Büchertreff 2022: Buchgeplauder, Challenges, Rezensionen und der ganze Rest

[hamlok]

Stichwort-Challenge - 9. Wasser
Boy's Life - Die Suche nach einem Mörder by Robert R. McCammon (Fiction, ***) goodreads

Schwierig einzuordnendes Buch im wesentlichen ist es ein Coming-Of-Age Roman, der in den 60er Jahren in den USA spielt. Der verlinkte Klappentext bei goodreads legt den Focus auf die Kriminalgeschichte, die zwar sicher die Handlungen der Personen beeinflussen, aber es gibt hier keine Ermittlung im eigentlichen Sinn und spielt in dem Alltag des zwölfjährigen Cory Mackenson eine untergeordnete Rolle.
Auch möchte ich darauf hinweisen, dass die Einordnung unter Horror bei goodreads nach meiner Ansicht falsch ist. Es gibt ein paar phantastische Elemente, z.B. sieht unser Protagonist Geister, aber diese Dinge tauchen erst sehr spät auf, manches wirkte auch auf mich fast wie ein Fremdkörper in der ansonsten sehr realistischen Geschichte.
Ich muss sagen, dass ich ein wenig enttäuscht von dem Buch war, hatte ich doch mehr Phantastik erwartet und auch die hohe Bewertung bei goodreads konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Ja, es ist stilistisch gut erzählt, aber muss es in dieser Ausführlichkeit erfolgen. Mir hat jedenfalls die Geschichte inhaltlich nichts bedeutet, irgendwie kenne ich diese "amerikanischen Geschichten" zu gut und es bietet in diesem Zusammenhang wenig neues. Das ist aber nicht dem Autor vorzuwerfen, das Buch stammt von 1991, es gab jetzt nur gerade eine neue deutsche Hörbuchproduktion.
Also zusammengefasst, gute Geschichte eines Jungen, der in den USA der 60er heranwächst, hätte ich vorher gewusst um was es geht, hätte ich nicht zum Buch gegriffen.

Zur Challenge: Ein sehr tiefer See spielt in der Geschichte eine zentrale Rolle, denn er verhindert die weitere Untersuchung des Kriminalfalls, weil zu dieser Zeit niemand in der Lage ist die Leiche zu bergen.

[Marrella]

Karina Urbach: Das Buch Alice: Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten - audio, Non-Fiction ****

Eigentlich hatte ich anhand des Klappentextes gedacht, dass in diesem Buch auch gekocht würde, aber das hat sich (im Wesentlichen) als Trugschluss erwiesen. Die Großmutter der Autorin war zwar tatsächlich eine begnadete Köchin und die Nazis haben ihr Buch wirklich gestohlen, aber erzählt wird im Prinzip Frau Urbachs Familiengeschichte. So viel zu Klappentexten.

Das Buch selbst fand ich interessant, die Geschichte der jüdischen Familie bewegend. Außer um Alice selbst geht es vor allem um ihre beiden Söhne, von denen einer früh in die USA ging, um dort zu studieren. Davon abgesehen ähnelt die Geschichte der Urbachs der vieler anderer jüdischer Familien in der Nazi-Zeit. Auch wenn es nicht das war, was ich erwartet hatte, hat die Lektüre sich gelohnt.

[hamlok]

Originally Posted by Marrella

Karina Urbach: Das Buch Alice: Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten - audio, Non-Fiction ****

Eigentlich hatte ich anhand des Klappentextes gedacht, dass in diesem Buch auch gekocht würde, aber das hat sich (im Wesentlichen) als Trugschluss erwiesen. Die Großmutter der Autorin war zwar tatsächlich eine begnadete Köchin und die Nazis haben ihr Buch wirklich gestohlen, aber erzählt wird im Prinzip Frau Urbachs Familiengeschichte. So viel zu Klappentexten.
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Ach schade, das klang für mich auch so gut, hatte mich schon auf deine Rezension gefreut.

Ich habe ja so ein bisschen angefangen mir Kochbücher anzuschauen, denn ich hatte mir als guten Vorsatz für dieses Jahr vorgenommen, zumindest jeden zweiten Tag mir etwas zu kochen. Das klappt auch, aber meine Küche ist halt sehr einfach und langweilig. Problem ist auch, dass ich so bestimmte Dinge nicht mag oder nicht vertrage.

[Marrella]

Originally Posted by hamlok

Ach schade, das klang für mich auch so gut, hatte mich schon auf deine Rezension gefreut.

