Other Fiction Hauptmann, Carl: Einhart, der Lächler. V1. [German] 5.5.2012

[brucewelch]

Dichterbrüder? Ja, das gab's mehrfach, auch mit dem Namensbestandteil "Mann", neben den Gebrüdern Heinrich und Thomas Mann etwa eine halbe Generation zuvor bei Carl und Gerhart Hauptmann.
Carl Hauptmann (1858-1921) ist also der Bruder des ungleich erfolgreicheren Dramatikers Gerhart Hauptmann (1862-1946) und anders als dieser vor allem als Erzähler in die Literaturgeschichte eingegangen - obwohl er auch eine größere Anzahl von Theaterstücken verfasst hat.
Er begann mit naturwissenschaftlichen und philosophischen Studien und promovierte 1883 zum Doktor der Philosophie, hatte auch zunächst eine wissenschaftliche Laufbahn im Sinn, die er jedoch nach der Heirat mit Martha Thienemann, die ihn finanziell unabhängig machte (auffälligerweise heirateten seine Brüder Georg und Gerhart ebenfalls Thienemann-Töchter ...), zugunsten seiner literarischen Arbeit an den Nagel hängte.

Über "Einhart, der Lächler", 1907 erschienen, liest man in Kindlers Neuem Literaturlexikon:
Dieser Roman, der zu seiner Zeit die jungen Adepten der Literatur nicht weniger beeindruckte als H. Hesses Peter Camenzind (1904), ist »weit mehr als nur eine Romantisierung des Tagebuchs« (H.R. Razinger); er trägt wie kein zweites Werk Carl Hauptmanns autobiographische Züge. Der Dichter strebt mit dem Porträt der Künstlergestalt Einhart eine Verbindung von seelischen und vitalen Erlebnissen an, die ihm nur in der Abkehr vom sozialen Naturalismus und von bürgerlicher Ordnung vollziehbar scheint. Der rigorose Rückzug aus der Gesellschaft wird zunächst als ekstatischer Rausch, später als notwendiger und gelungener Versuch der Selbstverwirklichung empfunden. Der absichtsvolle, geschraubte Stil mit seinen vielen substantivierten Verben wurde von den Expressionisten als anregende Neuerung begrüßt, erschwert aber heute den Zugang zu dem Werk.