Thread: Hanvon/Hexaglot Hanvon N516 Review
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Old 02-20-2010, 02:56 PM   #1
DocChip
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Hanvon N516 Review

Da der Hanvon N516 eBook-Reader nun für ca. 150€ erhältlich ist, habe ich mit diesem Gerät den Einstieg in die eBook-Welt gewagt. Mittelfristig würde mich ein eher größerer Reader interessieren, mit dem man sinnvoll mit PDF-Dateien arbeiten kann. Ich war jedoch zu neugierig auf die ePaper-Technologie, um warten zu können bis ein Gerät verfügbar ist, das meinen Anforderungen voll entspricht. Für das Lesen unterwegs ist ein kompakter Reader ohnehin die praktischere Wahl. Nachdem ich nun ein paar Tage mit dem N516 gespielt habe, ist es an der Zeit meine Eindrücke mit der Community zu teilen.

Positiv überrascht war ich bereits von der Verpackung, in der der Hanvon geliefert wird. Diese kommt in dicker Buch-Form, mit weißem Hochglanzdruck, und lässt sich auch wie ein Buch öffnen. Zum Glück entspricht das Gewicht nicht dem, was man von einem entsprechend großen Papier-Buch erwarten würde. Die Marketing-Abteilung hat ihre Hausaufgaben gemacht. In der Box befinden sich neben dem Reader ein hochwertig wirkender Kunstleder-Cover, ein USB-Netzadapter, ein USB-Kabel, Ohrhörer und eine dünne englische Bedienungsanleitung. Eine 2GB-SD-Karte ist bereits im Gerät eingelegt.

Auch das Gerät selber hinterlässt einen guten Eindruck. Auf der amerikansichen Homepage wirbt Hanvon für den N516 mit dem Slogan "A Solid Reader". Das kann ich gelten lassen. Der Reader ist rundum gut verarbeitet. Die weißen Tastenbeschriftungen wirken auf der Oberfläche im Kunstleder-Look (nicht designpreisverdächtig, aber erträglich) abriebgefährdet. Da sie sich jedoch neben den Tasten befinden und nicht direkt gedrückt werden, sollte es hiermit keine Probleme geben. An der linken Seite des Geräts befindet sich ein Blätter-Rad, (nehme ich zurück: welches recht leicht verkantet, wenn man es nicht genau längs des Geräts bedient). Die Tasten des Geräts besitzen alle einen vernünftigen Druckpunkt. Auch das Steuerkreuz lässt sich gut bedienen. Das Display ist matt, kann unter ungünstigen Lichtbedingungen aber dennoch etwas spiegeln. Dies lässt sich in solchen Fällen jedoch schon durch leichtes Neigen beheben. Meine Waage zeigt für das Gerät alleine 170g an, mit Cover sind es 266g. Der N516 wird im Cover von vier Magneten stabil in Position gehalten.

Die Original-Software unterstützt nur Englisch und Chinesisch als Sprachen für die Benutzeroberfläche. Deutsche eBooks lassen sich dennoch korrekt mit Umlauten darstellen. Es lohnt sich auf jeden Fall ein Update auf die Version 2.2.7.2 (http://www.hanvon.com/de/download/Eb..._2.2.7.2.0.rar), die Deutsch als Menüsprache, etwas höhere Geschwindigkeit und einen verbesserten PDF-Viewer mitbringt. Seltsamerweise habe ich auf der deutschen Hanvon-Homepage keinen Hinweis auf diese Firmware gefunden. Der Link stammt von openinkpot.org.

Die Reader-Software kann nicht viel, das was sie kann jedoch gut, soweit ich mit meinen Kurztests bisher feststellen konnte. Die Schriftgröße ist in drei Stufen eingestellbar. Das ist nicht herausragend, die Größen erscheinen mir aber sinnvoll gewählt. Positiv fällt auf, dass Tabellen korrekt dargestellt werden. Mit Hilfe der Zahlentasten des N516 kann man direkt Seiten anspringen (wenn man denn weiß, auf welche eBook-Seite man möchte ). Außerdem können Lesezeichen angelegt werden, wobei nur die letzten acht aufrufbar sind. Hyperlinks werden nicht unterstützt.

Auch der PDF-Viewer bietet nur einen spartanischen Funktionsumfang. Ich habe vier Test-PDFs verwendet:
(1) einspaltiges Skript, ca. 600 Seiten, Seitenformat ähnlich A5, Text und Diagramme im Vektorformat
(2) aufwendiges PDF-Magazin, ca. 6MB, Format ähnlich A4, zahlreiche aufwändige Abbildungen (groß, farbig), kompliziertes Layout
(3) wissenschaftliches Paper, Letter-Format, zweispaltig, gescannt
(4) wissenschaftliches Paper, Letter-Format, zweispaltig, Text mit Formeln und Diagrammen im Vektorformat
Grundsätzlich stellt der PDF-Viewer die Dateien zunächst auf Inhaltsbreite gezoomt dar. Dies funktionierte mit allen getesteten PDFs erstaunlich gut und zuverlässig. Es besteht die Möglichkeit in zwei Stufen zu vergrößern. Aufgrund des 5"-Displays ist die Schrift zwar klein bis sehr klein, sie lässt sich dank der hohen Display-Auflösung jedoch noch lesen. Für lange Lesesitzungen ist das allerdings nicht geeignet. Zusätzlich zur Original-Darstellung steht auch ein Reflow-Modus zur Verfügung, der je nach Vorlage mal mehr und mal weniger gute Ergebnisse liefert, mit den üblichen Problemen zerstörter Formeln und verschwundener oder zerstörter Grafiken und Tabellen.

