Welches Buch lest Ihr denn gerade?

[Gudy]

Originally Posted by Gudy

Ich werde mir wohl demnächst noch den zweiten Teil, The Tau Ceti Agenda antun, aber mehr oder weniger nur quergelesen, es sei denn, Taylor macht es diesmal deutlich besser.

Er macht es nicht besser. The Tau Ceti Agenda ist in allen wichtigen Belangen eine exakte Kopie des Vorgängers: Zu viele Kämpfe im Boden und im Weltraum, zu wenig Platz für Handlung und Charaktere, unter denen sich aber nun wenigstens der eine oder andere vereinzelte Sympathieträger befand. Der gigantische Plot-Twist am Ende vervollständigte die Liste der Ähnlichkeiten, obwohl der diesmal wenigstens in weiten Teilen vorhersehbar bzw. angedeutet war. Die Details entlockten mir dann aber doch noch ein "Ernsthaft!?".

OK, ich seh's mal so: Taylor habe ich abgehakt und mein TBR-Stapel ist ein Buch kleiner geworden. So hat das Buch dann doch noch etwas Gutes. :-)

[beachwanderer]

Natürlich musste es auch mal sein:

Regentonnenvariationen von Jan Wagner.

Sehr schön ist (neben vielen anderen Sachen)

"torf"

über das verzweifelte Ende einer Moorwanderung.

Vor mir tauchten unwillkürlich Bilder eines langen Marsches über Felder, Hügel und, ja, Moor in der Nähe von Bodmin/Cornwall, auf, bei dem mir und meiner besseren Hälfte vor vielen Jahren ein Hundepaar im Weg stand und dann nur noch der beherzte Sprung über 'nen Zaun blieb. (Die Sache ging als "Der Grr-Wau-Zwischenfall" in die Familiengeschichte ein.)

Wegen des namensgebenden Teils der Sammlung (Regentonnenhaiku) mache ich mir mal so meine Gedanken .

[Gudy]

Nach fast einem Monat habe ich nun endlich The Shadow of the Lion geschafft, das erste Buch aus dem Heirs of Alexandria-Universum von Eric Flint, Dave Freer und Mercedes Lackey.

Womit wir auch schon beim größten, ja aus meiner Sicht einzig wirklich signifikanten, Schwachpunkt des Buches sind - es ist zu lang. Und das sage ich als jemand, für den alles unter 300 Seiten nur eine bessere Kurzgeschichte ist. Aber so sehr ich die detaillierte Welt, die vielschichtigen - wenn auch gelegentlich überlebensgroßen - Charaktere, die mehrsträngige Handlung und den Flint-Freer-typischen Humor zu schätzen weiß, muss ich doch sagen, dass es dem Lesefluss gut getan hätte, wenn man die eine oder andere Szene gerafft oder vielleicht auch ganz weggelassen hätte.

Nichtsdestotrotz macht das Buch Lust auf mehr, so dass ich der Serie erst einmal die Treue halten werde, auch wenn der zweite Teil, This Rough Magic nach einem ähnlich dicken Wälzer aussieht.

[Gudy]

Originally Posted by Gudy

Nichtsdestotrotz macht das Buch Lust auf mehr, so dass ich der Serie erst einmal die Treue halten werde, auch wenn der zweite Teil, This Rough Magic nach einem ähnlich dicken Wälzer aussieht.

Was ich oben zu The Shadow of the Lion gesagt habe, gilt ganz ähnlich auch für This Rough Magic. Zwar gab es im zweiten Teil der Serie weniger Längen in den einzelnen Szenen, dafür waren aber einige Kapitel gefühlt komplett überflüssig.

Derzeit lese ich das dritte Buch, A Mankind Witch, welches nur von Dave Freer geschrieben ist und zeitlich zwischen den ersten beiden Büchern angesiedelt ist, da es eine Episode erzählt, die in This Rough Magic kurz erwähnt ist. Und ich bin positiv überrascht. Während mir Freers Kooperationen mit Eric Flint fast durchgängig gefallen, war ich von dem einzigen Solowerk, das ich von ihm bisher gelesen hatte, The Forlorn, damals nicht sooo angetan. A Mankind Witch aber macht Spaß und liest sich flott und ohne Längen.

Auffällig ist, dass das Buch stilistisch und erzählerisch deutlich tiefer in die Mythologie des Heirs of Alexandria-Universums eintaucht, damit in mancher Hinsicht eher an die Pyramid-Serie von Flint und Freer erinnert und sich für mich weniger als ein "echter" Teil der Serie darstellt.

