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07-05-2009, 05:30 AM | #1 | |
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Warum der Diebstahl geistigen Eigentums nicht verfolgt werden sollte
Habe hier einen recht interessanten Artikel entdeckt.
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Quelle: boersenblatt.net
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07-05-2009, 07:15 AM | #2 |
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So sehr ich den offenen Diskurs und Positionen von Print-Verlegern schätzen, die sich nicht hinter DRM verbarrikadieren wollen, ist mir die Einstellung von Herrn Wrede insgesamt etwas zu naiv und weltfremd. Und sie hat nicht zwingend etwas mit digitaler Literatur zu tun.
Die Verbreitung von Texten war auch schon vor eBooks möglich und gerade im Sachbuchbereich weit verbreitet. Ich habe Arabisch studiert. Das Standard-Wörterbuch kostet heute 136.- Euro (Anfang der 90er waren es 250.- DM). Selbst unsere Professoren haben uns geraten, es nicht in Deutschland zu kaufen, sondern so bald wie möglich einen Kurs im Ausland zu machen und die libanesische Ausgaben zu kaufen, die nur ein Fünftel kostete. Diese Ausgaben war natürlich eine illegale Kopie, und ich habe sie bis heute im Regal stehen. Anfang der 90er hat sich niemand Gedanken über Raubkopien gemacht (das Wort gab es ja glaube ich noch nicht einmal). Und natürlich ließen sich in den arabischen Buchhandlungen x andere raubkopierte (Fach-)Bücher finden, alle zu einem Bruchteil des Preises in Deutschland. Die illegale Verbreitung hat Verlagen damals so geschadet wie heute. Durch die digitale Verbreitung gewinnen sie heute so wenig wie durch Raubdrucke früher. Der mögliche Mehrwert, den Herr Wrede anspricht, bietet sich vielleicht noch beim Fachbuch. Bei der Belletristik ist es schwer vorzustellen. Natürlich ließe sich jedem Roman eine Multimedia-CD beilegen, die dem Buchkäufer einen Mehrwert mit Videos, Kartenmaterial, etc. etc bietet. Und die sich über Torrents binnen zwei Stunden aus dem Internet kostenlos saugen lässt ... Verleger müssen wenigstens im Ansatz die Verbreitung ihres Sortiments kontrollieren können. Sonst ist ihnen die Geschäftsgrundlage entzogen. Natürlich stellt sich damit konsequenterweise die Frage, ob man auf Dauer noch Verlage wirklich benötigt. Ein Autor kann sich einen Lektor engagieren, der ihm den Text durchsieht, einen Grafik-Designer, der eine ordentlich layoutete Textvorlage erstellt - und dann entscheidet der Autor, wo und wie und wofür er den Text vertreibt. Digital im Internet, über PoD in gedruckter Form, komplett, in Kapiteln, etc. Ich denke, es ist weniger die Verbreitung, die viele Verleger fürchten, als die Kontrolle, die ihnen langsam entgleitet. Vor diesem Hintergrund ist der Artikel ein interessanter Denkansatz. Aber nicht speziell wegen eBooks. |
07-06-2009, 06:14 AM | #3 | |
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der Begriff Raubkopie ist sowieso ungeeignet. siehe auch hier: http://www.net-lexikon.de/Raubkopie.html Raubkopie Das Wort Raubkopie ist eine sich selbst widersprechende Bezeichnung (Oxymoron) für "illegale Kopie". Raub ist gewaltsames Wegnehmen, bei einer Kopie dagegen bleibt das Original bei seinem Besitzer. Im Fall der illegalen Kopie unterbleibt die Bezahlung des Urhebers oder des Rechteinhabers, die beim Kauf einer legalen Kopie erfolgt wäre. Nach dem Urheberrecht wird als Raubkopie eine unrechtmäßig erstellte Kopie von Daten bezeichnet. Dabei kann es sich beispielsweise um Filme, Musikstücke, E-Books, Computerprogramme oder Datenbanken handeln. Durch die Wortwahl wird die Ansicht ausgedrückt, das Anfertigen und Verbreiten von unautorisierten Kopien sei moralisch verwerflich. Die Gegenmeinung hält urheberrechtsverletzendes Kopieren für eine Bereicherung der Gesellschaft und das noch geltende Urheberrecht für nicht mehr zeitgemäß. |
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07-08-2009, 05:19 AM | #4 |
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Schlage vor, wir fuehren wieder kostenlose Sklavenarbeit ein! Diesmal nur fuer Autoren, Komponisten, Saenger, Programmierer, etc. Waere ja eine tolle Zukunft, wenn dies alles kostenlos waere, da wuerden sich aber alle diese Leute furchtbar anstrengen immer wieder was Neues zu bringen.
