History Schulz, Friedrich: Geschichte d. Gr. Revolution i. Frankr. V1 [German] 16.7.2023

[brucewelch]

"Geschichte der Großen Revolution in Frankreich" (1790, insg. 241 Seiten) von Friedrich Schulz ist vielleicht nicht das, was der Titel dem heutigen Leser zu versprechen scheint; es handelt sich nämlich um einen Augenzeugenbericht, und dieser reicht bis zu Erstürmung der Bastille samt deren unmittelbaren Folgen. Die "Vorerinnerung", d.h. das Vorwort, datiert vom 5.9.1789.

Franz Brümmer schrieb (in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 32 (1891), S. 742–744) über dieses Buch:

"Die Revolution von 1789 zog S. nach Paris, wo er Augenzeuge und genauer Beobachter der außerordentlichen Begebenheiten jener Zeit war. Bei der großen Empfänglichkeit seines Gemüths für alle Ideen und Ereignisse, die sich hier vor seinen Augen entfalteten, blieb doch sein beobachtender Blick ungetrübt, so daß man seine ›Geschichte der großen Revolution in Frankreich‹ (1789) für ein objectives und unparteiisches Gemälde jener Zeit halten kann."

Spoiler:

Da es zu Friedrich Schulz keinen Wikipedia-Eintrag gibt, sondern nur den ADB-Artikel von Franz Brümmer aus dem Jahre 1891, sei im Folgenden für den Interessierten der Artikel von Andrea Ehlert aus "Killys Literaturlexikon" vollständig zitiert:

Schulz, (Joachim Christoph) Friedrich, * 1. 1. 1762 Magdeburg, † 9. 10. (n. St.) 1798 Mitau. - Romancier u. Reiseschriftsteller.

S. war der Sohn eines 1780 in Indien verschollenen Branntweinbrenners. Nach unglückl. Kindheit u. Jugend ging er 1779 mittellos nach Halle, wo er ein Theologiestudium schon nach drei Semestern aus Geldnot abbrach. Er schloß sich einer Schauspielertruppe in Dresden an, die er bald verließ, um Schriftsteller zu werden. 1781 veröffentlichte er den empfindsamen Roman Karl Treumann und Wilhelmine Rosenfeld (Lpz.). In seinem zweiten Roman übte er sich im genialischen Stil des Sturm und Drang (Ferdinand von Löwenhain. Lpz. 1781). S.' zu seiner Zeit umstrittener »Almanach der Bellettristen und Bellettristinnen für's Jahr 1782« [Bln. 1781] enthält neben einer Selbstcharakteristik (S. 189 f.) bissige u. polem. Beschreibungen der bekanntesten Literaten der Zeit.
Seine erfolgreichen Veröffentlichungen ermöglichten S. Reisen nach Berlin, Wien u. vor allem nach Weimar, wo er bes. mit Bode Freundschaft schloß. 1789 reiste er nach Paris u. schilderte die Revolutionswirren in seiner vielgelesenen Geschichte der großen Revolution in Frankreich (Bln. 1789). Ebenso eindrucksvoll ist sein Buch Über Paris und die Pariser (Bln. 1791). Auf der Rückreise (1790) erhielt S. in Weimar den Hofratstitel u. wurde 1791 Professor für Geschichte am akadem. Gymnasium in Mitau/Kurland. Wegen seiner Kompetenz u. Beliebtheit berief man ihn zum Bürgerdeputierten von Mitau an den Reichstag von Warschau, wo er sich gegen die privilegierte Stellung des kurländ. Adels stark machte, was ihm Feinde u. Denunziationen einbrachte. Er erwies sich als literarisch u. analytisch glänzender Chronist der Zeit vor der dritten poln. Teilung (Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau. Bln. 1795/96; anonym. Gekürzter Neudr. u. d. T. Reise nach Warschau. Hg. Klaus Zernack. Ffm. 1982).
Schon immer kränkelnd, wurde S. zu längeren Kuren gezwungen, bis er schließlich geistesgestört in Mitau starb. Zu Lebzeiten als Schriftsteller umstritten, ist er jedoch heute zu Unrecht vergessen.

WEITERE WERKE: Leben u. Tod des Dichters Firlifimini. Dessau 1784. - Hdb. der allg. Weltgesch. für Ungelehrte. Bln. 1784. - Literar. Reise durch Dtschld. Wien 1785/86. - Moritz. Ein kleiner Roman. Dessau, Lpz. 1785. - Kleine Romane. 5 Bde., Lpz. 1788-90. - Kleine prosaische Schr.en. 7 Bde., Weimar 1788-1807. - Leopoldine. Ein Seitenstück zum Moritz. Lpz. 1790.
LITERATUR: Goedeke 4,1.2, S. 929-936. - Franz Brümmer: S. In: ADB. - Klaus Zernack, a. a. O., S. 347-357 (Nachw.).

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