[beachwanderer]

LVorhin bei Freunden im Regal "Feuerschuh und Windsandale" von Ursula Wölfel gesehen (das
ich zuletzt als Grundschüler in der Hand hatte) und mit einem Morgenkaffee auf die Terrasse in die Sonne genommen. Nun bin ich durch, gefühlt Jahrzehnte jünger und wir decken erstmal den Tisch für ein Zwei-Familien-draußenp-Frühstück. Guten Sonntag allerseits.

[doubleshuffle]

Originally Posted by beachwanderer

Vorhin bei Freunden im Regal "Feuerschuh und Windsandale" von Ursula Wölfel gesehen, das
ich zuletzt als Grundschüler in der Hand hatte...

Das hatte ich auch. Ganz vergessen. Aber "Fliegender Stern" war noch besser.

[Gudy]

Nachdem ich feststellen musste, dass ich derzeit so gar nicht in den vierten Teil der Heirs of Alexandria-Reihe, Much Fall Of Blood, reinkomme, habe ich kurzfristig entschieden, mal wieder ein wenig bei den Spearfish Lake Tales von Wes Boyd weiterzumachen. Nachdem mir Bird in the Hand so gut gefallen hatte, war ich allerdings von Bird on the Field, dem nächsten Buch auf meiner Liste, ein wenig enttäuscht.

Neben einigen ungewohnten technischen Fehlern (z.B. unangebrachte Perspektivwechsel innerhalb weniger Absätze) fand ich es vor allem schade, dass die beiden Personen, die eigentlich die Hauptcharaktere dieses Buches hätten sein können (einschließlich des titelgebenden Bird on the Field), und die durchaus interessant genug gewesen wären, diese Rolle auch zu füllen, ein wenig zu kurz kamen, sowohl was ihren Anteil an der Geschichte als auch die Tiefe ihrer Charakterdarstellung betrifft. Ähnliches gilt aber auch für die Hauptcharaktere aus Bird in the Hand, die hier wieder diese Rolle übernahmen aber dafür eigentlich zu wenig zu tun hatten, wie so ziemlich die meisten der Nebencharaktere auch. Boyd hält sich hier für meinen Geschmack zu lange an dem Hauptereignis der Geschichte auf, in dessen Details er sich verzettelt, und vernachlässigt darüber die Entwicklung seiner Charaktere.

Gestern habe ich dann gleich noch mit dem nächsten Buch von Boyd, Distant Shores angefangen. Als direkter Nachfolger von Blanch Tickle Girl ist die Erzählung für Boyds Verhältnisse erst einmal ungewohnt ernst im Ton, aber das muss ja nichts schlechtes heißen. Zumindest scheint die Charakterentwicklung hier wieder etwas tiefgründiger zu werden, und das finde ich schon einmal sehr angenehm.

[Gudy]

Originally Posted by Gudy

Gestern habe ich dann gleich noch mit dem nächsten Buch von Boyd, Distant Shores angefangen. Als direkter Nachfolger von Blanch Tickle Girl ist die Erzählung für Boyds Verhältnisse erst einmal ungewohnt ernst im Ton, aber das muss ja nichts schlechtes heißen. Zumindest scheint die Charakterentwicklung hier wieder etwas tiefgründiger zu werden, und das finde ich schon einmal sehr angenehm.

Nach dem recht starken Anfang ließ Distant Shores dann leider doch etwas nach. Die Handlung plätscherte so gemächlich ihrem Ende entgegen, ohne dass der Hauptcharakter sonderlich aktiv hätte werden müssen. Selbst die Wahl zwischen den drei potentiellen weiblichen Begleiterinnen trifft er nicht selbst - das erledigen die besagten Damen separat von sich aus.

Und wie auch schon bei Bird on the Field ist es ein Nebencharakter, in diesem Fall diejenige der besagten Damen, die am Ende das Rennen macht, die dem Hauptcharakter in mancher Hinsicht die Schau stiehlt. Von ihr und ihrem Hintergrund hätte ich gern mehr erfahren.

Next up: Wes Boyds Forgotten Killer, das zwar als Buch 9 der New Spearfish Lake Serie untertituliert ist, jedoch in den 1950er Jahren und damit in den erzählerischen Anfangstagen des Spearfish Lake Universums angesiedelt ist.

[Gudy]

Originally Posted by Gudy

Next up: Wes Boyds Forgotten Killer, das zwar als Buch 9 der New Spearfish Lake Serie untertituliert ist, jedoch in den 1950er Jahren und damit in den erzählerischen Anfangstagen des Spearfish Lake Universums angesiedelt ist.

