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brucewelch
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Jensen, Wilhelm: Gradiva. V1. [German] 27.6.2011

Wilhelm Jensen (1837-1911), nicht zu verwechseln mit dem dänischen Schriftsteller Johannes Vilhelm Jensen (1873-1950), war das uneheliche Kind des Kieler Bürgermeisters Sven Hanns Jensen und einer Dienstmagd. Zu beiden Eltern scheint Wilhelm Jensen zeit ihres Lebens keinen engen Kontakt gehabt zu haben.
Er erwarb nach Medizin- und Philosophie-Studium 1861 den Doktortitel. Da er mit dem Dichter Emanuel Geibel in Lübeck dieselbe Schulbank gedrückt hatte, kam er 1863 nach München; mit seiner Frau zog er 1865 nach Stuttgart. Dort wurde Jensen Redakteur der Schwäbischen Volkszeitung. In Stuttgart begegnete Jensen Wilhelm Raabe. Obwohl sich ihre Wege schon bald wieder trennten, blieben sie auch über große räumliche Distanz in lebenslanger Freundschaft verbunden. (s. dazu: Wilhelm Raabe: Briefwechsel Raabe - Jensen. Freiburg i. Br. u.a.: Klemm 1970) 1869 übernahm Jensen die Leitung der Flensburger Norddeutschen Zeitung. Drei Jahre später übersiedelte er nach Kiel, von dort im Jahr 1876 nach Freiburg im Breisgau. Die Familie Jensen wohnte ab 1888 in München und hatte seit 1895 einen Sommersitz am Chiemsee. Zu dieser Zeit war Jensen längst Berufsschriftsteller.
Wilhelm Jensen, wie der 20 Jahre ältere Theodor Storm gebürtiger Holsteiner, hat anders als der Dichter des "Schimmelreiter" die norddeutschen Gefilde in seinen Werken durchaus verlassen und ein sehr viel umfangreicheres Werk geschaffen, das außer mehr als 40 historischen Romanen auch Novellen, Dramen und Lyrik umfasst und über 150 Bände zählt. Dass Jensen so etwas wie ein "Schüler" des Husumers gewesen sei, wie bisweilen zu lesen ist, darf man bezweifeln; er ist nicht nur andere Wege gegangen, sondern hat Storm sogar später, respektvoll gewiss, durch kritischen Zuspruch bei der Entstehung von dessen Novellen begleitet.

Ein zweifelhafter Nachruhm wurde Wilhelm Jensen von Sigmund Freud beschert, der anhand der Novelle "Gradiva" eine erste größere psychoanalytische Literaturinterpretation (Der Wahn und die Träume in W. Jensens „Gradiva“, 1907) versuchte. In seinem Deutungsversuch glaubt Freud, aus der Novelle die fußfetischistische und zudem inzestuöse Erotomanie des Dichters in Bezug auf eine mit einem Spitzfuß körperlich behinderte Schwester herauslesen zu können. Dummerweise hatte Jensen als uneheliches Kind, das adoptiert wurde, weder eine körperlich behinderte noch überhaupt eine Schwester, was den psychoanalytischen Deutungsdrang allerdings nicht wesentlich gezügelt hat. Ein Gefolgsmann Freuds, Martin Bergmann, verwechselt in den 80er Jahren Jensen gar mit dem dänischen Dichter und vertritt die nachgerade epochale These, Wilhelm Jensen sei latent schwul gewesen und habe nur durch seinen Fetischismus die "Perversion" kontrollieren können.
Wie schon bei Freud selbst zeigt sich bei all seinen Trittbrettfahrern hinsichtlich Jensens "Gradiva" eine vollständige Unbekümmertheit hinsichtlich des Textes selbst. Die Psychoanalyse erscheint nicht nur hier als ein Gebilde aus mehr Dichtung denn Wahrheit, mehr Wunschdenken denn Wissenschaft.
Freud selbst hat den 70jährigen Jensen, der gerne ungestört seine Weihnachtsvorbereitungen durchgeführt hätte, mit verschiedenen brieflichen Anfragen so genervt, dass der Dichter nur kurz angebunden antwortete, zumal ihm Freuds Anfragen, ob er eine Schwester gehabt habe &c., ziemlich spanisch vorgekommen sein müssen. Dies aber hat Freud ihm so übel genommen, dass er später äußerte, Jensen habe "versagt" und sei überhaupt nur ein Dichterling dritten Ranges. (Der ganze Vorgang kann in allen Einzelheiten hier nachgelesen werden.)
Demnach wird es Zeit, Jensens gelungenste Novelle neu zu lesen und sie vielleicht einfach als literarischen Text zu genießen.

Last edited by brucewelch; 04-10-2017 at 06:20 AM.
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