Also, ein Kochbuch ist das definitiv nicht, hatte ich auch nicht erwartet. Eher die Entstehungsgeschichte des Kochbuchs. Trotzdem war es ein gutes Buch, ich bin ja dann nicht so, dass ich nur einen Stern vergebe, weil ich etwas anderes gewollt habe.

Ich habe ja so ein bisschen angefangen mir Kochbücher anzuschauen, denn ich hatte mir als guten Vorsatz für dieses Jahr vorgenommen, zumindest jeden zweiten Tag mir etwas zu kochen. Das klappt auch, aber meine Küche ist halt sehr einfach und langweilig. Problem ist auch, dass ich so bestimmte Dinge nicht mag oder nicht vertrage.

Das Problem, dass man nicht alles mag und manches nicht verträgt, haben wohl die meisten Leute. Solange es nicht 90% aller Dinge sind, die man vom Speisezettel gestrichen hat, klappt die Kocherei eigentlich ganz gut. Jedenfalls bei mir. Bestimmte Sachen gibt es bei mir seit Jahren entweder gar nicht oder nur sehr sparsam. Aber mit frischen Sachen finde ich die Kocherei trotz allem befriedigend.

[Marrella]

Robert J. Sawyer: Mindscan - Audible, SF ****

Zu diesem Buch habe ich bereits im Thread von 2018 ausführlich etwas geschrieben, woran sich auch nicht grundlegend etwas geändert hat. Ich habe die Bewertung lediglich auf 4 Sterne reduziert, was jedoch vor allem der Einordnung in des Gesamtwerk des Autors, das inzwischen doch recht umfangreich ist, geschuldet ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sawyer sich mit der Thematik "Upload des menschlichen Bewusstseins" beschäftigt, die er später in Red Planet Blues wieder aufgegriffen hat. Die Grundlage für Mindscan war die Kurzgeschichte Shed Skin, die 2004 veröffentlicht wurde. Im Roman lernen wir Jake Sullivan kennen, den Erben eines Brauerei-Imperiums, der unter einer Erbkrankheit leidet, die ihm eher früher als später zum Verhängnis werden wird, weshalb er sich für die neue Technologie der Firma Immortex entscheidet, die darin besteht, dass sein Bewusstsein kopiert und in einen künstlichen Körper transferiert wird. Anders als in Red Planet Blues bleibt das "Original" erhalten, muss jedoch alle Rechte an die Kopie abtreten und den Rest seines Lebens in einer Kolonie auf dem Mond verbringen. Die ethischen Fragen, die sich hieraus ergeben, sind umfangreich und bieten Stoff für eine spannende Geschichte, in der man als Leser verfolgen kann, wie sich die beiden Persönlichkeiten des Protagonisten auseinander entwickeln. In diesem Buch taucht bei Sawyer auch zum ersten Mal das Konzept des "philosophischen Zombies" auf, das in Quantum Night eine so große Rolle spielen wird.

Auch nach fast 20 Jahren ist es eine Geschichte, die nichts von ihrer Brisanz verloren hat.

[Marrella]

Stephen King Challenge: The Drawing of the Three (The Dark Tower #2) - Kindle, Fantasy ****

Dieses Buch war ... seltsam. Nicht wie der erste Band der Serie, aber in der Hinsicht, dass es im Prinzip weder einen Anfang noch ein Ende hat, es ist vielmehr eine Art erster Akt in einem langen Theaterstück, während The Gunslinger nicht viel mehr als ein Prolog ist. Es geht genau dort weiter, wo Teil 1 aufgehört hat, nämlich an einem Strand, an dem merkwürdige Monsterhummer (der hungrigen Art) ihr Unwesen treiben. Außer den Monsterhummern gibt es dort ein Portal, das in eine alternative Welt führt, in diesem Fall unsere eigene Welt, nämlich New York Anfang der 1980er Jahre. Noch merkwürdiger ist, dass Roland, unser Protagonist, in der Lage ist, dort in andere Personen zu schlüpfen, was auch nötig ist aus Gründen, die ich hier aber nicht erläutern möchte.

Das Worldbuilding in diesem Band fand ich ausgesprochen kreativ, auch wenn ich noch nicht genau weiß, was ich von den Figuren halten soll. Eddie fand ich zumindest am Anfang nicht sonderlich sympathisch, aber ich habe die Hoffnung, dass er an der Suche nach dem Dunklen Turm mit Roland wachsen wird. Odetta/Detta ist interessant, schauen wir mal, wie sie sich weiterentwickeln wird. Roland selbst fand ich zumindest interessanter als im ersten Teil, wo er für mich eher blass und dimensionslos geblieben ist.

