächst von den Rechtsbeflissnen der Hoch-
schule ausgegangen, aber sofort von sämmtlichen Commi»
litonen, die sich da Eins fühlen im Streben nach Wahrheit
und Wissenschaft, lebhaft ergriffen und mit Begeistrung
verwirklicht worden.
„Es war eine Ehrenpflicht der Studentenschaft," rief
er mit schönem Pathos, „dem schwergeprüften, allbe-
wunderten Manne öffentlich zu bekunden, wie sehr sie
von seiner Bedeutung für die Iurisprudenz, für die
Moral»Entwickelung, für den Staat und die Menschheit
durchdrungen ist!"
Nachdem der Sprecher — ganz ähnlich wie die Depu-
tationen vom Nachmittage, nur frischer, lebendiger, — den
Gedanken durchgeführt hatte, daß Gyskra das leuchtende
Vorbild echter Wissenschaftlichkeit, unwankender Pflichttreue
und rastloser Arbeit sei, Demosthenes, Plato und Aristides
in einer Person, forderte er die Eommilitonen auf,
in das dreifache Hoch einzustimmen, das er jetzt aus-
bringe auf den Typus eines vollendeten Mannes, den lieben
,alten Herrn' seines Corps, den hochverehrten Ober»Staats-
anwalt Erich Gyskra!
Wie das gewaltige Branden des Nordmeers schwoll
das dreimal donnernde Hoch, begleitet von den Fanfaren
der Militärmusik, zu dem Balkon empor.
„Sie müssen was antworten!" raunte der Oberst, da
Gyskra schweigend den Rand der Brüstung umklammerte.
Der Ober»Staatsanwalt zuckte zusammen.
„Antworten, ja wohl. . ." stammelte er wie geistes-
abwesend. Dann hub er mit zitternder Stimme an: