Frühling

[mtravellerh]

Originally Posted by ravenne

WOW! Aber mal ganz ehrlich: Von der Grundstimmung ist das eher "Herbst der Seele", oder? Also ich fühl mich jetzt zumindest nicht unbedingt frühlingshaft beschwingt.

Na ja .
Trakl ist eigentlich noch nie beschuldigt worden, frühlingshaft beschwingt zu schreiben!

[netseeker]

Originally Posted by mtravellerh

Na ja .
Trakl ist eigentlich noch nie beschuldigt worden, frühlingshaft beschwingt zu schreiben!

Eigentlich könnte man aber vermuten, dass er genau das eigentlich getan haben müsste:

Nachdem er 1905 erneut das Klassenziel nicht erreicht hatte, beendete er seine Schullaufbahn ohne Matura. In diese Zeit fielen auch Trakls erste Experimente mit Drogen (Chloroform, Morphium, Opium, Veronal, Alkohol). Im September 1905 begann er ein dreijähriges Praktikum in der Salzburger Apotheke „Zum weißen Engel“. Durch diese Anstellung war es für ihn leicht, an Rauschmittel zu kommen. -- Wikipedia

[mtravellerh]

Originally Posted by netseeker

Eigentlich könnte man aber vermuten, dass er genau das eigentlich getan haben müsste:

Nachdem er 1905 erneut das Klassenziel nicht erreicht hatte, beendete er seine Schullaufbahn ohne Matura. In diese Zeit fielen auch Trakls erste Experimente mit Drogen (Chloroform, Morphium, Opium, Veronal, Alkohol). Im September 1905 begann er ein dreijähriges Praktikum in der Salzburger Apotheke „Zum weißen Engel“. Durch diese Anstellung war es für ihn leicht, an Rauschmittel zu kommen. -- Wikipedia

Na ja, beschwingt schon, aber eher nix mit Frühling, er hatte es mehr mit dem Herbst.

[mtravellerh]

Noch ein Frühlingsgedicht von Georg Trakl, heiterer diesmal. Bisserl gewagt:

Heiterer Frühling
Georg Trakl

1

Am Bach, der durch das gelbe Brachfeld fließt,
Zieht noch das dürre Rohr vom vorigen Jahr.
Durchs Graue gleiten Klänge wunderbar,
Vorüberweht ein Hauch von warmem Mist.

An Weiden baumeln Kätzchen sacht im Wind,
Sein traurig Lied singt träumend ein Soldat.
Ein Wiesenstreifen saust verweht und matt,
Ein Kind steht in Konturen weich und lind.

Die Birken dort, der schwarze Dornenstrauch,
Auch fliehn im Rauch Gestalten aufgelöst.
Hell Grünes blüht und anderes verwest
Und Kröten schliefen durch den jungen Lauch.

2

Dich lieb ich treu du derbe Wäscherin,
Noch trägt die Flut des Himmels goldene Last.
Ein Fischlein blitzt vorüber und verblaßt;
Ein wächsern Antlitz fließt durch Erlen hin.

In Gärten sinken Glocken lang und leis
Ein kleiner Vogel trällert wie verrückt.
Das sanfte Korn schwillt leise und verzückt
Und Bienen sammeln noch mit ernstem Fleiß.

Komm Liebe nun zum müden Arbeitsmann!
In seine Hütte fallt ein lauer Strahl.
Der Wald strömt durch den Abend herb und fahl
Und Knospen knistern heiter dann und wann.

3

Wie scheint doch alles Werdende so krank!
Ein Fieberhauch um einen Weiler kreist;
Doch aus Gezweigen winkt ein sanfter Geist
Und öffnet das Gemüte weit und bang.

Ein blühender Erguß verrinnt sehr sacht
Und Ungebornes pflegt der eignen Ruh.
Die Liebenden blühn ihren Sternen zu
Und süßer fließt ihr Odem durch die Nacht.

So schmerzlich gut und wahrhaft ist, was lebt;
Und leise rührt dich an ein alter Stein:
Wahrlich! Ich werde immer bei euch sein.
O Mund! der durch die Silberweide bebt.

[ravenne]

Hui, werden wir hier verwöhnt mit Gedichten! Habt Ihr heute Euren Lyriktag? Wenn der Auslöser dafür das triste Wetter ist, kann das von mir aus noch ein bisschen so bleiben.

[Patricia]

Ein Lieblingsgedicht meiner Mutter:

Es muß doch Frühling werden
Emmanuel Geibel (1815-1884)

Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß doch Frühling werden.

Und drängen Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht,
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,
Und möcht vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren!

Drum still, und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden,
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden:
Nur unverzagt auf Gott gebaut,
Es muß doch Frühling werden.

[ravenne]

Danke, Patricia.
Es wäre schön, Dich öfter hier im deutschsprachigen Forum zu sehen.
Hope to see you more often "over here".

[netseeker]

Patricia! Ich bin schwer überrascht...

[Patricia]

Ich spreche nur ein bissen Deutsch.

[netseeker]

Originally Posted by Patricia

Ich spreche nur ein bissen Deutsch.

That doesn't matter. We are glad to see you here in the german forum.

[Patricia]

Glucklich, ich verstehe mehr als ich sprechen kann.

[ravenne]

Originally Posted by Patricia

Ich spreche nur ein bissen Deutsch.

Das ist ja großartig! Dann erst einmal: Herzlich willkommen im deutschsprachigen Forum!

[Patricia]

Vielen dank, ravenne.

[Marc_liest]

Schön zu sehen wie das deutsche Forum wächst und dabei sein zu dürfen. Mein Frühling fängt ganz sicher nächste Woche an. (In Spanien )

[mtravellerh]

Originally Posted by Marc_liest

Schön zu sehen wie das deutsche Forum wächst und dabei sein zu dürfen. Mein Frühling fängt ganz sicher nächste Woche an. (In Spanien )

Na, da werd ich ja ganz grün vor Neid. Ich liebe Spanien, vor allem Barcelona und die Costa Brava (ich weiß, das ist Katalonien und Katalonien ist nicht Spanien usw usf)