Und nicht nur das. Forgotten Killer erinnert mich von seiner Struktur, dem Erzähltempo und der gesamten Ausrichtung des Buches sehr an Snow Plow Extra, das erste Buch, das Wes Boyd in seinem Spearfish Lake Universum geschrieben hatte. Dass auch hier wieder die Entwicklung der Charaktere etwas zu kurz kommt, nehme ich Boyd aber nicht einmal übel - die Geschichte ist dafür von Anfang bis Ende spannend erzählt und man erhält Einblicke in einige prägende "historische" Charaktere, die das dicht gewebte, generationen-überspannende Netzwerk der Menschen im Spearfish Lake Universum weiter verdichten.

[Gudy]

Für Forgotten Killer habe ich nur zwei Tage gebraucht, und das war ein gutes Zeichen, weil sich das Buch einfach flott hintereinander weg las. Dass ich für Promises to Keep, das nächste Buch von Wes Boyd und diesmal eine eigenständige Geschichte, die aber grob in seinem Full Sails Universum angesiedelt zu sein scheint, nur einen Tag gebraucht habe, ist ein schlechtes Zeichen. Das schaffe ich nämlich nur, wenn ich entweder den ganzen Tag nichts anderes mache, was hier nicht zutraf, oder aber die Mehrheit des Textes nur querlese.

Und der Grund dafür war, dass mir nicht nur die Erzählstruktur mit ihren zahlreichen Rückblenden so gar nicht gefiel, sondern dass diese Rückblenden auch nur mäßig relevant für die Erzählung waren. Gut, sie haben das eine oder andere Geschehen ein wenig ausführlicher beleuchtet. Nichts desto trotz wäre mir lieber gewesen, Boyd hätte statt der ständigen Rückblenderei die ganze Vorgeschichte in ein oder zwei Kapiteln abgehandelt, um sich dann stärker dem aktuellen Geschehen zu widmen. Letzteres hätte nämlich meines Erachtens zusammen mit den Hauptcharakteren durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient. So blieb vieles für meinen Geschmack zu platt und oberflächlich.

Schade.

[beachwanderer]

Bei Amazon habe ich mir vor einiger Zeit nacheinander die Krimis des leider schon verstorbenen Christoph Wagner aus einer Null-Euro-Aktion heruntergeladen.

Nachdem ich zufällig mit "Gefüllte Siebenschläfer" angefangen hatte habe ich nun auch "Schattenbach" durch.

Wagner, Restaurantkritiker und kultur- und gourmetorientierter Kolumnist und Autor, hatte sich einen aus Südtirol stammenden Archäologen namens Dr. Carozzi ausgedacht, der aus einer Tätigkeit in Mexico starke Affinität zur mittelamerikanischen Küche und einen Beutel extrascharfer Chilischoten mit auf die Suche nach neuen Jobs zurück nach Europa brachte.

Schattenbach (aus 2002), erschien mir nach den Siebenschläfern (2007) etwas erdig und hölzern, was aber auch am Setting, einem alpenländischen Winzerstädtchen, und den Untiefen von Marienverehrung, Kirche, kleinstädtischem Filz und bürgerlichen Fassaden liegt. Auch sprachlich hatte ich das Gefühl, über einige Holpler zu stolpern.

Gefüllte Siebenschläfer, angelegt in einer adriatischen Inselstadt, ist dagegen flirrend-skurril und ich fand es auch sprachlich gelungener. Wieweit die in die Handlung eingebauten wilden Dichterworte des mitspielenden Fischers und Kneipenwirtes anderweitige Vorbilder haben wäre mal eine nette Suchaufgabe.

In beiden Büchern kommt der kriminalistische Teil der Handlung erst langsam in Gang, aber zur Ausgestaltung der Handlungshintergründe gibt es jeweils gesellschaftliche Denkanstöße, gut angefärbte Figuren und natürlich wird auch gekocht.

Insgesamt: Nichts, was mitreißt, aber gute, leichte Kost für unterwegs oder den abendlichen Balkon.

Nun ist noch "Muj und der Herzerlfresser von Kindberg" dran.

Nach den ersten Abschnitten hatte ich unwillkürlich Glausers Wachtmeister Studer vor Augen, aber auch hier etwas bizarrer angelegt. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

[beachwanderer]

Originally Posted by beachwanderer

Nun ist noch "Muj und der Herzerlfresser von Kindberg" dran.
Nach den ersten Abschnitten hatte ich unwillkürlich Glausers Wachtmeister Studer vor Augen, aber auch hier etwas bizarrer angelegt. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Der war nett. Hier war in den drei Büchern eine Schreibentwicklung zu erkennen. Die Figuren wurden immer besser, die Stimmung treffender eingefangen. Die "Kriminalgeschichte" im "Herzerlfresser" ist nur noch Handlungsfaden und müsste kein Krimi sein, es geht um die Leute (und außerdem hat Herr Wagner da dem einen oder anderen Bekannten wohl auch ein Denkmal gesetzt).

