06-23-2016, 04:56 AM | #1411 |
Guru
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Wo wir gerade bei Grimms Märchen sind:
Ich bin ja im wirtschaftlichen Einzugsgebiet von Kassel aufgewachsen, Deshalb waren nicht nur die Märchen präsent, sondern man kam auch nicht an den Grimms vorbei. Z.B. in Beiträgen vom Hessischen Rundfunk in Kassel. In der Knallhütte, wo Dorothea Viehmanns Vater die Gaststätte und Brauerei betrieben hat, kann man heute noch lecker dort gebrautes Bier trinken. (Liegt direkt an der Autobahnabfahrt VW-Werk Baunatal.) Und in Kassel kann ich den Besuch von Grimms Welten empfehlen. Die Hälfte über die Märchen hat mich nicht so angesprochen. Sie ist nett gemacht und richtet sich eher an die, die nur an den Märchen interessiert sind. In der anderen Hälfte wird das Leben und die Arbeit der Brüder Grimm gezeigt. Da wird klar, das die beiden gar nicht die Märchenonkel waren, sondern Sprachwissenschaftlern waren. Wie sie auch ohne Internet eine rege und weitreichende Korrespondenz hatten. Es ist beeindruckend was die beiden geleistet haben. Dabei ist das Grimmsche Wörterbuch im Ursprung eine finanzielle Rettungsaktion gewesen, als sie in Göttingen geschasst worden waren. Und ein kleiner Bogen zu den heutigen Ebookreadern: Es ist ja immer wieder Thema, dass es um das Thema Anmerkungen ziemlich schlecht bestellt ist. In Grimms Welten habe ich gelernt, wie pfiffig man das damals gelöst hat. Außer der normalen Ausgabe gab es auch welche, wo der normale Satz auf ein viel größeres Papierformat gedruckt wurde. Das ergab Ränder von 5 cm und mehr. Schön viel Platz um mit der Hand Anmerkungen schreiben zu können. Oder um die nächste verbesserte Auflage zu erarbeiten. Zum Thema Lesen: Hier rufe ich laut und deutlich "Reclam". Da gibt es für kleines Geld (können um die 20 € sein) einen schön gemachten 3-bändigen Schuber mit der Ausgabe von 1857, einem Anhang nur in früheren Ausgaben enthaltener Märchen, den Originalanmerkungen der Brüder Grimm, und Herkunftsnachweise von Rölleke. Ebenfalls bei Reclam gibt es von Rölleke "Die Märchen der Brüder Grimm - Eine Einführung", als typisches schmales Reclambändchen. Das ist ein schöner erster Einstieg ins Thema zum Taschengeldpreis. Wer mehr will, da sind die Investitionsmöglichkeiten nach oben offen. An den Grimms haben sich ja schon diverse Forschergenerationen abgearbeitet. Es gibt also reichlich Sekundärliteratur, mit der man seine Buchregale füllen und den Geldbeutel leeren kann. Und wer den Hals gar nicht voll bekommen kann, der kann sich auch noch mit Eugen Drevermanns tiefenpsychologische Deutung der Märchen beschäftigen. (Ich habe es bei den erwähnten von Reclam belassen. Es ist interessant Hintergründe zu erfahren. Aber in die Märchenforschung wollte ich nicht einsteigen.) |
06-23-2016, 05:04 AM | #1412 |
Unicycle Daredevil
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Volle Zustimung zu der Reclam-Ausgabe. Die habe ich auch. Ein ausgezeichnetes Feature der Ausgabe ist die tabellarische Übersicht über die Versionen der Märchen in den verschiedenen Auflagen - da kann man prima sehen, ab wann die endgültige Version gedruckt wurde, in welchen Anhang die Vorversion verbannt wurde etc. pp. Hervorragendes Hilfsmittel, um aus den Wikisource-Texten (die haben da sämtliche Auflagen!) eine Variorum-Edition zu basteln. Wenn mir keiner zuvorkommt, mache ich das irgendwann mal. Aber wenn jemand anders sich dranwagt, bin ich nicht traurig. Nur nicht drängeln!
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06-23-2016, 02:29 PM | #1413 |
Guru
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Ui, das ist natürlich eine Idee für eine große Aufgabe.
