Welches Buch lest Ihr denn gerade?

[doubleshuffle]

Klingt interessant. Ich mache meist einen Bogen um historische Romane, denn man weiß nie, was sie taugen - wie gut sie recherchiert sind usw. Sind sie schlecht, ärgere ich mich; sind sie gut, kann ich nicht mehr aufhören, und es gibt doch sooo viel, was ich noch dringend lesen muss... (Bananenverordnungen, Erbrecht...)

Liest hier noch jemand die Matzbach-Krimis von Gisbert Haefs? Ich finde die ziemlich witzig, auch wenn ich von dem leicht klugscheißerischen Ton nach einem Band für eine Weile wieder genug habe. Die Serie spielt in Bonn, beginnt in den frühen Achtzigern und ist so in den ersten vier Bänden auch Satire auf die alte BRD. Der fünfte Band, Matzbachs Nabel, den ich gerade gelesen habe, ist vom Anfang der Neunziger und damit der erste, der in den blühenden Landschaften des Nachwendedeutschlands spielt. Sehr vergnüglich; mit einem extrem abgefahrenen Finale allerdings, in dem sich das Büchlein rasant vom leicht ironisierten Politverschwörungssthriller zur völlig überdrehten Parodie des Genres wandelt. Man glaubt nicht, was sich im Untergrund der Eifel so alles abspielt...

[troll05]

Gerade fertig: "Die Analphabetin die rechnen konnte". Ziemlich schräger Roman von J. Jonasson. Ich kann es leider nicht mit dem "Hundertjährigen" vergleichen da ich den noch nicht gelesen habe, aber insgesamt hat mir die Geschichte recht gut gefallen.
Ziemlich chaotisch, holterdipolter und durchgeknallt aber immer mit einem Augenzwinkern erzählt Jonasson die Geschichte eines südafrikanischen Mädchens das durch eine ziemliche schräge Verkettung von Umständen mit einer Atombombe in Schweden landet (etwa das erste drittel des Buches) und dem Versuch selbige wieder loszuwerden (die anderen zwei drittel) ohne sie zu zünden.
Kurz vor Schluss hab ich mal kurz gedacht "reicht jetzt, nicht schon wieder" aber im grossen und ganzen hat es mir sehr gut gefallen.
Werde mir wohl auch noch den Hundertjährigen vornehmen...

[Gudy]

Ich bin mal wieder bei Wes Boyds Spearfish Lake Tales gelandet und lese darin Bird in the Hand. Nachdem ich von einigen der letzten Bücher aus Boyds Feder ja ein wenig enttäuscht war, macht dieses hier wieder mehr Spaß. Von der Thematik her - Mobbing und Außenseitertum in einer Highschool einerseits, erste Liebe und Leidenschaft innerhalb der Gruppe der Außenseiter andererseits - mutet das Ganze ja mehr wie ein Standard-Durchschnitts-Teenager-Roman an, als ich das von Boyd erwartet hätte, aber er kriegt hier die Kurve und macht daraus eine richtige Spearfish-Lake-Geschichte. Das schon fast obligatorische "schräge Hobby" eines oder mehrerer Charaktere ist diesmal die Vogelbeobachtung. Gut, es gibt möglicherweise spannenderes, aber die Sache funktioniert und die entsprechenden Szenen bilden einen passenden Gegenpol zum Rest des Buches.

Viel spannender finde ich ja noch, dass er in einem der Handlungsstränge alternative Religionen thematisiert. Nachdem der Dawnwalker-Zyklus seit mehr als der Häflte mit einem doch arg christlichen Einschlag daherkommt, finde ich die Prominenz von Atheisten und Paganen in diesem Buch erfrischend und hoffe, dass er sich mit dem Thema auch in zukünftigen Büchern der Reihe weiter auseinandersetzen wird.

[beachwanderer]

Ab und zu finden sich ja wunderbare Sachen in der Flut der ... Pixi-Bücher.

Die Abkömmlinge und ich sind in der glücklichen Lage hier ein Exemplar des eigentlich als ausgewachsenes Bilderbuch schon lange hervorragenden Werkes "Flosse, Fell und Federbett" der Frau Nadia Budde zu haben, das als Einstiegsdroge allen ans Herz zu legen ist.

Auch wenn man das nie selbst so wird zeichnen können: Wir spielen "ergänzen" und würden mit Giraffen gaffen, mit Fischen frischen Salat auftischen und eventuell sogar, aber nur kurz und "des Reimes willen", mit Skorpionen wohnen.

