09-28-2015, 07:20 AM | #1171 |
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Nachdem ich vor gut einem Jahr von dem krassen Cliffhanger in Agent of Change ziemlich enttäuscht war, hat mich Fledgling, ein weiteres Buch aus Sharon Lee und Steve Millers Liaden-Universum wieder ein klein wenig mit den beiden Autoren versöhnt.
Die ersten Kapitel waren zugegebenermaßen hart, was ich aber nicht unbedingt den beiden Autoren anlasten möchte - die Welt, in der die Protagonistin Theo Waitley aufwächst, ist aber schlicht ein zu gelungenes Beispiel für das beklemmende Endergebnis einer "denkt doch mal an die Kinder" "Sicherheit über alles"-Gesellschaft, als dass das Lesevergnügen nicht durch größere Mengen Unbehagens getrübt würde. Nachdem die Handlung aber erst einmal in Schwung gekommen ist, dürfen wir der Protagonistin beim Erblühen zusehen, was die Sache deutlich angenehmer gestaltet, auch wenn nach der relativen Freiheit eines Raumkreuzers die Welt, die als Schauplatz für den zweiten Teil des Buches herhält, lediglich anders aber keineswegs weniger deprimierend-totalitär daherkommt als Theos Heimat. Was mich besonders freut, ist natürlich, dass Lee und Miller hier - im Gegensatz zu Agent of Change - mal in der Lage sind, ein paar Handlungsstränge zu Ende zu führen, auch wenn die Hintergründe der Verschwörung im Dunklen bleiben. Unabhängig davon bleibt genug Raum für eine Fortsetzung (oder zwei, oder drei?). Zu einem Liaden-Fan macht mich Fledgling aber trotzdem nicht. So sehr ich die Protagonisten und den im Vergleich zu Agent of Change etwas dezenter gehaltenen Humor der Autoren mochte, bleiben die Antagonisten auch hier wieder blass und zweidimensional. Das Liaden-Universum insgesamt empfinde ich mehr als zuvor als eher unangenehm, auch wenn mein dystopischer Eindruck vielleicht so nicht von den Autoren beabsichtigt ist. |
10-02-2015, 04:17 AM | #1172 |
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Der böse Ort von Ben Aaronovitch,
entgegen meiner sonstigen Gewohnheit auf deutsch, aus unserer Onleihe. Abteilung: Magische Leichtlesekrimis für zwischendurch. Freundlich unterhaltsam. |
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10-02-2015, 10:37 AM | #1173 |
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In Fury Born von David Weber ist ein merkwürdiges Buch, von dem ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll, selbst nun, da ich es zu Ende gelesen habe.
Vorneweg, es ist oberflächlich erst einmal eine typisch Webersche Space-Opera, und das so sehr, dass man zwischendurch den Eindruck gewinnen könnte, dass Weber so stark mental in seinem Honor Harrington-Universum festhängt, dass er nichts anderes mehr schreiben kann. Vokabular, Technologie, Persönlichkeiten, politische Struktur der Machtblöcke; all das erinnert mich so frappierend an das Honorverse, dass ich beinahe überzeugt davon bin, dass die Geschichte ursprünglich mal ein Honor Harrington-Roman werden sollte und dann umgearbeitet wurde, weil sie nicht (mehr?) in das Konzept des Honorverse passte. Und ja, es gibt wieder Info-Dumps - wir reden schließlich von David Weber - aber sie halten sich in Grenzen. Andererseits sind es gerade die Abweichungen vom Honorverse, welche die Merkwürdigkeiten ausmachen. Positiv schlägt allemal zu Buche, dass Weber hier tief, ganz tief in die dunklen Ecken der menschlichen Psyche absteigt. Ich war lange davon überzeugt, dass es der Protagonistin Alicia deVries so ergehen würde, wie dies ursprünglich auch für Harrington geplant war, und sie das Ende des Buches nicht überleben würde. So viel sei verraten: sie tut es. Aber das Ende ist schon fast ein wenig Deus-Ex-Machina in seiner abrupten Wendung. Ich kann in diesem Fall damit einigermaßen gut leben, auch wenn mich so etwas sonst ungemein stört. Aber die Präsenz - und zentrale Rolle - einer der antiken Erinnyen, der Furie Tisiphone, fand ich extrem schwer zu schlucken. Was macht so eine Figur in einem S/F-Roman, losgelöst von allem Kontext ihrer Heimatmythologie?! Abgesehen davon, dass das konzeptionell so gar nicht zusammenpassen mag, begeht Weber hier tatsächlich die Kardinalsünde eines Deus-Ex-Machina, indem die Rachegöttin unvermittelt (wenn auch zumindest nicht gänzlich ohne Vorwarnung für den Leser) eingreift, indem sie die Protagonistin drei Tage lang mal schnell aus der Realität entfernt, damit ein Rettungstrupp rechtzeitig eintreffen kann, um die Heldin vor dem Tod durch Verbluten und Erfrieren zu retten. Ernsthaft. Und was mich am meisten stört, ist, dass das so nicht notwendig gewesen wäre und eleganter hätte gelöst werden können. Trotz allem hat mir die Lektüre Spaß gemacht, und so bleibt das Fazit, dass ich hier zwar keine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen kann, aber wer die Honor Harrington-Bücher mag und sich an der Präsenz einer griechischen Rachegöttin in einem Honorverse-artigen S/F-Universum nicht stört, der sollte an In Fury Born von David Weber durchaus Gefallen finden können. |
10-02-2015, 12:27 PM | #1174 |
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Ich habe den zweiten Band gelesen, auch aus der Onleihe. Hat mir gut gefallen. Den ersten habe ich auf Englisch auf dem Kindle (gab's irgendwann für 99 Cent), aber noch nicht gelesen. Ich überlege, ob ich mir das Hörbuch dazu holen soll, das wird bei den Hörbuch-Hörern in der englischen Abteilung immer wieder gelobt.
