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brucewelch
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Kühne, Ferdinand Gustav: Eine Quarantäne im Irrenhause. V2 [German] 17.2.2018

... die Freiheit ist auch eine Religion, sie ist die Religion unsers Jahrhunderts.
(F. G. Kühne, Eine Quarantäne im Irrenhause, 1835, S.9.)

Dieser mehr essayistische als novellistische Text des Jungen Deutschland, der n i c h t auf der Verbotsliste des Deutschen Bundes stand (was Kühne den Verdacht des Zensurspitzels zuzog - s. Spoiler), erschien 1835.

Zu Kühne s. einen früheren Upload mit seinem literarischen Erstling.

Spoiler:
"Eine Quarantäne im Irrenhause" ist thematisch und gehaltlich mit Karl Gutzkows "Briefe eines Narren an eine Närrin" (1832) und dem Buch seines Freundes Theodor Mundt, "Moderne Lebenswirren" (1834, kommt demnächst in MR), verwandt. Im Gegensatz zu Gutzkows Roman, der heute ohne einen (noch zu erstellenden - im Gutzkow-Editionsprojekt ist diese Arbeit erst bis zum 9. von 27 Briefen erledigt -!) gewaltigen Anmerkungsapparat wegen zahlreicher kryptischer Anspielungen kaum zu verstehen, geschweige denn zu genießen ist, vermag jedoch Kühnes Werk - ganz unabhängig von der Frage, wie es politisch einzuordnen sei (s. den o.g. Upload und den Spoiler) - den Leser der Gegenwart (bei einigem philosophischen und geistesgeschichtlichen Interesse) durchaus zu unterhalten.

_________________________________________

Zwei Darstellungen aus jüngerer Zeit:

1. Christoph Cobet, in: Kindlers Neues Literaturlexikon:
Mit seinem Hauptwerk gehört der Verfasser [...] in die jungdeutsche Literaturszene der dreißiger Jahre des 19.*Jh.s. Für Wolfgang Menzel allerdings diente der Zeitroman als Zeugnis in seinem Kampf gegen Heine, Gutzkow, Wienbarg, Mundt und Laube, die er als »literarische Wüstlinge« verunglimpft und damit maßgeblich zu deren Verbot durch den Bundestag 1835 beiträgt. Kühne ist davon nicht betroffen, was dazu führt, daß er der Zusammenarbeit mit den Zensurbehörden verdächtigt wird.
In Form von Tagebuchaufzeichnungen berichtet ein fiktiver Freund des Autors über die Zeit vom 1. bis 22.*August 1834. Das Buch trägt zwar im Untertitel die Bezeichnung »Novelle«, ist aber eher eine Auseinandersetzung mit zeitgenössischen philosophischen und anthropologischen Anschauungen. In einem Brief an eine Freundin bekennt Kühne: »In der ›Quarantäne‹ rang sich das Ich durch allen Strudel der Zeit hindurch; es ist ein Buch voller blutiger Schmerzen ...« Der Ich-Erzähler wird auf Geheiß seines Onkels, des Präsidenten eines Kleinstaats, seiner freimütig geäußerten philosophischen Anschauungen wegen ins Irrenhaus »Mondstein« eingewiesen. Dort sucht er in langen monologischen Reflexionen und Gesprächen mit dem Arzt und anderen »Patienten« nach einem neuen Selbstverständnis. Die aktuellen philosophischen und literarischen Tendenzen werden dabei erörtert, ihre politischen Konsequenzen in Erwägung gezogen.
Das kritische Verhältnis zur deutschen Klassik im allgemeinen und zu Goethe im besonderen, das die Dichter des »Jungen Deutschland« charakterisiert, wird von Kühne geteilt: »›Was geht's Dich an, wenn ich Dich liebe!‹ sagte Goethe freilich, aber nur Goethe, denn er wurde am tiefsten, reinsten und schönsten von sich selbst geliebt.« Außer von Kant, Fichte, Jacobi, Schelling, Shelley, Byron, Saint-Simon, Börne und Heine ist immer wieder von Hegel die Rede. Doch als der Erzähler nach wenigen Wochen aus dem Irrenhaus flieht und sein erzkonservativer Onkel vom Wahnsinn heimgesucht wird und stirbt, wird der Philosophie Hegels, ja dem abstrakten Denken überhaupt eine Absage erteilt: »Ich glaube an eine schöne Zukunft des Erdenlebens; die Menschheit geht einer großen Frühlingszeit entgegen.«
In einem Brief an Kühne unterstrich Theodor Mundt die Überwindung des Abstrakt-Philosophischen als Sinnzentrum des Werks: »In Deiner vortrefflichen ›Quarantäne im Irrenhaus‹, die für Deinen eigenen Menschen eine so entschiedene Schlangenhäutung geworden, ist ein sehr wichtiger Umsturz der deutschen Gesinnung marquiert. Denn diese Novelle deutet den Übergang des metaphysischen Deutschlands in die tatkräftige Individualität an.« So sind es denn auch geistesgeschichtliche mehr als ästhetische Gesichtspunkte, die den Wert dieser Erzählung ausmachen.