Inzwischen habe ich auch gesehen, dass nach seinem Tod noch "Das Apfelhaus. Mario Carozzis mysteriöse Erlebnisse im Innern Europas." erschien. Mal für später in den Hinterkopf.

Ansonsten hat er aus seiner Hauptbetätigung ja reichlich kulinarische und Koch(buch)texte hinterlassen.

[beachwanderer]

Kriminalroman im Bett ist schwer. Ein Bett ist doch keine Eisenbahn!

K. Tucholsky

Deshalb lese ich den Kram ja auch nicht nur im Bett, sondern auch auf der im nördlichen Spätherbst angenehmen abendlichen Terrasse.

Nach Wagner war im Rahmen der Aktion "lies doch mal deine Amazon-Gratis-Downloads" eine Geschichte von Henry Chang dran, nämlich "Chinatown Beat".

Synopsys: Chinese-American NYPD Detective Jack Yu has transferred back to his old neighborhood, Chinatown, to be closer to his ailing Pa. He encounters boyhood friends who have become hardened gangsters, and is haunted by the murder of a former teenage blood brother. After his father’s untimely death, Jack investigates the murder of Chinatown tong boss Uncle Four, an investigation that drives Jack into the depths of the Chinatown underbelly.

Mal wieder ein anderes Setting und eine andere Perspektive auf den Schmelztigel New York. Interessant und solide Krimikost die eben von diesem Blickwinkel lebt.

PS:
Bei "Schmelztigel NY" fällt mir ein: Ich sah, dass der Deutschlandfunk die nächsten vier Dienstage die aufgeteilte Ursendung eines Hörspiels nach Manhattan Transfer von John Dos Passos bringt.

PPS:
Wenn der K.T. "A" schreibt, schreibt Peter Panther "B" (wie praktisch):
"Wo lesen wir unsere Bücher?" ,Vossische Zeitung v. 9.7.1930:

Wo –? Im Fahren.
Denn in dieser Position, sitzend-bewegt, will der Mensch sich verzaubern lassen, besonders wenn er die Umgebung so genau kennt wie der Fahrgast der Linie 57 morgens um halb neun. Da liest er die Zeitung. Wenn er aber zurückfährt, dann liest er ein Buch. Das hat er in der Mappe. (Enten werden mit Schwimmhäuten geboren – manche Völkerschaften mit Mappe.) Liest der Mensch in der Untergrundbahn? Ja. Was? Bücher. Kann er dort dicke und schwere Bücher lesen? Manche können es. Wie schwere Bücher? So schwer, wie sie sie tragen können. Es geht mitunter sehr philosophisch in den Bahnen zu. Im Autobus nicht so – der ist mehr für die leichtere Lektüre eingerichtet. Manche Menschen lesen auch auf der Straße . . . wie die Tiere.
Die Bücher, die der Mensch nicht im Fahren liest, liest er im Bett. (Folgt eine längere Exkursion über Liebe und Bücher, Bücher und Frauen – im Bett, außerhalb des Bettes . . . gestrichen.) Also im Bett. Sehr ungesund. Doch – sehr ungesund, weil der schiefe Winkel, in dem die Augen auf das Buch fallen . . . fragen Sie Ihren Augenarzt. Fragen Sie ihn lieber nicht; er wird Ihnen die abendliche Lektüre verbieten, und Sie werden nicht davon lassen – sehr ungesund. Im Bett soll man nur leichte und unterhaltende Lektüre zu sich nehmen sowie spannende und beruhigende, ferner ganz schwere, wissenschaftliche und frivole sowie mittelschwere und jede sonstige, andere Arten aber nicht. ...

[beachwanderer]

"Liebe in Lokalen", das sind Gereimtheiten von Christian Maintz.

[beachwanderer]

Noch als Fazit zu Maintz:

Wenn, dann alle!

Schön! 'Ne Sammlung von gereimten
Sachen, die im Sinne keimten
all der Leute die man schätzt,
doch ganz persönlich abgesetzt.

Sein's die kurzen oder langen
man bleibt halt am Buche hangen
und mangels andrer Lesezeiten
wird's dich zuletzt ins Bett begleiten.

Jedoch, die Holde liegt daneben;
häufige Gelächterbeben
die sie nun erdulden muss
machen ihr ganz schön Verdruss,
bis sie schnaubt und boxt und haut:
"Weg mit dem Buch! Oder lies laut!"