Allerdings weiß ich nicht, ob das nicht das Medium Ebook doch etwas überfordert. Ich lese nämlich z.Z. eine kommentierten Ausgabe von "Der Hobbit". Da sind außen, neben dem eigentlichen Text die Kommentare in Form von "Fuß"noten angeordnet. Und zwar, das sie möglichst neben dem korrekten Text stehen. Und in den Kommentaren gibt es wiederum Verweise auf Fußnoten, die jeweils nach dem Kapitel angeordnet sind. Und damit es nicht zur öden Bleiwüste wird wurde mit 3 Farben gearbeitet. Hm, vielleicht muss man hier dann evtl. vom Ebook der "reinen Lehre" abweichen und es als PDF machen. Natürlich in einem größeren Seitenformat. Das ist dann nichts mehr für die Ebookreader, sondern für ein nicht zu kleines Tablet, wo man ohne Reflow auskommt. (OK, vielleicht geht auch epub3. Nur kenne ich das nicht, und es gibt auch kaum Reader dafür.) Den Hobbit an sich habe ich schon oft genug gelesen. Aber ich habe mir die kommentierte Ausgabe kürzlich gekauft, weil mich schon lange der Urhobbit interessiert, wie er war ehe es die Fortsetzung "Der Herr der Ringe" gab. (Antiquarisch die Erstausgabe zu kaufen dürfte schwierig und teuer werden. Das sind Sammlerstücke.) Und ja, in den Kommentaren sind die geänderten Passagen in der ursprünglichen Fassung zu lesen. - Hurra! |
06-23-2016, 03:26 PM | #1414 |
Unicycle Daredevil
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Nö, das ist bei den Grimms eigentlich kein Problem. Die Anmerkungen sind ja eh immer in enem separat verkauften dritten Band erschienen, und die dort enthaltenen Texte kommen dann einfach hinten dran mit der entsprechenden Verlinkung. Nur die Märchen, die irgendwann von einer früheren Ausgabe in den Anhang verbannt wurden, sind dann dort nicht nötig, sondern tauchen da auf, wo sie ursprünglich veröffentlicht wurden. Dann kann man sich einfach aussuchen, welche Auflage man gerade lesen möchte, und am Ende jedes Märchens gibt es Links zu den anderen Fassungen und zu den Anmerkungen. Einfach, übersichtlich - nur viel Arbeit.
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06-24-2016, 02:04 AM | #1415 |
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So ganz langsam werde ich weich. Aber nur ganz langsam.
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06-24-2016, 02:17 AM | #1416 |
Unicycle Daredevil
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Als kleine Korrektur zu meinem vorigen Post (ohne jeden Zusammenhang mit inzwischen erfolgten anderen!): Viel Arbeit ist das natürlich für einen handarbeitenden Amateur wie mich. Für routinierte Automatisierungsprofis ist das Ganze wahrscheinlich ein Klacks.
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06-24-2016, 02:30 AM | #1417 |
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Was mir noch einfällt – und das ist ganz dringlich, deshalb konnte ich eventuell inzwischen erfolgte Kommentare nicht durchlesen – ist, dass man die Querverlinkung zu den Textfassungen der anderen Auflagen in nullkommaziemlichschnell mit einer schicken großen Exceltabelle generieren kann. Da könnte ich meine Hilfe anbieten.
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06-24-2016, 03:01 AM | #1418 |
Unicycle Daredevil
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Das ist ja schön. Dann könnte das Ganze recht einfach werden. Aber egal, wie einfach es wird, ein paar andere Projekte müssen bei mir erst noch fertig werden...
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06-24-2016, 04:15 AM | #1419 |
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Nachtrag zu Variorum-Edition:
Für mich persönlich ist es weniger wichtig wann welche Märchen in die Ausgaben hineingenommen/rausgenommen wurden. Bin halt kein Literaturforscher, sondern lese lediglich die Märchen gerne. Und die herausgenommenen habe ich ja in der 3-bändigen Ausgabe von Reclam als Anhänge zur Ausgabe von 1857. Mich interessiert die Fassung der Märchen, wie sie die Grimms ursprünglich erzählt bekommen haben. Ich weiß, das Wilhelm Grimm sie genial umgeschrieben hat, so das sein Erzählstil bis heute aktuell ist. Märchen waren vor der Zeit der Grimms keine Kindermärchen, sondern für Erwachsene gedacht, und wurden z.B. in der Spinnstube erzählt. Nachlesen kann man solche ursprüngliche Märchen bei Perrault. (Aber auch er hat sie schon nach dem Zeitgeschmack bearbeitet.) Leider sind von ihm nur 8 Märchen erhalten. (Ich muss sehen ob ich von Reclam die handschriftliche Urfassung von 1810 bekommen kann. Ist halt die Frage, ob die noch lieferbar ist.) Die Grimms waren nicht die einzigen, die die Märchen zu Kindermärchen werden ließen. Das lag einfach in der Zeit: Biedermeier und Romantik. Und es gab viel mehr Sammler als die Grimms und Bechstein. Auch das lag damals in der Luft. Wenn ich es richtig weiß, dann fing die Sammelei mit "Des Knaben Wunderhorn" von Clemens Brentano und Achim von Arnim an. Die Grimms haben sogar zeitweise daran mitgearbeitet, und dann später eigenständig gesammelt und herausgegeben. |
06-24-2016, 04:31 AM | #1420 | |
Berti
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06-24-2016, 05:02 AM | #1421 |
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Oh, pardon, statt »Querverlinkung« hätte ich »Links für die Querverlinkung« schreiben müssen. Diese müssten dann noch manuell (jeweils 5 auf einmal pro Märchen) unter den Texten eingefügt werden, was aber immer noch sehr viel schneller geht, als die ganzen Links einzeln zusammenzuschreiben.
