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Alxinger, Joh. B.: Bliomberis. V1 [German] 12.9.2022
Hier fliegt ein breiter Kopf und dort ein rauher Arm Deß Finger noch die Keul’ umklammern. Schon schmolz der räuberische Schwarm Auf sieben, drey sind todt, zwey schwer Verwund’te jammern. Ihr Hauptmann tritt dem Einen auf die Stirn, Worein das Schwert des Ritters eine Wunde Gefurchet, tritt, daß blutiges Gehirn Ihm an der Ferse hängt und ruft: still da, ihr Hunde! (Bliomberis, V,14) So erleben wir den Helden dieses Rittergedichtes in Aktion gegen eine um ihren Hauptmann gescharte Räuberbande, die "eine holde Dame" an einen Baum gebunden hat und derweil würfelt, wer sich zuerst an ihr vergehen darf. — An Drastik fehlt es diesem Versepos also mitnichten (so dass ich beinahe das Präfix "Action" für diesen Thread eingetragen hätte…). Aber es ist nur eine Seite; es gibt auch eine romantische und eine heroische; mithin ist für jedes Unterhaltungsbedürfnis gesorgt, jenseits dessen wir es freilich mit einem Autor von betont aufklärerischer, antireaktionärer und reformorientierter Position zu tun haben: der in Wien lebende Johann Baptist von Alxinger war seit 1779 aktiver Freimaurer, und so ersetzte er das ritterliche Tugendideal in seinen Epen durch die humanitäre Tugendlehre der Freimaurerei (hinzu gesellt sich zudem die Komponente des pythagoreischen Vegetarismus: siehe X,32). 1785 war er übrigens zur Loge ›Zur wahren Eintracht‹ in Wien übergetreten, in der auch Wolfgang Amadeus Mozart verkehrte: dem zeitgenössischen Leser des "Bliomberis"-Epos werden deutliche Parallelen zur "Zauberflöte", der Freimaurer-Oper par excellence – 1791 uraufgeführt, in demselben Jahr, in dem das ›Rittergedicht‹ erschien –, nicht verborgen geblieben sein. Der Autor hat für seine Versepen seinerzeit viel Lob erhalten, und tatsächlich gebührt dies nicht nur seiner humanitären Haltung oder dem nicht unbeträchtlichen Unterhaltungswert dieser ›Rittergedichte‹, sondern auch ihrer sprachlichen Leistung: Alxinger behandelt den Vers und die Strophe (die im Deutschen recht sperrige ›Stanze‹) mit großer Freiheit (siehe z.B. das Zitat oben), vermeidet lyrische Gestelztheit und nähert sich einem natürlichen Erzählton, ohne das poetische Moment zu opfern. Das eBook kam durch GoogleBooksKorrekturLesung zustande; es orientiert sich orthographisch (hier herrscht freilich, gelinde gesagt: eine erhebliche "Varianz") wie im Layout an der Erstausgabe von 1791 (spätere Auflagen weichen im Wortlaut von dieser ab) und verzeichnet in der Standardausgabe ("pages") die Seitenziffern grau / verkleinert; für die reinen Genießer steht eine Edition mit versteckter Paginierung bereit ("nopages"). This work is assumed to be in the Life+70 public domain OR the copyright holder has given specific permission for distribution. Copyright laws differ throughout the world, and it may still be under copyright in some countries. Before downloading, please check your country's copyright laws. If the book is under copyright in your country, do not download or redistribute this work.
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