Bruce, das kann man auch ganz anders sehen..
Erstens: Wenn man sich zum Hüter der "Autorenintention" aufschwingt, dann gibt man vor, diese zu kennen.. Ich kann Dir aber sagen, dass es Fachleute gibt, die seit vielen Jahren literarische Texte für Verlage editieren und keinesfalls der Ansicht sind, die jeweilige "Autorenintention" zu kennen. Das ist selbst für Wissenschaftler und Herausgeber die sich jahrelang mit Texten eines einzigen Autors beschäftigen 'ne Nummer zu hoch gegriffen.
Zweitens: Die Editierung von Texten ist dann eben
nicht beliebig, wenn die Methode der Edition erwähnt und erläutert wird. Im Gegenteil, das ist eine eigene anerkannte
akademische Wissenschaft.
Drittens: Ein Text ist nicht dadurch originalgetreu oder gemäss den "Autorenintentionen" eingerichtet, nur indem man eine historische Ausgabe rekonstruiert (Wikisource-Methode). Das ist
eine mögliche editorische Methode unter vielen, und zumeist keinesfalls die beste. Denn woher will man wissen, ob der Autor über diesen Druck irgendeine Kontrolle hatte, ob er gemäss dem Manuskript verkaufen ist? Und selbst wenn man wüsste dass der Autor den Druck persönlich kontrolliert hat, müsste man im Einzelfall Abweichungen von der historischen Textgestalt vornehmen und begründen.
Schau Dir mal den
Wikisource-Woyzeck an.. Das hat nichts mit dem zu tun, was in der Forschung unter Woyzeck verstanden wird. Dieser Text ist lediglich von historischem Interesse.
Wenn man nur historische Ausgaben rekonstruieren möchte, benötigt man ja keine Neuedition. Dann kann man ja einfach sagen: Siehe Ausgabe Sounso, Seite 54, auf Google Scann.