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10-02-2015, 01:56 PM | #1175 | |
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10-02-2015, 02:12 PM | #1176 | |
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Das Hörbuch von Band 1 gibt es günstig als Whispersync Deal, ich denke, da werde ich irgendwann tatsächlich zuschlagen. |
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10-02-2015, 02:30 PM | #1177 |
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Das muss auch nicht heißen, dass die weiteren Bände schlecht sind. Wir haben beide schon viel gelesen, du noch viel mehr als ich, wenn ich dann merke, es interessiert mich nicht mehr so richtig, wie die Geschichte ausgeht, lege ich gerade Bücher aus der Onleihe auch mal schneller beiseite. Mit Harry Dresden ging es mir da ähnlich. Ich habe auch gern die Mercy-Thompson-Reihe von Patricia Briggs gelesen, aber da hatte ich auch irgendwann das Gefühl, die Autorin hätte sich besser mal neuen Figuren zugewandt.
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10-03-2015, 05:16 AM | #1178 | |
Cambrian crab
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10-08-2015, 03:23 AM | #1179 |
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Zu David Webers In Fury Born sei hier noch kurz nachträglich angemerkt, dass es sich dabei um eine überarbeitete und um die Vorgeschichte ergänzte Version von Path of the Fury handelt. Letztere erschient kurz nach dem ersten Honor-Harrington-Roman On Basilisk Station.
Bolo!, ebenfalls von David Weber, ist eine Sammlung von Novellen und Kurzgeschichten in Keith Laumers Bolo-Universum. Und ich fand es ziemlich deprimierend. Der Kern der überwiegenden Anzahl der Geschichten dreht sich darum, dass Bolos (automatisierte und KI-gesteuerte Riesenpanzer) und Soldaten in Pflichterfüllung sterben. Dass das mehrheitlich in einem völlig sinnlosen Krieg passiert, in dem sich Menschen- und Alien-Imperium gegenseitig bis zur völligen Vernichtung aufreiben, macht die Sache nicht besser. Einzig die letzte Geschichte bietet da, deprimierend wie sie sonst auch sein mag, einen Lichtblick am Ende. Gestern Abend habe ich dann noch mit Old Soldiers angefangen, was eine Fortsetzung einer der in Bolo! enthaltenen Geschichten ist. Vor dem oben geschilderten geschichtlichen Hintergrund wird das zwar wahrscheinlich auch nicht weniger deprimierend werden, aber mal schauen. Sowohl die Hintergrundhandlung der Geschichte als auch die Ausgangssituation, in der sich die einzigen zwei Überlebenden (ein Bolo, ein Mensch) eines früheren Einsatzes zusammenraufen müssen, lassen mich ja ein wenig hoffen. |
10-09-2015, 07:53 AM | #1180 | |
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Nichtsdestotrotz hat es mir nicht besonders gefallen - zu viel Kampf, Strategie und ganz allgemein Militär, und zu wenig Geschichte und S/F. Und ein Ende, das mich jetzt nicht wirklich überzeugt hat. Und nun stelle ich fest, dass ich nicht so recht weiß, was ich als nächstes lesen möchte. Eigentlich hatte ich ja vor, mit Webers Dahak-Trilogie weiterzumachen, aber so richtig viel Lust auf mehr Weber habe ich jetzt gerade nicht. Für Wes Boyd bin ich auch nicht in der richtigen Stimmung. Bleiben in der engeren Auswahl entweder S/F von Travis Taylor, S/F/Fantasy/Comedy von Eric Flint und Dave Freer, oder Alternative History/Fantasy von Flint, Freer und Mercedes Lackey. Mal schauen... |
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10-14-2015, 09:21 AM | #1181 |
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Mit Slow Train To Arcturus von Eric Flint und Dave Freer bin ich nicht so ganz warm geworden, auch wenn der Mittelteil durchaus unterhaltsam war. Dafür kam der Anfang nicht so recht in die Gänge und sprach mich nicht wirklich an. Und das Ende war dann doch zu klischeehaft US-Amerikanisch (Spoiler: Nazis tot, Kommunisten am Ende, Ureinwohner übervölkert, Feministen technologisch am Ende, religiöse Fundamentalisten kurz vor einer Gesellschaftsreform, die natürlich nicht gezeigt wird, und nur die technik-affinen Risikofreunde noch in guter Verfassung, welche dann den "Misfits" aus den anderen Bevölkerungsgruppen beim Besiedeln eines neuen Sonnensystems helfen). Das geht aber besser, meine Herren!