Bevor ich mich auf Band 3 stürze, lese ich aber erst einmal "Der Talisman", das King zusammen mit Peter Straub geschrieben hat. Es gibt diverse "erweiterte" Leselisten für den Dunklen Turm, und dieses Buch soll man entweder vor oder nach Band 3 lesen. Bei The Eyes of the Dragon scheiden die Geister sich ähnlich (entweder vorher oder nachher lesen), da dies aber ein Jugendbuch ist (worauf ich derzeit nicht so viel Lust habe), lese ich zuerst den Talisman, den ich zwar irgendwann Ende der 1980er Jahre schon mal gelesen, an den ich aber kaum eine Erinnerung habe, außer dass es mir damals gefallen hat.

[hamlok]

So, es gibt heute 4 Kurz-Reviews:

Genre-Challenge
Das fahle Pferd by Agatha Christie (Crime, ****) goodreads

Sicher nicht eines der großen Highlights des umfangreichen Schaffens von Agatha Christie, aber ich mochte diesen okkult angehauchten kleinen Krimi abseits der größeren Reihen. Als bekannte Figur haben wir hier nur Ariadne Oliver, die aber auch nur am Rande der Geschichte auftaucht. Ich denke wer Christies andere Werke mag, wird auch hier nicht enttäuscht werden. Das Personal ist gewohnt vielfältig und der Fall wird durch Gespräche gelöst.

Ich fand das jetzt aufgrund der Weltlage einen schönen Ausflug in andere Zeiten und habe gleich noch einen weiteren Fall gehört.

Der Ball spielende Hund (Hercule Poirot #16) by Agatha Christie (Crime, ****) goodreads

Diesen Fall hatte ich natürlich wegen dem Hund ausgesucht und in einer Szene spricht er sogar zu uns, was ich nicht so besonders gelungen fand, aber das tat dem Ganzen jetzt keinen Abbruch.
Obwohl der Charakter von Hercule Poirot nicht durchweg sympathisch erscheint, gefallen mir gerade die Krimis mit ihm besonders gut. Dieser Fall sticht, wie der vorher beschriebene, aber auch nicht besonders heraus aus der Reihe um den belgischen Detektiv. Er ist vielleicht etwas zu einfach gestrickt und hat keinen besonderen Handlungsort.

Beide Fälle hatte ich mir als Hörbuch bei Audible in der deutschen Fassung gekauft, weil es sie für ein halbes Guthaben gab. Beide Sprecher haben mir gut gefallen, allerdings fand ich die Tonqualität etwas schwach. Ich hatte so ein bisschen das Gefühl als ob die Hörbuchsprecher mit mir am Telefon sprechen und manchmal hörte ich auch das Umblättern der Seiten. Ich finde etwas mehr Mühe sollten sie sich da schon machen. Trotzdem war ich froh, dass es jetzt mehr Bücher von Christie auch im Deutschen ungekürzt gibt. Ich habe noch eine umfangreiche Agatha-Christie-Sammlung von meiner Mutter im Keller, da wurden die Krimis immer auf 3 CDs runtergekürzt (also etwa 3 Stunden), was doch schon erheblich ist.

Ich habe beschlossen Agatha Christie in meine Genre-Challenge als eigenen Punkt unterzubringen, ich denke da werden sich auch in den nächsten Jahren immer wieder noch ungelesene Bücher finden lassen. Ich fand "Das fahle Pferd" etwas besser und nehme es daher unter dem Stichwort auf.

Village of the Mermaids by Carlton Mellick III (Horror, *) goodreads

Ich wusste ja auf was ich mich bei diesem Werk einlasse, denn der Horror war mir schon als bizarr angekündigt worden. Das ist aber nicht das, warum ich es mit nur einem Stern bewertet habe. Ich fand es einfach sehr schlecht geschrieben. Irgendwie wirkte es so als ob der Autor mittendrin keine Lust mehr auf die Entwicklung der Charaktere und eine logische Handlung gehabt hätte und hat dann alles in einem skurrilem Massaker enden lassen. Da der Autor ohnehin stilistisch eher auf niedrigem Niveau schreibt, blieb mir da bei der Bewertung im Vergleich zu meinen anderen Rezensionen kein Spielraum. Ich war auch überrascht, dass es letztendlich so kurz war, da hat der deutsche Verlag bei der Seitenzahl etwas getrickst.