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07-08-2009, 09:17 AM | #5 | |
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- Phantasie ein - Es wär aber doch schön, wenn jeder frei seiner "Berufung" folgen darf ohne sich Sorgen um die Lebenshaltung zu machen. Ich möchte da z.B. mal an die Online-Petition zum "Bedingungslosen Grundeinkommen" erinnern. https://epetitionen.bundestag.de/ind...;petition=1422 Kann man auch bei Wikipedia nachschlagen. Wer dann richtig gut ist, wird sich dazuverdienen können. - Phantasie aus - Der Begriff "Raubkopie" ist ungeeignet und kostenfreie Sklavenarbeit hat auch niemand gefordert. Lediglich die Mittel und Wege Kopien zu bekämpfen (z.B. mit DRM und Strafdrohungen) stelle ich in Frage. Last edited by gromit62; 07-08-2009 at 09:21 AM. |
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07-08-2009, 12:47 PM | #6 | |
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http://www.codehaus.org http://www.eclipse.org http://www.sourceforge.net http://www.freshmeat.net http://www.gnu.org/ http://calibre.kovidgoyal.net/ ... Bitte lass meine "Zunft" mal aus Deinen Strohmann-Argumenten raus. Last edited by netseeker; 07-08-2009 at 03:08 PM. |
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07-09-2009, 01:04 AM | #7 |
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Strohmann Argument, den Ausdruck hoehre ich auch zum ersten Mal. Sehe aber nicht, wie ich Dich durch diese Erwaehnung geschaedigt haette? Es sei denn, Du meinst eine solche Zukunft kommt tatsaechlich auf uns zu!
Was bei den Ebooks mit der DRM stinkt, ist doch vor allem, dass es so viele unterschiedliche Versionen gibt, und man ohne DRM Beseitigung seine alten Buecher auf einem neuen Geraet u.U. nicht mehr lesen koennte. Ich haette nichts gegen DRM wenn es nur eine Variante gaebe, die alle Geraete unterstuetzen wuerden. Oder alle Geraete alle Varianten. |
07-09-2009, 03:11 AM | #8 | |
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Was netseeker angeht, so hat er wohl gemeint, dass sehr wohl viele Programmierer ihre kreative Arbeit kostenlos zur Verfügung stellen und scheinbar keine grossen existenziellen Probleme damit haben. Auch Musiker leben heutzutage wohl mehr von ihren Konzerten als vom Verkauf (und einige gar nicht mal so schlecht) |
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07-09-2009, 03:55 AM | #9 |
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Es ist ja jedem freigestellt, seine Sachen kostenlos anzubieten. Nur sollte das dem "kreativen Arbeiter" ueberlassen werden, nicht den Benutzern. Meistens sind solche Freebies ja nur Appetithaeppchen, z.B. ein Autor laedt zum kostenlosen Herunterladen eines seiner Buecher ein, in der Hoffnung, dass die Leute dann hinterher andere Buecher von ihm kaufen. Und Autoren werden kaum nur von Vortragsreihen leben koennen, und fuer Werbespots sind sie auch selten die Richtigen.
Es gibt schon eine Moeglichkeit fuer kostenlose Buecher, und zwar Werbung in den Buechern. Aber wollen wir wirklich alle paar Seiten eine Reklame, wie in Magazinen? Das scheint ja auf die Kindlebenutzer sowieso schon zuzukommen. |
07-09-2009, 04:10 AM | #10 | |
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Unsere Freunde von lesen.net (hi Johannes) haben übriges Näheres zu diesem Werbeangebot erfahren: http://www.lesen.net/ebooks/bald-wer...on-amazon-653/ Last edited by mtravellerh; 07-09-2009 at 04:30 AM. |
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07-09-2009, 04:14 AM | #11 |
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Ein Freund von mir hat letztes Jahr seinen ersten Roman bei Ueberreuter veröffentlichen können und dafür auch entsprechend Lesungen abgehalten.
Ich war doch verblüfft, wie viel Honorar er für die Lesungen bekommt. Das dürfte für viele Autoren mehr als nur ein nettes Zubrot sein. Nur darf man dabei natürlich nicht vergessen, dass irgendjemand dieses Honorar (plus Anreise und Übernachtung) bezahlen muss. Und derjenige kann diese Ausgabe nur durch den Verkauf von Büchern wieder reinholen. Es gibt auch kreative Bereiche wie Grafiker, die ihre Arbeit nicht "live" anbieten können. Und was Programmierer betrifft - bisher habe ich dabei eigentlich drei Kategorien getroffen, die ihre Software kostenlos anbieten: * Die, die bereits durch Aufträge genug verdienen und gewisse Software "just for fun" erstellen * Die, die die Software kostenlos abgeben und dafür durch Update, Service o.Ä. dann ihr Geld verdienen wollen * Die, die durch ihre Programme versuchen "aufzufallen", um damit an lukrative Aufträge bzw. einen gut bezahlten Job zu kommen. Programmierer leben ja auch nicht nur von Bits und Bytes. Auch bei ihnen geht es darum, mit ihrer Arbeit in irgendeiner Form Geld zu verdienen. Überlässt man den Usern die Entscheidung, was mit der kreativen Leistung geschehen soll, könnte man auch Kunden im Supermarkt die Entscheidung überlassen, ob sie für ihre Einkäufe bezahlen wollen. Essen ist schließlich ein Grundbedürfnis, und Nahrung ist für alle da ... |
07-09-2009, 05:04 AM | #12 |
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Das "es muss alles kostenlos sein" ist doch erst durch Firmen wie Google aufgekommen. Die meisten Leute haben ja gar keine Ahnung, was man durch Benutzung der Google Produkte alles an wertvollen Daten liefert. Das ist doch letztlich eine finanziell wesentlich groessere Beteiligung am Projekt "glaeserner Mensch" als wenn man ein paar Euro fuer ein Buch oder ein Musikstueck loehnt.