[Gudy]

Hmm, irgendwie ist bei mir untergegangen, dass ich zwar mit Wes Boyds The Last Place You Look angefangen hatte aber dann irgendwie mittendrin hängengeblieben war. Und nein, die Lesepause ist weder Zufall noch irgendwelchen externen Umständen geschuldet. The Last Place You Look ist schlicht und ergreifend eines von Boyds schwächeren Werken.

Das liegt mehrheitlich daran, dass Boyd zu dahinplätschernder Wohlfühlerzählerei neigt, deren Konflikte sich ohne großes Zutun der Protagonisten in Wohlgefallen auflösen, wenn er keine starke Idee oder starke Charaktere hat, mit denen er arbeiten kann. Beides fehlt hier leider, und die Ironie, dass am Ende der Klassen-Gigolo mit dem Klassen-Mauerblümchen zusammenkommt, holt es dann ebensowenig raus wie der Umstand, dass dieser geradlinig-vorhersehbare Ausgang der Geschichte durch das Eintreffen einer weiteren potentiellen Kandidatin wenigstens zeitweise nicht ganz so geradlinig-vorhersehbar erscheint.

Nunja, wenigstens sind es nur noch 6 Kapitel bis Bird On The Field vollständig auf Boyds Website zur Verfügung steht, und da mir Bird in the Hand ja ganz gut gefallen hat, freue ich mich auf die Fortsetzung.

[Gudy]

Über Mittag bin ich mit Collin Barretts Eden-Trilogie fertig geworden. Als Erstkontakt-Geschichte ist das ja eigentlich ganz meine Wellenlänge, einige der Charaktere sind richtig interessant, und Barrett bekommt die wissenschaftlichen Hintergründe zumindest mehrheitlich grob richtig hin. Leider aber halt nur mehrheitlich, und nicht alle der wissenschaftlichen Fehler sind den Bedürfnissen der Handlung geschuldet, welche darüber hinaus die eine oder andere Ungereimtheit aufweist. Das alles wäre ja vielleicht verzeihlich, ebenso wie die breitflächige Vorhersehbarkeit des Handlungsablaufs.

Leider aber ist Barretts Schreibstill dazu noch viel zu formell, steif und hochgestochen, als dass wahres Lesevergnügen aufkommen könnte. Statt sich gemütlich in seinen Lesesessel zu kuscheln, ertappt man sich ob der formellen Ausdrucksweise bei dem Gefühl, dass jeden Moment die Gouvernante mit erhobenem Zeigefinger ins Zimmer treten und den geneigten Leser zum Einnehmen einer aufrechteren Körperhaltung ermahnen könnte. Dass einer der Charaktere im letzten Band mit einem breiten Schottischen Akzent ausgestattet wurde, der sich als geschriebener Dialog in einem nur mit Mühen zu entziffernden Buchstabensalat niederschlägt, hilft da auch nicht wirklich.

Und trotzdem würde ich am Ende der Geschichte gern noch mehr darüber erfahren, wie es der Menschheit und den Edeniten so weiter ergeht.

[Gudy]

... Und wieder einer für den "habe ich nicht zu Ende gelesen" Stapel. Cainneach McEinris Trilogie Mistaken Identity/Dóchas/Comrie macht aber auch einfach zu viel falsch. Da findet so viel Menschenhandel statt, dass man sich schon wundert, wieso nicht ganze Landstriche inzwischen völlig entvölkert sind und sich die diversen Menschenhändler nicht ständig gegenseitig die Opfer streitig machen. Die Protagonisten ergeben sich mit einem an Apathie grenzenden Langmut in ihre Schicksale (von der Entführung durch besagte Menschenhändler über extreme körperliche Veränderungen bis hin zum Erwachen in der Erdbasis von Außerirdischen) ohne auch nur ansatzweise realistische emotionale Reaktionen zu zeigen. Stattdessen reden sie oft und ausschweifend über Nichtigkeiten, gern auch wiederholt über immer dieselben Dinge. Neue Figuren sind plötzlich einfach da und werden erstmalig erwähnt auf eine Art und Weise, als seien sie dem Leser schon längst bekannt. Und als ob das noch nicht reichen würde, springt die Handlung munter zeitlich vor (und manchmal auch ein Stück zurück), ohne dass der Autor mehr als ein paar nebenläufige Bemerkungen fallen ließe, welche Aufschluss über die zeitliche Verortung des derzeitigen Geschehens geben würden.