Nun ja, der Autor hat bei goodreads seine Fans, wollen wir die lieber nicht weiter stören.

Die letzte Stadt (Wayward Pines #3) by Blake Crouch (Dystopie, ****) goodreads

Juchu, endlich mal wieder eine Trilogie beendet.

Mir hat auch der abschließende Teil der Reihe wieder gut gefallen, wobei ich sagen muss, die Luft war ein wenig raus, obwohl sich der Autor noch viel Mühe gegeben hat eine aktionsreiche Handlung zu entwerfen. Vielleicht hätte er es eher bei zwei Teilen belassen sollen, ohnehin war bei der Trilogie der erste Teil mit seinem überraschenden Ausgang der eigentliche Knaller. Trotzdem hat es sich insgesamt gelohnt der Geschichte zu folgen.

[Marrella]

Leseweltreise: USA

Lawrence Wright: The Plague Year: America in the Time of Covid - Audible, Non-Fiction ****

Auch wenn die Pandemie noch nicht vorüber ist, musste ich dieses Buch einfach lesen. Dem Autor bin ich voriges Jahr zum ersten Mal begegnet in seinem Roman The End of October, der ebenfalls den Ausbruch einer Pandemie beschreibt. Lawrence Wright schreibt eigentlich Sachbücher, und ich muss sagen, er macht das sehr gut. The Plague Year war keine Minute langweilig. Wir begleiten ihn nach Wuhan zu den Anfängen der Pandemie, wo er die Hintergründe der Entstehung des Virus beleuchtet, wir hören etwas über die Entwicklung der Impfstoffe und auch darüber, mit welchen anderen Problemen die USA in dem Jahr zu kämpfen hatten. Es ist gleichzeitig ein wissenschaftliches und ein politisches Buch, man lernt viel über die Innenpolitik der USA und wie man dort versucht hat, die Krise zu meistern.

Obwohl ich viele Bücher von amerikanischen Autoren lese, habe ich mich entschieden, dieses für die Leseweltreise zu zählen, weil es gleichzeitig ein Buch über Amerika ist. Es werden sicher noch viele Bücher über diese Zeit geschrieben werden, doch dieses hier kann ich wärmstens weiterempfehlen.

[Marrella]

Lese-Weltreise: Irland

Tana French: Grabesgrün - Audible, Crime ****

Und noch eine Station auf meiner Leseweltreise, nämlich Irland. Über diesen Krimi habe ich vor drei Jahren schon einmal etwas geschrieben, diesmal habe ich die gekürzte Hörbuch-Fassung in deutscher Sprache gehört, die von David Nathan gelesen wird. Es geht um den Mord an einem 12jährigen Mädchen, dessen Leiche an einer Ausgrabungsstelle gefunden wird, wo der Mörder sie auf einem Opferaltar abgelegt hat.

Auch wenn in der gekürzten Version viel von der Charakterentwicklung verloren gegangen ist, fällt es eigentlich nicht wirklich auf, wenn man es nicht weiß. Die Krimihandlung ist gut konstruiert und hält die Geschichte zusammen, es ist sogar noch Raum für einige Rückblenden in die Kindheit eines der beiden Protagonisten, der als Kind Teil eines nie aufgeklärten Falles war, bei dem zwei seiner Freunde spurlos verschwanden und der sich am selben Ort wie der neue Mordfall abgespielt hat.

Fazit: Ein nettes Krimihäppchen für zwischendurch, wenn man keine Zeit oder Lust auf die 20 Stunden der ungekürzten Version hat.

[hamlok]

Nachdem gestern für mich goodreads nicht erreichbar war, also heute das Kurzreview zum Buch der letzten Woche.

Sörensen hat Angst (Kommissar Sörensen #1) by Sven Stricker (Crime, ****) goodreads

Was für eine schöne Überraschung, denn gewöhnlich tue ich mich mit deutschen Autoren etwas schwer gerade wenn sie aus dem Krimi-Genre kommen. Hier war der Einstieg allerdings leicht, da es eine Verfilmung mit dem Schauspieler Bjarne Mädel gibt, den ich sehr mag, und ich das Hörbuch sowieso innerhalb meines Spotify-Abos hören kann, war es einen Versuch wert. Den Film versuche ich mir mal die nächsten Wochen anzuschauen.

