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Old 03-11-2011, 10:42 AM   #15
zorander
Zealot
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Jäger

Das erste was er fühlte war Hunger. Ein entsetzliches nagendes Gefühl in seinem Bauch. Wie ein dutzend Ratten die sich aus seinem Inneren langsam nach außen fraßen. Mit schmerzerfülltem Stöhnen öffnete er langsam seine Augen.
Der Wald war ruhig. Unnatürlich ruhig. Zu dieser Stunde, wenn die Dämmerung der unaufhaltsamen Nacht langsam Platz macht, sollte die Luft von dem Knurren der Jäger und den Todesschreien der Gejagten erfüllt sein. Aber er hörte nichts, bis auf das Rascheln des Windes der durch die Baumkronen rauschte.
Er erhob sich, streckte seinen kraftvollen Körper und hielt schnuppernd seine Nase in den Wind. Ganz schwach nur nahm er den verheißungsvollen Geruch in sich auf. Der Speichel sammelte sich schon in seinem Mund und sein Magen gab erneut ein lautes Knurren von sich. Aber nun hatte er ein Ziel.
Mit weit ausholenden Schritten lief er durch den Wald. Sprang mühelos über umgestürzte Bäume, ließ mit einem leisen Platschen einen schmalen Bachlauf hinter sich, immer die Witterung seines Opfers in der Nase. Seine starken Muskeln kannten keine Müdigkeit und vibrierten geradezu in seinem Körper. Seine langen scharfen Krallen bohrten sich in den weichen Waldboden. Auf dieser Welt gab es nichts, das es mit ihm aufnehmen könnte. Er kam schnell näher. Nun war es nicht mehr weit, und er wurde langsamer, wechselte von einem meilenfressenden Sprint zu einem vorsichtigen Anpirschen. Er schlich nahe dem Boden weiter, und sah endlich sein Ziel vor sich.
Auf einer kleinen vom Mondlicht erhellten Lichtung grasten eine Herde Rehe. Mit geübtem Auge machte er sein Opfer aus, sammelte seine Kraft und mit einem langen Sprung landete er auf dem Rücken der alten Hirschkuh. Sofort verbiss sich sein kräftiger Kiefer in eine weiche Schulter, seine Krallen rissen lange Furchen in das Fleisch. Mit einem langgezogenen Röcheln brach die Hirschkuh unter ihm zusammen. Der Rest der Herde war bei seinem Angriff sofort panisch geflüchtet und nicht mehr zu sehen.
Schmatzend schlürfte er das warme Blut, und grub seine Schnauze tief in den zuckenden Körper. Mit jedem Biss fühlte er neue Energie und Stärke in jeden Zoll seines Körpers strömen. Hemmungslos gab er sich seinem Blutrausch hin, es gab nichts außer dem warmen Fleisch vor ihm. Das Knirschen der brechenden Knochen hallte über die Lichtung und ein genussvolles Seufzen entrang seiner Kehle. Plötzlich knallte ein Schuss und er spürte wie etwas in seinem inneren zerriss. Er wurde nach vorn geschleudert und kraftlos brach er zusammen. Sterbend sah er in die gebrochenen Augen der Hirschkuh.

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Meine erste "Kurzgeschichte". Hat sich während dem schreiben verändert, aber so ist es wohl wenn man ohne Konzept schreibt. Eigentlich sollte es ja eine Werwolfgeschichte werden. haha
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