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07-17-2016, 06:59 AM | #1422 |
Grand Sorcerer
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Bessere Korrekturvorschläge in Sigil
Ich habe zufällig herausgefunden, dass man durch die Bearbeitung der Rechtschreibdateien, die Sigil verwendet, bessere Vorschläge für mit OCR erfasste Texte anzeigen kann.
Sigil verwendet für die Rechtschreibprüfung Hunspell-Wörterbücher, die u.a. auch in LibreOffice verwendet werden. Um bessere Vorschläge für Wörter zu bekommen, die typische OCR-Fehler enthalten (z.B. m anstatt von rn ) muss man nur einen Block in der AFF-Datei Datei mit einem Texteditor, z.B. Notepad+, bearbeiten. Das funktioniert wie folgt: Zuerst muss die Ordner finden, in denen Sigil nach Wörterbüchern sucht. Das geht am einfachsten, wenn +R drückt, die folgenden symbolischen Pfade einfügt und dann die Eingabetaste drückt. Code:
%ProgramFiles%\Sigil\hunspell_dictionaries Code:
%LOCALAPPDATA%\sigil-ebook\sigil\hunspell_dictionaries In der AFF-Datei muss man den folgenden Block suchen und bearbeiten: Spoiler:
(Die erste Zeile definiert die Anzahl der folgenden Einträge, die das Format REP {alt} {neu} haben müssen.) Ich habe diesen Abschnitt wie folgt geändert: Spoiler:
Mit diesen Änderungen bekommt man u.a. folgende Vorschläge: heiden => beiden statt Heiden hindem => hindern statt indem Ich habe der Einfachheit halber aktualisierte Versionen von de_DE.aff und de_DE_OLDSPELL.aff angehängt. Last edited by Doitsu; 07-26-2016 at 01:15 PM. |
07-22-2016, 03:10 AM | #1423 |
Wizard
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Das ist wirklich einmal eine hilfreiche Innovation, vielen Dank dafür! Wer hätte sich noch nicht mit den OCR-typischen Fehlern herumgeplagt, die von der Rechtschreibprüfung nicht ausreichend behandelt werden.
Ich selbst habe letztlich erstmals die Rechtschreibprüfung in dem Word-Addin von Toxaris benutzt; sie verwendet ebenfalls die AFF- und DICT-Dateien. Ergänzend zur Rechtschreibprüfung von Word selbst komme ich zu verlässlicheren Ergebnissen, und ich hoffe, mit der bearbeiteten AFF-Datei noch eleganter. Übrigens gibt es bei Word ein spezielles Problem, mit dem ich schon lange um Rat fragen will: Ich verwende für Anführungs- und Schlusszeichen die "Guillemets", also doppelte Pfeile, allerdings nicht wie in Frankreich üblich mit nach außen gerichteten Pfeilen am Anfang und am Ende der wörtlichen Rede, sondern umgekehrt. Am Ende der wörtlichen Rede erscheint dann etwa .« (oder jedes beliebige andere Satzzeichen), vorschriftsmäßig ohne Leerzeichen zwischen beiden. Die Word-Rechtschreibprüfung zeigt mir aber jedes Vorkommen dieser Art als Fehler an mit dem Hinweis, nach einem Satzzeichen müsse grundsätzlich ein Leerzeichen stehen. Sie behandelt die Guillemets also nicht als den Satz "mit" beendende Zeichen, sondern als "normale" Zeichen wie etwa einen Buchstaben. Auch bei ausgeschalteter Grammatikprüfung wird dies angezeigt, und zwar für jedes Vorkommen, weil es in diesem Fall keine Schaltfläche "Alle ignorieren" gibt, sondern nur das einfache "Ignorieren". Kann man Word beibringen, die Guillemets als Schlusszeichen zu behandeln? Es ist hier nicht gemeint etwas wie Autokorrektur bei der Eingabe, sondern das Problem bezieht sich nur auf die Rechtschreibprüfung. |
07-22-2016, 03:58 AM | #1424 | |
Grand Sorcerer
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07-22-2016, 06:00 AM | #1425 |
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Ja, das habe ich befürchtet. Der Witz ist, dass der angebliche Fehler auch bei abgeschalteter Grammatikprüfung angezeigt wird. Wenn ich bei der Rechtschreibprüfung die einzelnen Meldungen durchgehe, muss ich zwangsläufig auch jeden Anführungszeichen-Fehler "wegdrücken". Das ist schon nervig.
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