Der Krimi gleich mal vorweg gesagt, ist nicht sonderlich spektakulär und das Thema nicht neu, aber das Drumherum ist das was diesen besonders macht. Zunächst konnte ich mich gleich mit dem Protagonisten identifizieren, ein Mann in den 50zigern aus Hamburg stammend, sucht sich im Nordwesten eine neue Aufgabe. Als er dann noch auf der A23 fuhr musste ich schon schmunzeln und es kommen später noch mehr Gemeinsamkeiten. Also mir alles nicht so ganz unbekannt, wobei es Sörensen noch etwas weiter nördlich verschlagen hat.
Nun könnten viele denken, ach ja, wieder einer dieser Regionalkrimis mit den üblichen Klischees. Ja, diese kommen auch, aber sind sehr fein verarbeitet, wie mir überhaupt die Charakterisierungen sehr gut gefallen haben. Auch der Humor ist fein und nie platt und wenn doch, wird dieser augenblicklich hinterfragt. Das Thema Angststörung wird ebenso dezent eingewoben ohne die Geschichte zu dominieren oder einfache Lösungen aufzuzeigen.
Ich bin gespannt, wie der Autor die Reihe fortsetzen wird, denn es dürfte in dem kleinen Ort jetzt nicht so schnell wieder ein Verbrechen mit solchen Ausmaßen geben, denn sonst gäbe es bald keine Einwohner mehr, weil die entweder tot oder im Gefängnis sitzen.

Bemerkenswert fand ich übrigens, dass der Autor sein Hörbuch selber hervorragend eingesprochen hat. Es ist nicht immer leicht den Slang dieser Region zu treffen, denn das ist nur so ein angehauchtes Plattdeutsch, was ich selber auch immer gerne mal imitiere.
Ich habe gelesen Sven Stricker ist auch als Hörspielregisseur tätig, jedenfalls wäre ich sehr dafür, wenn er auch andere Bücher nicht nur seine eigenen einsprechen würde.

[hamlok]

Lese-Weltreise - Dänemark
Leichenblume (Kaldan og Schäfer #1) by Anne Mette Hancock (Crime, ***) goodreads

Eine relativ neue Krimi-Autorin in den deutschen Buchläden ist die Dänin Anne Mette Hancock, ich habe das Buch sogar nach Empfehlung im örtlichen Buchhandel gekauft und zu Weihnachten verschenkt. (Das an keine konkrete Person sondern wir besorgen seit ein paar Jahren jeder ein Geschenk für 30 Euro und das kann im Anschluss erwürfelt werden.)
Nun habe ich das Buch nicht selber gewonnen, sondern habe es jetzt über Spotify gehört, natürlich um zu schauen, was ich da eigentlich gekauft habe.

Eine Journalistin bekommt einen etwas unverständlichen Brief einer gesuchten Mörderin und begibt sich auf Recherche zu den Hintergründen, warum diese gerade sie auswählt und startet ihre Suche zunächst bei den Hinterbliebenen des damaligen Opfers.

Ich bin bei der Beurteilung bei 3 Sternen gelandet, weil ich die Idee des Falles und den thematischen Hintergrund des Mordes nicht wirklich besonders fand. Ich empfinde diesen mit dem dänischen Krimi-Preis ausgestattenden ersten Fall einer Reihe als eher durchschnittlich, stilistisch solide, aber auf keinem Fall aus der Masse herausragend. Ich denke so etwas bleibt nicht lange in Erinnerung, vielleicht habe ich aber auch einfach schon "zu viel" in meinem Leben gelesen.

[hamlok]

Genre-Challenge - Horror
SUB-Challenge
Das Haus der Monster - The Monster Man of Horror House (Monster Man #1)
by Danny King (Horror, ****) goodreads

Es gibt sie noch, die Perlen vom SUB . Damals sehr günstig als ebook gekauft hatte ich jetzt die Möglichkeit das passende Hörbuch zu erwerben.
Ich weiß nicht so richtig, was ich erwartet habe, aber bei dem Titel und Cover dachte ich an eher billigen Horror, wurde dann aber überrascht durch spannende und sehr unterschiedliche Horrorkurzgeschichten. Der verlinkte Klappentext gibt lediglich die Rahmenhandlung wieder dieses auch stilistisch gut geschriebenen Werkes, was sehr an klassische Horrorgeschichten erinnert. Da halte ich gerne Ausschau nach dem nächsten Buch, was den originellen Titel DAS HAUS DER MONSTER - DIE MONSTER SIND ZURÜCK hat.