Der N516 spielt auch MP3-Dateien ab. Ich habe das kurz mit guten In-Ear-Hörern ausprobiert. Der Klang entspricht einem brauchbaren günstigen MP3-Spieler, mit leichten Störgeräuschen, die von "Mainstream"-Musik problemlos übertönt werden. Anspruchsvolle Musikhörer sollten bei anspruchsvollen Playern bleiben. Schließt man keine Kopfhörer an, schallt es aus dem eingebauten Lautsprecher.

Auch eine Aufnahmefunktion für Sprachmemos ist vorhanden. Die Qualität ist gut, da es jedoch keine eigene Aufnahmetaste am Gerät gibt, sondern man über das Audio-Menü gehen muss, erscheint mir die Bedienung zu umständlich für den produktiven Einsatz.

Bilder zeigt der N516 ebenfalls an.

Nachdem ich die Original-Firmware in Augenschein genommen hatte, machte ich mich ans Werk und installierte OpenInkpot 0.2. Das Flashen hat erfreulich problemlos geklappt. Die Oberfläche von OpenInkpot ist ein Genuss, im Vergleich zur schlichten Original-Firmware eine neue Dimension. Sehr beeindruckend sind die zahlreichen Einstellmöglichkeiten der Reader-Software. Hier werden auch Hyperlinks und die Inhaltsverzeichnis-Funktion unterstützt. Tabellen werden derzeit leider nicht korrekt dargestellt.

Der PDF-Reader LocoPDF macht mich noch nicht ganz glücklich. Ein großes Plus ist auch hier der große Funktionsumfang inklusive Inhaltsverzeichnis, einstellbarer Zoom-Schritte, und und und. Das automatische Anpassen an die Textbreite klappt leider nicht immer. In der Version 0.3-rc1, auf die ich inzwischen upgedated habe, scheint es hier aber Verbesserungen gegeben zu haben. Manchmal kommt es zu Abstürzen des Viewers, die teilweise das ganze System betreffen. Gut, dass es einen Reset-Knopf gibt.

Auch OpenInkpot bringt Software zur Bild- und Audiowiedergabe mit. Die Sprachmemofunktion fehlt jedoch. Weiterhin sind ein paar Spiele enthalten (nicht getestet). Das Applikationen-Menü ist momentan noch leer.

Zum Thema DRM: Die Original-Firmware unterstützt ePub mit Adobe-DRM. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Geräte-ID an die verwendete SD-Karte gebunden wird. Das heißt, wenn eine andere SD-Karte eingesetzt werden soll, ist auch eine neue Geräte-Aktivierung notwendig! OpenInkpot unterstützt kein DRM.

Fazit: Für gut 150€ habe ich ordentliche Reader-Hardware bekommen. Die Original-Firmware enttäuscht jedoch mit geringem Funktionsumfang. Positiv fällt die Unterstützung von Tabellen im Buchreader auf, sowie das zuverlässige zoomen auf den Inhalt beim PDF-Reader. Die Tatsache, dass weder Hyperlinks noch Inhaltsverzeichnis-Funktionen vorgesehen sind, schränken die Bedienungsfreundlichkeit und den Nutzen ein. Mit dem Umstieg auf OpenInkpot wurde das Gerät meiner Ansicht nach deutlich aufgewertet. Für den umfassenden Funktionsumfang nehme ich das Manko in Kauf, dass der FBReader derzeit Tabellen nicht korrekt darstellt. Auch der PDF-Viewer ist noch nicht ausgereift, aber auf gutem Weg. Da das Gerät mit seinem 5"-Display ohnehin selten zum PDF-Lesen verwendet werden wird, sehe ich hierin kein Problem. OpenInkpot unterstützt (schon aus Prinzip) kein DRM. Da ich auf absehbare Zeit nicht vorhabe DRM-geschützte Bücher zu kaufen, ist meine Entscheidung gefallen: OpenInkpot bleibt drauf!

Lesefreunde, die sich nicht mit Firmware-Flashen auseinandersetzen wollen oder an der Lektüre von DRM-geschützten Büchern interessiert sind, sollten jedoch nicht zu diesem Gerät greifen. Der eingeschränkte Funktionsumfang der Original-Firmware wird mittelfristig den Lesespaß dämpfen. Da sind 50€ Aufpreis für z.B. einen Sony PRS-300 sicherlich gut angelegt.

Vermutlich ist es mir nicht gelungen jede Frage jedes interessierten Lesers mit diesem Review zu beantworten. Also bitte fragt, was Ihr noch wissen möchtet. Antworten, die ich geben kann, werde ich Euch nicht vorenthalten.

Nachtrag: Wenn man das Gerät zum Lesen ohne Cover in der Hand hält und das seitliche Blätter-Rad zum Blättern verwendet, so funktioniert dies sehr zuverlässig. Meine ursprüngliche Aussage zum Verkanten entstand aus Situationen, in denen ich das Blätter-Rad etwas umständlich bedient habe als der N516 im Cover war.
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Last edited by DocChip; 02-24-2010 at 02:58 PM. Reason: Das Blätter-Rad funktioniert besser als behauptet (siehe Nachtrag).
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