Hoffentlich, jedenfalls. Als nächstes ist Pyramid Scheme von denselben Autoren dran. |
10-27-2015, 04:47 AM | #1182 | ||
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Zugegeben, die Kurzgeschichten aus Overclocked fand ich nicht ganz so furchtbar wie die aus A Place So Foreign And Eight More, aber zu einem Doctorow-Fan machen sie mich nicht. Einzig die Geschichte Anda's Game über Gold-Farmer in MMORPG-Spielen, die ich allerdings bereits vor einigen Jahren gelesen hatte, fand ich wirklich gut, der Rest dümpelte irgendwo zwischen "schwach" und "geht gar nicht" herum. Die Ausbeute bei seinen längeren Werken sieht ähnlich aus. Down and Out in the Magic Kingdom fand ich schwach und irgendwie einfach nur merkwürdig, das wird auch nicht dadurch substantiell besser, dass es zwischenzeitlich einige spannende Passagen gab. Eastern Standard Tribe habe ich nach gut einem Fünftel abgebrochen, weil ich mir den Schwachsinn nicht länger anzutun vermochte. Dafür bin ich von Little Brother begeistert. So muss politische S/F sein! Aufrüttelnd, Angst machend ohne dabei die Hoffnung aus den Augen zu verlieren, spannend, mitreißend und so notwendig, dass man sich hinterher eine Welt ohne dieses Buch einfach nicht mehr vorstellen kann oder mag. Unbedingte Leseempfehlung für alle politisch und technisch auch nur ansatzweise interessierten Menschen! Wenn mehr seiner Werke wie Anda's Game oder Little Brother wären, wäre ich begeisterter Doctorow-Fan. So bleibt nur ein sehr durchwachsener Eindruck zurück. Ich werde wohl auch in Zukunft weitere Bücher von ihm ausprobieren (was dank seiner großzügigen Bereitstellung als DRM-freie, kostenlose e-Books problemlos möglich ist) in der Hoffnung, mehr solcher Schätze zu finden, aber unbesehen kaufen werde ich sicher nichts von ihm. Last edited by Gudy; 10-27-2015 at 04:50 AM. |
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10-27-2015, 01:10 PM | #1183 |
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Down and Out in the Magic Kingdom habe ich dieses Jahr als Hörbuch gehört und war ebenfalls nicht beeindruckt, eher im Gegenteil.
Little Brother finde ich aber auch empfehlenswert. Ich habe noch die Fortsetzung auf Halde, habe mich aber bisher noch nicht dazu aufraffen können. |
10-28-2015, 03:46 AM | #1184 |
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Na da bin ich ja beruhigt, dass es mir mit Down and Out in the Magic Kingdom nicht alleine so ging. Bei dem Rummel, der teilweise um Doctorow gemacht wird/wurde, kommt man ja da schon mal ans Zweifeln...
Ich habe mir dann gestern noch eine ganze Reihe Bücher von ihm heruntergeladen, darunter auch Homeland und Pirate Cinema, das ja ähnlich angelegt zu sein scheint wie Little Brother. Mal sehen, ob ich noch ein wenig mit Doctorow weitermache oder erst einmal etwas anderes dazwischen schiebe... |
10-28-2015, 03:56 AM | #1185 | |
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Doctorows Blog auf BoingBoing ist sehr empfehlenswert, wenn man zum Thema Netzpolitik auf dem Laufenden bleiben will. |
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