Nee, nee, nee, so wird das nix. :-(

[Marrella]

@ Gudy, kann es sein, dass du in letzter Zeit kein besonders glückliches Händchen bei der Auswahl deiner Lektüre hast?

Leider kann ich zu den Büchern gar nichts sagen, da ich noch nie vorher etwas von den Autoren gehört habe. Scheint aber kein besonderes Manko zu sein, würde ich sagen.

[Gudy]

Originally Posted by Marrella

@ Gudy, kann es sein, dass du in letzter Zeit kein besonders glückliches Händchen bei der Auswahl deiner Lektüre hast?

Das ist das Risiko, wenn man fast nur noch Indie-Autoren liest, weil einem der Mainstream einfach zu fade geworden ist. Da sitzt halt keiner davor und filtert diejenigen Bücher weg, von denen er oder sie meint, dass die ohnehin keiner möchte. Und dann schlägt Sturgeons Offenbahrung mit voller Wucht zu. :-P

Da mein TBR-Stapel von Baen-Büchern aber inzwischen wieder auf 25 angewachsen ist, ist mein derzeitiger Plan, den aktuellen Schwung von 5 Indie-Autoren noch durchzuackern, und dann mal wieder etwas gepflegte S/F von Baen dazwischen zu schieben. Ich hoffe mal, dass das die Trefferrate wieder dezent anhebt.

[Lady_3Jane]

Dank Onleihe komme ich jetztz auch immer öfter dazu, mal was ganz anderes zu lessen, weil ich mich nicht ärgern muss, wenn es doof ist, den es hat mich nix gekostet

The Miniaturist - Drama/Mystery(?) bürgerlichen im Amsterdam des 17. Jhd. Sehr schön geschrieben, von gruselig bis sehr dramatisch ist wirklich alles dabei. Dazu noch günstig zu haben

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra - ein Buch rund um Bücher, Geheimnisse und Muster.

Erwartung - der Marco-Effekt - ein weiterer Karl Mörk Krimi. Die finde ich einfach total gut!

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln - mein Physik-Prof hätte gesagt: 'Wissenschat auf Hausfrauen-Niveau', aber ich fand es sehr unterhaltsam vermitteltes Wissen aus kruioseren Ecken der Wissenschaft. Ausgesprochen kurzweilig zu lessen (und auch so schnell wieder vergessen...)

Ein Haus in der Wildnis - ich verstehe mich nicht! Warum lasse ich nicht endlich die Finger von Annie Proulx??? Hier beschreibt sie, wie sie ihr (am Ende unbewohnbar eingestuftes) Haus bauen lässt. Ist vielleicht interessant für Leute, die selbst bauen wollen Am coolsten ist, dass der Immobilienmakler letztes Jahr versuchte, das Haus zu verkaufen, mit Hinweis auf dieses Buch! Wenn man das gelesen hat, wird man das Haus auf gar keinen Fall kaufen. Ansonsten gewohnt ereignisloser Inhalt.

[Marc_liest]

Originally Posted by Lady_3Jane

Erwartung - der Marco-Effekt - ein weiterer Karl Mörk Krimi. Die finde ich einfach total gut!

Das trifft es, einfach und gut.

[Marrella]

Originally Posted by Lady_3Jane

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra - ein Buch rund um Bücher, Geheimnisse und Muster.

Das hat mir auch sehr gut gefallen. Leider wird das hierzulande ja als "Mainstream" vermarktet, also am eigentlichen Publikum vorbei, und entsprechend sind deshalb auch die Kommentare. Das ist eindeutig Fantasy, und ich fand diese Mischung aus moderner Technik, Geheimnissen und Mustern wirklich gut. Absolute Empfehlung!

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Dieser Titel ist so kurios, dass mich das richtig neugierig macht. Und in Physik war ich nie besonders gut, vermutlich trifft das mein Niveau.

[troll05]

Von Marella angeregt hab ich mir gerade die vier Ringwelt Romane von L. Niven vorgenommen. Bis Mitte Band eins gefällt es mir schonmal sehr gut

[beachwanderer]

A Blink of the Screen by Terry Pratchett

Gestern als Tagesabschluss das wunderschöne, von Chaucer inspirierte Gedicht "The Glastonbury Tales" aus 1977. Das ist ja wie Ostern. Bitte im Original lesen.

[doubleshuffle]

Meine Güte, das habe ich sogar mal gekauft - und noch nicht reingeschaut, unverzeihlich. Thx for the reminder!