2. Walter Schmitz, in: Killys Literaturlexikon:
"Eine Quarantäne im Irrenhaus [...] schrieb K. in »nachgemachter Heine-Manier«, ganz dem Formtypus des Vormärzromans entsprechend. Ein junger Mann wird auf Anweisung seines Oheims, des Ministers eines dt. Kleinstaates, wegen Verdachts auf liberale Ideen ins Irrenhaus - eine von Tieck wie von Gutzkow etablierte Zeitmetapher - eingeliefert. In dessen Tagebuchaufzeichnungen wollte K. sein »Glaubensbekenntniß über die Zeitrichtungen, über Hegel, deutsche Poesie, Börne, Heine, das gesammte sogenannte junge Deutschland, die psychologischen Krankheiten des heutigen Geschlechts u. d. gl.« geben (an Brockhaus, 26. 12. 1834), u. zwar in einem geistreichen »Witzstil«, der im Mythos von Faust die »versteinerte« dt. Spekulation, in dem von Don Juan aber die lebendige Liebe erkennt u. beide Mythen auf den Befreiungskampf der Polen zu projizieren weiß. Mundt, an dessen »Literarischem Zodiacus« (1835) K. mitarbeitete, diagnostizierte an dem exemplarischen Helden »den Culminationspunct eines mit Speculation übersättigten Nationalcharakters«. Der »absolute« faustisch-philosophische bleibt noch ein »provisorischer« Mensch; allerdings entlarvt sich doch - im Schicksal des Oheims - die widernatürl. Reaktion als der eigentliche Wahnsinn der Zeit."

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Das Werk bestätigt m.E. Gutzkows Ablehnung von Kühnes Bekenntnis zum Jungen Deutschland; und es ist auch kein Wunder, dass die "Novelle" vom Verbot gegen die jungdeutschen Schriften 1835 ausgenommen wurde: wie in Kühnes "Novellen" (1831) herrscht auch hier eine antirepublikanisch-monarchistische, antiliberale und antipatriotische Einstellung vor, von der Ablehnung eines Kernbegriffs wie Volkssouveränität einmal ganz zu schweigen. So wird z.B. das bedeutende Hambacher Fest (1832) als Rudelbildung entlaufener Irrer betrachtet. Und über die Jungdeutschen heißt es: "Deine Galopade ist weiter nichts als eine Gallomanie".
Aber - um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, weshalb ich diesen Text mit einigem Aufwand (es waren etliche Seiten einzutippen) reproduziert habe —: ich halte Kühnes "Quarantäne im Irrenhaus" für den Meisterstreich eines unabhängigen, originellen Schriftstellers, der in dem, was er schreibt, vielleicht viel ehrlicher ist als mancher Autor der Jungdeutschen, deren Fragen er sich auch stellt, um allerdings - wenigstens andeutend - zu teilweise diametral anderen Antworten zu kommen. -
Bemerkenswert sind seine Einsichten in die "deutsche" Seele; so heißt es aus dem Munde der Polin Victorine (S. 266): "Eure ästhetisch liederlichen Thränen weint Ihr gern, aus voller einfältig gemüthlicher Seele, wann aber die Noth an den Mann geht, wann es darauf ankommt, statt zu weinen, zu reden, zu handeln, zu schützen, dann lauft Ihr auseinander und schämt Euch des Mitgefühls. Zu weichherzig, um Barbaren zu sein, seid Ihr doch auch zu seelenmatt, um Männer der That zu werden." - Über den Typus des deutschen Leutnants liest man (S. 269): "... er wollte sich ein Herz fassen, und da er keines hatte, faßte er nach dem Degen."
- Die Rede von Kühnes Kooperation mit der restaurativen Zensur jedenfalls kann man heute ins Reich verflossener Aufgeregtheiten verweisen.


Textgewinnung wiederum mit Hilfe der GoogleBooks-Korrekturlesungsmethode auf der Grundlage der Erstausgabe mit deren getreuem Wortlaut und Zeichenstand. G e s p e r r t e r Druck ist durch Kursiv ersetzt. Im Unterschied zum Original gibt es vor jedem neuen Tagebuch-Datum einen Seitenumbruch.
Evidente Druckfehler wurden stillschweigend berichtigt. Die auf Seite 335 aufgeführte Druckfehlerberichtigung ist im Text bereits eingearbeitet; die gesamte Seite 335 wurde deshalb in dieser eBook-Ausgabe fortgelassen.

Wegen seiner literarhistorischen Bedeutung sind zum Zwecke etwaigen Zitierens versteckt die Seitenzahlen der Erstausgabe eingefügt (ggf. PN oder eMail).

Den Hintergrund des Covers bildet ein Ausschnitt aus Im Park der Villa d'Este, 1830, von Carl Blechen.
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