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11-18-2009, 10:06 PM | #1 |
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Heiberg, Hermann: Apotheker Heinrich german 19.11.2009
Leseprobe:
»Guten Morgen, Herr Heinrich!« sagte ein junges, hübsches Mädchen. Herr Heinrich rieb gerade eifrig in einem Mörser, als er die bekannte Stimme hörte. »Guten Morgen, Dora!« - Dora ging noch in die Konfirmationsstunde, trug aber schon ein langes Kleid, hatte flatternde blonde Flechten und ein Paar allerliebste, fröhliche Augen. Sie war die Tochter des Arztes, der gegenüber wohnte, die Tochter des Physikus. Herr Heinrich und ihr Papa hatten zusammen studiert. Letzterer war älter und besaß dieses große Töchterlein; Herr Heinrich war Junggeselle geblieben, sogar ein rechter Junggeselle. Oft konnte man sich über ihn ärgern, wenn er so weise sprach oder gar nicht antwortete, nur die Achseln zuckte. »Für einen Schilling Salmiakspiritus, bitte!« »Und eine Stange Lakritzen dazu« - spöttelte Herr Heinrich. Sie schmollte; immer noch behandelte er sie, als sei sie ein Backfisch. Aber sie fand es doch richtig, seine gute Laune zu benutzen, und stieß, sanft sich fügend, heraus: »Wenn Sie mir etwas zugeben wollen, dann schenken Sie mir eine hübsche Schachtel.« »Großes Kind!« spöttelte Herr Heinrich abermals, schüttelte den Kopf, sah ihr in die Augen und schob den Salmiakspiritus über den Ladentisch. Die Schachtel aber gab er nicht. »Man kann hier in der Apotheke doch Schachteln kaufen?« fragte nunmehr Dora, ihr kleines Portemonnaie ziehend, patzig. Herr Heinrich bemerkte, daß nur ein einziges Zehnpfennigstück zwischen den blauseidenen Wänden der zierlichen Geldtasche saß. »Ja!« erwiderte er gleichgültig gedehnt, als ob er nichts von ihrem Unmut merke. Dann öffnete er eine große, tiefe Schublade (es fehlte ihr der Knopf, so daß Heinrich sie an den Seitenwänden fassen und herausziehen mußte) und nahm eine runde, rotbeklebte Schachtel heraus. »Zehn Pfennig«, betonte er. »Haben Sie keine für fünf Pfennig?« »Nein, die Sorte zu fünf Pfennig ist gerade ausgegangen. Nimm nur diese, Dora, du hast Kredit!« und dabei lachte er wiederum überlegen. This work is assumed to be in the Life+70 public domain OR the copyright holder has given specific permission for distribution. Copyright laws differ throughout the world, and it may still be under copyright in some countries. Before downloading, please check your country's copyright laws. If the book is under copyright in your country, do not download or redistribute this work.
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