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doubleshuffle
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Einstein, Carl: Der unentwegte Platoniker (1918), (German), V1, 24 Dec 2015

Carl Einstein (1885-1940), deutsch-jüdischer Schriftsteller und Kunsthistoriker, war einer der Protagonisten der expressionistischen Szene in Berlin vor und nach dem Ersten Weltkrieg.
Biographische Informationen finden sich auf Wikipedia, oder ausführlicher bei der Carl-Einstein-Gesellschaft.

Dieses Bändchen mit drei Erzählungen erschien im Sommer 1918. Teile von zweien der Texte waren schon vorher in Zeitschriften publiziert worden.

Es fällt mir schwer, eine griffige Kategorisierung dieser Texte zu finden. Sie sind grotesk-satirisch, und sie karikieren alles: empfindsame und Trivialliteratur, Religion, Kapitalismus, Kunstbetrieb. Der Stil ist kunstvoll lakonisch in der Beschreibung der haarsträubendsten Begebenheiten, das Ergebnis schauderhaft komisch. Angesichts der Kollaboration Einsteins mit George Grosz bei der Zeitschrift Der blutige Ernst bietet es sich an, diese Texte als das literarische Äquivalent Grosz'scher Karikaturen zu beschreiben. Blutiger Ernst, in der Tat.

Auszug aus G.F.R.G.:

Spoiler:

Poschatzer erhob sich, vollgegessen und aufrichtig gerührt:
„Am Abend meines Lebens, das von rastloser Tätigkeit verzehrt wurde, empfand ich eine Leere. Wozu dies alles, sagte ich mir; denn es ist an mir, zu bekennen. Sachlich gesprochen, meine Herren, wir bedürfen einer Religion. Dagegen gibt es keinen Einwand; der ganze geschäftliche Betrieb hat sich dermaßen vergeistigt, er bedarf einer zentralen Macht. Unsere allmächtige Industrie produziert alles, warum sollten wir nicht religiöse Bestrebungen produzieren? Die Kirche ist dem heutigen Apparat nicht mehr gewachsen. Sehen Sie sich Ihre Bilanz an, wir werden nicht mit Religion arbeiten, sondern mit dem Religiösen, nur so vermögen wir den Markt zu beherrschen. Das Volk der Denker ist dazu berufen, das Volk der Denker kann das! Bedenken Sie, meine Herren, es war nicht immer das finanzielle Moment, das die Völker leitete. Kriege fanden statt, wo das Geld geradezu egal war. Aber wenn wir die Religion in das umklammernde Netz der Finanzierungen zulassen und börsenfähig machen, so beherrschen wir alles. Wir haben diese sodann zu einer Finanzoperation ersten Ranges umgewandelt; unsere Vormachtstellung wird niemals erschüttert werden, wenn wir der Menschheit die inneren Werte prägen und verabreichen. Die Religionen sind nicht am Absterben, lediglich ihre Aufsichtsräte. Jene leiden darunter, daß sie von veralteten Organisationen gemanagt werden, daß sie dem modernen Betrieb nicht angepaßt sind. Zunächst wird es naturgemäß schwierig sein, die gesunkenen religiösen Werte stark zu machen; drum wenden wir uns bei Beginn unseres Unternehmens nicht an die religiösen Empfindungen, die gänzlich brach und unbeschäftigt niederliegen. Die Kunst und der ganze technische Apparat werden dem Unternehmen dienstbar gemacht, ein provisorisches Haus ist errichtet, die Bureaus befinden sich im alten Liskow’schen Palais, das mit jedem Komfort äusgestattet wurde. Ich ersuche die Herrschaften, sich in 3 Wochen von der Prosperität des Unternehmens in unserem Festspielhaus zu überzeugen. Meine geehrten Gäste, trinken Sie mit mir auf das neue Unternehmen, die G. m. b. H. für religiöse Gründungen sie lebe hoch, hoch, hoch!“ Aus verquollenen Kehlen knurrte man hoch, hoch, hoch! Die beiden Gebrüder Süßknorpel stießen sich in die Seiten. „Wir kaufen Kuxen, und Weizen ist auch fest.“
Aber der dicke Bankier Blumentraum rief: „Die Ideale müssen zur Börse zugelassen werden.“
„Mein Herr,“ sagte zu Poschatzer der dünne Zeitungsmagnat Bien, „Sie müssen inserieren, Sie brauchen ein Organ; morgen früh haben Sie die Kalkulation.“
Ein Häuserschieber hatte inzwischen Poschatzer ein Theater mit Riesenrestaurant verkauft. Diese Pleiten wollte er endlich loswerden; er verlangte nicht viel, Poschatzer kaufte billig.
Ein Dekorationsfabrikant rief ihm zu: „Sie brauchen einen neuen Stil.“
Ein Architekt bat um Massenbestellung von Kathedralen. Die Reporter telephonierten, vereinfachte Kunstgewerblerinnen, lineare Nackttänzerinnen, Theaterfriseure, alles rief an. Denn in dieser Nacht standen Lichtreklamen über der Stadt: „Wo schaue ich Religion?“ oder „Zeichnen Sie Aktien der G. F. R. G.“
Denn an diesem Abend waren Inserate erschienen, wie: „Gesucht stilvolle Kunstgewerblerinnen (Van de Velde verbeten), monatlich 30 Mark.“ „Nackttänzerinnen, nur künstlerisch (Duncan zwecklos), monatlich von 20 Mark aufwärts.“ „Interessante Hysteriker à 10 Mark, mit Krämpfen 15 Mark, welche blau anlaufen 20 Mark. Nur Angebote großen Stils finden Berücksichtigung.“
Inserate wie: „Neuer Architekturstil gesucht“ oder „Pantomimen religiösen Inhalts abzugeben bei — — —, zahle die höchsten Preise“; oder „Hymnendichter georgischer Couleur, 24 gesucht, pro Abend 3 Mark, solche älterer Richtungen 1 Mark pro Abend“; oder „Erreichen Sie den ersehnten Zustand durch Pillules exstatiques“; oder „Hypnotiseure, die erfolgreich tätig waren, Medien, Schlaftänzerinnen, Traummalerinnen, Schlafwandler, Veitstänzer sowie Einschlägiges melde sich bei — — —“; oder „Fakire, Feuerfresser, Degenschlucker, the Fakir of the world, amerikanische Philosophen (Monisten verbeten), religiös Wahnsinnige gesucht“; oder „Ein Posten Azteken usw. usw.“ Und da oben fraß man, während die letzten päpstlichen Kastraten Palästrina sangen und auf die Mayonnaisen schielten. Der Chinese, ein Brahmane und ähnliche zeigten zwischen den Gängen Proben religiöser Technik. Der Chinese wurde besonders gefeiert ....
Jedoch dem Chinesen wurde Angst, als er diese Menschen fressen und trinken sah, ihm wurde übel und er ging in die Garderobe. Dort gedachte er seiner Ahnen, und nicht gern erhängte er sich; jedoch war dies schmerzloser, als von den unaufhörlich Kauenden, unheimlich schwarz angezogenen Menschen aufgezehrt zu werden.

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