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Old 11-15-2009, 07:19 AM   #1
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Polenz, Wilhelm von: Wurzellocker german 15.11.2009

Leseprobe:
Die Menschenwogen, welche sich aus dem rauchigen Centrum in die Naturfrische ergossen, hatten jenen herdenartigen Charakter angenommen, den die Menge zeigt, sobald ein Naturereignis, ein gemeinsames Erleben, oder auch nur verwandtes Bedürfnis sie nach einer bestimmten Richtung treibt. Das Gefühl unerträglicher Schwüle hatte in diesen Tausenden den nämlichen Drang erzeugt: hinaus unter freien Himmel.
Eine Gruppe von drei Menschen trennte sich ab von dem allgemeinen Schwarme: zwei Männer, ein Mädchen. Während die meisten anderen der ausgestreckten Hand eines Wegweisers folgten, der in fünf Minuten die schönste Aussicht, Kegelbahn, Bier, Kaffee und andere Herrlichkeiten verhieß, schlugen diese drei einen sandigen Fußsteig ein, der in den Wald hineinführte.
Einem Mädchen wie diesem begegnet man gern. Frische Wangen, schönes Haar, guter Wuchs. In den Bewegungen die Leichtigkeit und anmutige Weichheit, die nur das junge Weib hat. Helle, freundlich blickende Augen, welche man sich mit Thränen gefüllt sehr rührend vorstellen konnte, Augen, die nicht kokett blickten, aber aus denen unbewußt die rührende Mädchenbitte sprach: finde mich hübsch! Nichts Rätselhaftes, nichts Dämonisches, nichts Mystisches, aber umsomehr gesunde Sinnlichkeit.
So mancher Mann wendete unwillkürlich den Kopf nach dieser Erscheinung, und »ein bildhübsches Mädchen«, das war eine häufige Bemerkung, die Alma Lux hinter sich geflüstert hören konnte. Wahrscheinlich war das gestreifte Sommerkleidchen, das sie gut kleidete, ihr eigenes Machwerk. Aus ihrem Hut mit allzuviel künstlichen Blumen und dem grellfarbigen Sonnenschirm, den sie nicht recht zu handhaben verstand, sprach das harmlose Bestreben des Kindes aus dem Volk, für eine Dame gehalten zu werden.
Von den beiden Männern trug der ältere seinen einfachen, braunen Lodenanzug mit einem gewissen großartigen Selbstbewußtsein zur Schau, als wolle er sagen: wenn ich mich gut anzöge, würde meine Häßlichkeit nur noch grotesker wirken. Und in der That, aus diesen abfallenden Schultern, eckigen Hüften und dünnen Beinen, hätte die größte Schneiderkunst nichts Anmutiges zu gestalten vermocht.
Die Gesichtszüge dieses Mannes, der im Anfang der dreißig stehen mochte, machten freilich manches wieder gut, was der Körper an ästhetischen Sünden beging. Es war das Gesicht eines intelligenten Pudels. Schmale, hohe Stirn, in die rotblondes Haar in lockigen Büscheln fiel. Lebhafte, glänzende, kluge und zugleich gute Augen. Brauen, die sich von der gleichmäßig roten Farbe des ganzen Gesichts nur wenig abhoben. Eine spitze Nase mit weiten, beweglichen Nüstern. Das Untergesicht vorspringend. Oberlippe und Mundwinkel ganz vom blonden Schnauzbart versteckt.
Von ganz anderem Schrot und Korn war der Jüngere. Die lässige Haltung, die Art, wie er seinen ehemals gut gemachten, jetzt abgenutzten Anzug trug, sprachen von dem stolzen Gehenlassen eines Menschen, dem der Stempel guter Herkunft von Natur aufgedrückt ist. Die Haut zart, die Glieder schlank und gut proportioniert, die Züge eigentümlich kapriziös gemischt. Die edle Stirn, das ausdrucksvolle Auge schienen einen Anlauf zu energischer Männlichkeit nehmen zu wollen, doch waren Kinn und Lippen die eines Weibes. Niemand konnte es dem jungen Menschen verargen, daß er das Haar im Nacken lang trug, denn es hatte einen ungewöhnlichen, an matte Seide erinnernden Glanz.
Der ältere der beiden schien des Weges kundig zu sein. Zwar war Doktor Lehmfink kein Autochthone. Seine Wiege hatte in einem schwäbischen Gebirgsstädtchen, nahe der Schweizer Grenze gestanden. Sein Leben war eine Wanderung nach Wissen und nach Brot. Ein eigentliches Heim hatte er auch hier nicht; man müßte denn eine Chambre garnie und einen Schemel vor einem Redaktionspult so nennen. - Seit zwei Jahren lebte er in dieser Stadt. Er schätzte den Platz, wie man eine Schutzhütte zu schätzen weiß im Gebirge, die einem eine Zeit lang notdürftige Unterkunft gewährt.
Und auch sein um etwa fünf Jahre jüngerer Begleiter war ein moderner Nomade. Das holperige Pflaster des nordhannöverschen Nestes, dem er entstammte, hatte Fritz Berting seit Jahren nicht mehr betreten. Er war mit seiner Familie zerfallen, galt den Verwandten als ein verlorener Sohn. Trotz seiner Jugend hatte er seine Füße schon an den verschiedensten Herdfeuern gewärmt.
Sie kannten einander von Berlin her, wo sie sich in litterarischen Kreisen getroffen hatten. Lehmfink besaß eine hohe Meinung von Bertings Begabung. Er liebte den Jüngling mit einer Art schmerzlichen Bewunderung, wie es selbstlose Menschen thun, die in einem jüngeren Genossen jene glücklichen Anlagen finden, die sie in sich selbst zu erziehen einstmals heiß bemüht gewesen sind.
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