Habt Ihr uebrigens von dem Restaurant in London gehoert, das jedem Besucher freistellt was er bezahlt? Die sagen sie nehmen im Durchschnitt 15% mehr ein als vorher mit Festpreisen. Ich meine nur, dass dies daher kommt, dass sich die Meisten genieren zu wenig zu geben. Bei der Anonymitaet im Netz funktioniert das aber wohl nicht so. Last edited by HansTWN; 07-09-2009 at 05:07 AM. |
07-09-2009, 05:28 AM | #13 | ||
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07-09-2009, 07:36 AM | #14 |
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Ich bin in diesen Thread gestern dann doch nicht eingestiegen, obwohl HansTWNs Post mit der "Sklavenarbeit" mich fast dazu gebracht hätte .
Aber nun kann ich es mir doch nicht verkneifen, also: Das Problem ist, war und wird nicht sein, ob der "Diebstahl geistigen Eigentums" (ich schaudere bei Benutzung dieser naturrechtlichen aber die öffentliche Diskussion beherrschenden Formulierung) nicht verfolgt werden soll. Das Problem ist, dass der Verstoß gegen jedwede Art von Norm nicht vollständig verhindert werden kann. (Oder wie Kommissar Knobel alias Otto Waalkes vor langer Zeit sagte: "Doch! Ich habs grad wieder gehört! Mord ist doch verboten!") Dazu haben jeder Art von Gesellschaftsform die Mittel gefehlt und auch wenn der Raum da wohl immer enger wird gehen wir mal davon aus das dies letztlich so bleibt. Wer mit selbstgeschaffenen und nach den geltenden Gesetzen urheberrechtlich geschützen Werken Geld verdienen möchte (und ich gehöre letztlich auch zu dieser Personengruppe) muss sich überlegen wie er trotz der heutigen Mittel zur Schaffung von "Kopien" die Leute dazu bringen kann die dahinter stehende Leistung anzuerkennen. Das fordert letztlich die Zustimmung der "Kunden" und eine Sympathie. Wie das gehen kann, dazu sind hier und an vielen anderen Stellen schon viele sinnreiche Vorschläge gemacht worden. Der Ruf nach dem starken Staat und schärferen Gesetzen sowie verbesserten Möglichkeiten zur zwangsweisen Durchsetzung von rechtlichen Ansprüchen wird nur den großen Spielteilnehmern etwas Luft verschaffen bis dann am Ende auch sie langsam umdenken müssen. Den einzelnen und kleinen Rechteinhabern bringt das alles wenig. Denn auch die Durchsetzung von Rechten kostet Geld. (Viel Spaß bei dem Versuch, den berechtigten Unterlassungsanspruch und ggf. Schadenersatzanspruch beim dauerhaft unpfändbaren Harz-VI-Empfänger durchzusetzen.) Dass insbesondere die Verleger um ihren Platz in der Verteilungskette bangen kann ich gut verstehen. Allerdings glaube ich auch nicht, dass das gedruckte Buch vom Aussterben bedroht ist. Just my 50 cent. Und jetzt gehe ich - deutlich verspätet - zum Mittagessen Last edited by beachwanderer; 07-09-2009 at 07:41 AM. |
07-10-2009, 07:26 AM | #15 |
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die Durchsetzung solcher Ansprueche ist eine ganz andere Sache, zweifellos. Was im Moment nur gefaehrlich ist, dass viele meinen ein Recht auf freien Zugang zu allem zu haben, nur weil es eben in digitalem Zustand verfuegbar ist. Frei klingt immer gut, aber wir wollen ja auch die Schaffenden unterstuetzen. Es wird immer Gesetzesbrecher geben, aber wenn sich bei der grossen Mehrheit die Meinung bildet, dass diese Leute auch gut leben muessen, so sehen wir ja einer schoenen Zukunft ohne DRM entgegen -- bei MP3 kommen wir da ja schon hin.
Verleger, klar. Das ist eine langsam aussterbende Spezies. Aber die werden halt durch Amazon und Co. oder Agenten ersetzt. Natuerlich ist es fuer einen Autor einfach die Sachen selbst ins Netz zu stellen, aber man muss sich ja auch unter den 100 Tausenden irgendwie von der Masse absetzen um erfolgreich zu sein. Marketing Kosten bleiben also. |
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