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Old 07-14-2013, 08:14 AM   #519
medard
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Naja, Thomas Mann hatte eben das Problem das er nach dem Erscheinen der Buddenbrooks von sehr vielen Menschen gelesen wurde. Und irgendwann gab es vermutlich einen Punkt an dem er sich gedacht hat: Die Leute verstehen das ohnehin nicht, oder nur einen gewissen Teil, oder eben nur das was sie verstehen wollen, oder können. Und wenn das eh schon so ist, dann kann man ja auch genauso gut auf die Spitze treiben und Dinge einbauen und darstellen die sich nur an einen speziellen Personkreis richten. (so wie hier: Dieser Satz richtet sich an ein künstlerisch ambitioniertes Bildungsbürgertum)

Ich weiss nicht ab wann Mann angefangen hat mit diesen Dingen zu spielen, in den Buddenbrooks habe ich das nicht wahrgenommen, im Tod in Venedig im Zauberberg hingegen schon. Im Zauberberg sogar sehr stark.

Es ist nicht Humor im gängigen Sinn, sondern es ist eine ganz feine Distanzierung vom Gegenstand den Thomas Mann beschreibt, durch das Mittel der Ironie. So erlebe ich das zumindest.

Natürlich war Mann stilprägend, er konnte das. Aber ein Klavierspieler der gut ist wird wohl auch lieber die kompliziertesten Stücke aufführen, einfach um zu zeigen das er das kann. Und es geht ja auch nicht nur darum die technische Fähigkeit zu präsentieren, sondern den Grad der Beseelung zu perfektionieren mit dem diese Dinge dargestellt werden können. Ein Klavierspieler drückt nicht nur auf die Taste so wie das eben auf dem Papier steht, sondern er interpretiert das Stück als ganzer Mensch. Und ich denke das war Thomas Mann auch ein Anliegen.

Selbst wenn man diesen Ansatz gar nicht leiden mag ist es so das Thomas Mann stilistisch unerreicht ist im 20. Jahrhundert. Ich denke da besteht unter Fachleuten weitestgehend Konsens. Das ist dann schon ähnlich wie mit Wagner (mit dem sich Mann sehr ausführlich beschäftigt hat, wie auch mit Freud) der ebenso durch seine Meisterschaft und sein Können sein eigenes Fachgebiet zerstört hat.

Es gibt nach Wagner keine nennenswerten Opern mehr da jeder Komponist und Dramatiker sich an Wagner messen müsste, und es gibt nach Mann eigentlich keine grossen Erzähler mehr in diesem bildungsbürgerlichen Sinn.
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