[Marrella]

Stephen King-Challenge: Revival - Audible, Horror ***

Eine weitere Station auf der Reise durch Stephen Kings Multiverse ist Revival, und genau wie bei Rose Madder war ich ein wenig hin- und hergerissen, als es darum ging, es einzuordnen und zu bewerten. Teile haben mir sehr gut gefallen, manche Passagen habe ich dagegen als zu lang empfunden. Letztendlich ist es irgendwo zwischen drei und vier Sternen für mich angesiedelt, hat jedoch noch Potenzial nach oben.

Es ist wie häufig bei King eine Coming of Age-Geschichte, die ich eigentlich immer wieder gerne lese. Hier konnte ich allerdings mit dem irgendwann erwachsenen Protagonisten nicht mehr so viel anfangen. Jamie ist Musiker, spielt in einer Band, nimmt Drogen usw. Das war nicht wirklich meins. Faszinierend fand ich hingegen sein Verhältnis zu dem Pfarrer Charles Jacobs, den er kennen lernt, als er sechs Jahre alt ist. Jacobs seinerseits ist fasziniert von Elektrizität und experimentiert leidenschaftlich damit. Für die Dorfgemeinde ist er jedoch zu "anders" und muss relativ bald wieder gehen. Jamie trifft ihn dann als Erwachsener wieder, als Jacobs dadurch bekannt geworden ist, dass er Menschen wieder zum Leben erweckt.

Frankenstein lässt hier definitiv grüßen, wobei das Horror-Element sich bis zum Finale diskret im Hintergrund hält oder schlichtweg nicht vorhanden ist. Das Ende macht Revival aber eindeutig zum Horror-Roman. Ich bin immer wieder überrascht, wie breit Kings Spektrum ist, was die Themen seiner Bücher angeht. Letztendlich ist jedes Buch anders, man kann ihm jedenfalls nicht vorwerfen, immer wieder dasselbe mit Abwandlungen zu schreiben, wie es bei manchen anderen Autoren der Fall ist.

[Marrella]

Originally Posted by hamlok

Es gibt sie noch, die Perlen vom SUB .

Oh ja, und ich habe auch eine in meinem gefunden.

Bill Mesler: A Brief History of Creation - audio, Non-Fiction *****

Seit gut einem Jahr habe ich mich im Auto durch meinen Non-Fiction-SuB gehört, dieses Buch war das letzte aus dem altem Bestand, und es hat mich total begeistert. Ich wusste gar nicht mehr, dass es hier um Wissenschaftsgeschichte geht - der Autor berichtet über die Anstrengungen der Menschen, die Herkunft des Lebens zu erklären bzw. zu entschlüsseln, und zwar von der Antike bis zur Gegenwart. Diese Art von Geschichten lese und höre ich immer wieder gerne, vor allem dann, wenn sie so anschaulich und interessant präsentiert werden, ohne dabei ins Triviale abzudriften. Bill Mesler erzählt über das Leben von Wissenschaftlern und Philosophen, die sich der Suche nach unserem Ursprung verschrieben haben, und auch wenn man viele darunter bereits kennt - wie z. B. Charles Darwin oder Francis Crick, um nur zwei prominente Beispiele zu nennen, wird es nie langweilig.

Ebenfalls zu den fünf Sternen beigetragen hat der Sprecher dieses Hörbuchs, Sean Runnette, der einmal mehr beweist, dass es auch einem Sachbuch nicht schadet, wenn es von einem Sprecher gelesen wird, der sein Handwerk versteht und den Stoff nicht einfach nur herunterleiert.

[Marrella]

Brüder Grimm et al.: Es war einmal: Neue und klassische Märchen - Audible ****

Was gibt es Schöneres, als zum Einschlafen Märchen vorgelesen zu bekommen? Dieses Hörbuch gab es 2019 zum Weltkindertag umsonst, und ich muss sagen, es ist nicht nur professionell, sondern auch liebevoll realisiert und von Stefan Kaminsky wunderbar vorgelesen.

Ich weiß nicht, wann ich die alten Märchen der Brüder Grimm zuletzt gelesen habe, aber es scheint mir fast ein ganzes Leben her zu sein. Die neuen Märchen waren so etwas wie ein Gemischtwarenladen, das ging von richtig gut (die Geschichte von Iny Lorentz, mit der ich sonst gar nichts anfangen kann) über "geht so" bis hin zu grottig, womit ich diese unsägliche Geschichte von Poppy J. Anderson meine, bei der ich mich zudem gefragt habe, was daran denn nun märchenhaft sein sollte.

Die Erfolgsquote betrug insgesamt in etwa 80%, weshalb ich vier Sterne als angemessen empfinde.